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Gemeinsam stiegen sie in den Kerker hinab, blieben jedoch auf der obersten Ebene, wo sich die komfortableren Zellen befanden. Kurz darauf stießen Dimitri und Jonas zu ihnen.
Am Ende des Ganges saß eine Wache an einem Tisch.
Aaron trat direkt auf ihn zu und wechselte einige leise Worte mit dem Mann.
„Ja, Hoheit. Er verhält sich ruhig." bestätigte die Wache und griff nach ihrem Schlüsselbund. „Diese Zelle, Hoheit." erklärte er und wies auf eine der Zellen.
Gemeinsam traten sie vor die Türe, wobei Aaron Finya sicherheitshalber hinter sich schob.
„Aufsperren..." forderte er die Wache auf.
Kurz darauf öffnete Aaron selbst die Zellentüre. Wie erwartet war Jaro noch wach und saß, den Rücken an die Wand gelehnt, auf seiner Pritsche.
Auf dem Tischchen neben ihm stand eine Karaffe mit Blut, ein Krug Wasser und eine reichhaltige Mahlzeit. Nichts von alledem hatte Jaro angerührt.
Als sich die Türe öffnete, hob Jaro den Blick und schluckte.
Dann erhob er sich jedoch und verneigte sich leicht.
„Ich dachte, ich hätte noch ein paar Stunden, Hoheit..." wandte er sich leise an seinen Herrscher und trat auf ihn zu.
Erneut schluckte er. „Dann lasst es mich bitte schnell hinter mich bringen, Hoheit."
Aaron nickte nur und verkniff sich ein Schmunzeln.
„Komm mit." forderte er Jaro auf und drehte sich um. Vor der Zelle traten Dimitri und Jonas neben Jaro und geleiteten ihn hinter Aaron her.
Jaro bemühte sich sichtlich um einen festen Schritt. Dennoch konnte er seine Anspannung nicht verbergen.
Mit sichtlichem Erstaunen registrierte er, dass sie kurz darauf den Thronsaal betraten.
Während Aaron auf seinem Thron Platz nahm, ging Jaro vor dem Podest auf die Knie.
Finya  blieb, mit einer Akte in der Hand, neben Aaron stehen, während Dimitri und Jonas sich an der Türe postierten.

Eine ganze Weile musterte Aaron Jaro schweigend. „Steh auf, Jaro." forderte er ihn schließlich auf und wartete, bis Jaro stand.
„Lange Jahre hast du mir treu gedient, Jaro. Ich hatte sogar erwägt, dich zum Hauptmann zu befördern." begann Aaron ruhig zu sprechen.
„Dann hast du dich auf einmal gewandelt. Du hast mich hintergangen und verraten. Dass ich dich nicht sofort zum Tode verurteilt habe, ist einzig der Tatsache zu verdanken, dass du letzten Endes doch noch zur Vernunft gekommen bist und versucht hast, deinen Fehler wieder gut zu machen."
Jaro hörte ihm schweigend zu, hielt den Kopf gesenkt.
„Ich habe dich in die Verbannung geschickt und dir angedroht, dich zu töten, solltest du es wagen, vor Ablauf deiner Strafe zurück zu kehren. Dennoch stehen wir heute hier."
Für einen Moment schwieg Aaron und beobachtete Jaro.
„Allerdings stünden wir vielleicht nicht alle hier, wenn du dich nicht über meinen Befehl hinweg gesetzt hättest." ergriff Aaron wieder das Wort.
„Du bist zurück gekehrt um zu helfen, obwohl du wusstest, dass dich unter Umständen der Tod erwartet." Aarons Stimme war nach wie vor ruhig und neutral.
„Ich habe dich erst im Unklaren, dann in dem festen Glauben gelassen, dass du in der Tat sterben wirst und du hast mir dennoch dein Wort gegeben, diese Strafe hinzunehmen."
Erst jetzt begann Aaron sacht zu lächeln. „Heute Abend habe ich dir sogar deine Henkersmahlzeit reichen lassen. Ich weiß, dass all das grausam war."
Langsam stand Aaron auf und schritt die Stufen hinunter. Direkt vor Jaro blieb er stehen. „Jetzt stehst du hier vor mir und ich sehe die Furcht in deinen Augen." Aaron hob die Hand und legte sie Jaro auf die Schulter. „Du bist ohne Gegenwehr mit in die Burg zurück gekehrt und stehst selbst jetzt ohne Fesseln vor mir. Du hast bewiesen, dass es dir mit deinem Wort ernst war. Ich schenke dir dein Leben, Jaro."
Erstaunt hob Jaro den Blick und sah seinen König ungläubig an, bevor er sich zitternd auf die Knie sinken ließ, sich verneigte und sogar mit der Stirn den Boden berührte. „Ich danke Euch, Hoheit." richtete er mit brüchiger Stimme das Wort an Aaron. Dieser wartete einen Moment, bevor er Jaro zunickte. „Steh wieder auf, Jaro." forderte er ihn auf.
„Ich weiß, dass mein Handeln grausam war. Doch es war nötig, dich im Unklaren zu lassen. Ich musste wissen, wie ernst es dir mit deinem Wort ist."
Jaro nickte nur leicht. Jetzt, wo die Anspannung langsam von ihm abfiel, machte sich Erschöpfung breit. „Ich weiß, Hoheit." bestätigte er dann.
„Begleite Dimitri jetzt zurück in deine Zelle und ruh dich aus, Jaro. Wir reden morgen weiter. Für heute ist es bereits zu spät." Jaro nickte langsam, wirkte aber erneut verunsichert. Aaron seufzte leise und sah nachdenklich zu Jaro. „Ich werde deine bisherige Strafe nicht gänzlich aufheben." erklärte Aaron ruhig. „Ich werde dich aber auch nicht zurück in die Verbannung schicken. Deine Strafe werde ich daher umwandeln."
Erneut verneigte sich Jaro. „Ich danke Euch, Hoheit." bedankte er sich für die Erklärung und ging auf ein Nicken Aarons hin zu Dimitri, damit dieser ihn zurück in seine Zelle bringen konnte.

Die Türe des Thronsaals hatte sich kaum geschlossen, als Finya bereits das Wort ergriff.
„Jaro war mehr als nur erleichtert, Herr. Ich glaube nicht, dass er Euch nochmal Schwierigkeiten machen wird, Herr."
Aaron nickte lediglich nachdenklich, während er Finya ein Zeichen gab, ihn zurück in die Wohnung zu begleiten.
„Das denke ich auch nicht. Dennoch weiß ich nicht, ob ich ihn je wieder in die Reihen meiner Wachen aufnehmen werde..."
„Das müsst Ihr nicht..." erwiderte Finya nachdