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Auf dem Weg in Karis Kerker sah Finya nachdenklich zu ihrem Herren.
„Was werdet Ihr jetzt eigentlich mit Jaro machen?"
Aaron seufzte. „Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf Krait und seine Komplizen. Jaro hat Zeit, bis wir zurück sind."
Schließlich kamen sie am Zugang zu den Kellergewölben an.
„Ab hier musst du alleine gehen, Finya." erklärte Aaron alles andere als begeistert.
Kari legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Geh den Gang entlang und am Ende ein Stockwerk nach unten." erklärte er.
Dann gehst du nach rechts. Krait sitzt in der dritten Zelle."
Finya nickte, wirkte jedoch leicht angespannt.
Beruhigend klopfte Kari ihr auf die Schulter.
„Meine Krieger sind überall versteckt. Dir kann nichts passieren."
Finya nickte, straffte sich und machte sich auf den Weg.
Schließlich stand sie vor Kraits Zelle.
„Krait Emela?" fragte sie leise. Im nächsten Moment hörte sie ein Knurren aus der Zelle.
„Wer fragt das?"
„Finya"
Erneut knurrte Krait, dieses Mal jedoch deutlich lauter. Aus der Zelle hörte man Kettenrasseln, als Krait wütend an seinen Ketten zerrte.
„Du wagst es wirklich hierher zu kommen, Mörderin?"
„Ich habe Euren Freund nicht getötet." erwiderte Finya ruhig. „Seinen Tod hat er sich selbst zuzuschreiben."
Erneut knurrte Krait. „Aber wärst du nicht gewesen, würde er noch leben und hätte mich zu seinem Stellvertreter gemacht." redete Krait sich in Rage.
„Mir blieb ja gar nichts anderes übrig, als mich in einen elenden Blutsauger verwandeln zu lassen. Nur so hatte ich überhaupt die Chance, Aegir zu rächen. Er war der einzige Vampir, den ich akzeptiert habe. Und DU hast ihn auf dem Gewissen!"
Unsichtbar für Krait schüttelte Finya den Kopf.
„Und was hatten die Anderen damit zu tun?"
Krait lachte dreckig auf. „Allesamt Bauernopfer, die es nicht anders verdient haben.
Nagan, dieser Idiot... Er war der perfekte Komplize. Ich habe schnell heraus gefunden, wie er zu seinem König steht. Dann war es ein Leichtes, ihm einen Floh ins Ohr zu setzen, damit er mir hilft." Krait hatte sich so sehr in Rage geredet, dass er gar nicht mehr merkte, was er alles erzählte.
„...und Magnus?"
Erneut lachte Krait dreckig. „Magnus....das ist ein Naivling.... Er hat uns allen Ernstes geglaubt, dass es nur um einen Spaß, um eine Wette geht. Er war wirklich überzeugt, dass niemand zu Schaden kommt..."
Erneut nutzte Finya Kraits Redefluss.
„... und Finn?"
Dieses Mal stockte Krait, wurde skeptisch. „Was weißt du von Finn?" hakte er misstrauisch nach.
Finya schluckte. Fieberhaft überlegte sie, was sie nun sagen könnte.
„Nagan hat da was gesagt..." setzte sie an.
„Was hat der Idiot gesagt?"
Innerlich fluchte Finya.
„...dass er mich mit ihm - sobald Ihr meiner habhaft seid - Euch wegnehmen will, um ein Lösegeld zu erpressen." erklärte sie dann.
Erneut riss Krait wütend an seinen Fesseln.
„Dieser Verräter... wir waren uns doch einig, Finn nicht mit dazu zu nehmen. Ich, Nagan und Magnus hätten gereicht. Warum musste dieser Hund noch jemanden von unserem Plan erzählen..."
Finya wich vorsichtshalber einen Schritt zurück, als Krait in seiner Zelle immer stärker tobte.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Aaron und Kari, die alles belauscht hatten, auf sie zutraten.
Aaron legte ihr leicht die Hand auf die Schulter, nickte ihr zu und führte sie leise weg.
„Wir haben genug gehört, Krait." ergriff Kari das Wort. „Du hast soeben dein eigenes Todesurteil unterschrieben."
Im Inneren der Zelle tobte Krait noch wilder. Auf einmal hörte man das Reißen einer Kette. Sofort standen mehrere Schattenkrieger an der Türe und schirmten Kari ab.
„Den Zeitpunkt deines Todes teile ich dir mit, wenn ich mit den Anderen gesprochen habe." erklärte der Jarl kalt und folgte Aaron und Finya, während seine Krieger vor der Zellentüre stehen blieben.

„Ich denke nicht, dass wir dieses Spiel bei Nagan wiederholen müssen." wandte sich Kari an Aaron und Finya, als er am Ende der Treppe schließlich neben den beiden stand.
„Du warst übrigens sehr gut." wandte er sich mit sichtlicher Anerkennung an Finya.
Kurz darauf standen sie vor Nagans Zelle. „Ich werde erst einmal alleine hineingehen." erklärte Kari ruhig und betrat die Zelle.
„Du weißt, was dir vorgeworfen wird." wandte er sich schlicht an den gefesselten Gefangenen. „Deine Aussage liegt mir bereits vor. Hast du noch irgend etwas dazu zu sagen?"
Statt einer Antwort versuchte Nagan dem Jarl ins Gesicht zu spucken, traf ihn jedoch nicht, da Kari einfach einen raschen Schritt zur Seite machte,
„Wenn du mich auf diese Weise provozieren willst, damit ich dich schnell töte, muss ich dich leider enttäuschen. Im Übrigen bezeichnet Krait dich als Idiot und leicht zu manipulierendes Bauernopfer."
Augenblicklich wurde Nagan ruhiger und blickte Kari entsetzt an. „Das hat er gesagt?"
Kari nickte nur.
Nagan senkte den Blick. „Ich hätte mich nie auf Krait einlassen dürfen. Ja, ich finde König Makiko lässt seinen Sklaven zu viel durchgehen, aber deswegen hätte ich ihn noch lange nicht verraten. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist...Es tut mir Leid. Auch das...gerade eben."  Nagan sank demütig auf die Knie und sah Kari offen und ehrlich an. „Ich weiß, dass mich der Tod erwartet und dass König Makiko mich vermutlich  nicht mehr sehen will. Ich bitte Euch daher, meinem König meine Entschuldigung auszusprechen, Jarl." bat er respektvoll.
„Das hängt von Eurem weiteren Verhalten ab." erwiderte Kari und ließ offen, auf welchen Punkt er sich dabei bezog.
„Welche Rolle haben Magnus und Finn in diesem Theater gespielt?"
„Magnus wusste nicht, worum es geht. Wir haben ihn glauben gemacht, dass es ein abgesprochenes Spiel sei." gab er dann ehrlich zu. „Und Finn war überhaupt nicht beteiligt. Wir hatten zwar erwägt, ihn ebenfalls - wie Magnus - anzulügen, haben uns aber dann dagegen entschieden, ihn überhaupt an der Sache zu beteiligen."
Kari nickte zufrieden. „Das wäre alles für den Moment. Ich werde Makiko Eure Entschuldigung ausrichten."
Nagan neigte dankend den Kopf, bevor Kari den Raum verließ.
„Ihr habt alles gehört?" wandte er sich fragend an Aaron und Finya.
Aaron nickte. „Ich denke das Verhör von Finn können wir uns in diesem Fall sparen. Und das von Magnus vermutlich auch."
Kari nickte. „Dann werde ich König Makiko informieren, auch wenn er mit der Sache nichts zu tun haben wollte. Er sollte noch im Schloss sein, da er als einer der wenigen erst morgen abreisen wollte."
Erneut nickte Aaron. „Ich werde mit Finya in mein Zimmer zurück kehren. Immerhin hat sie noch etwas mit Arvid zu besprechen."

Finya 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt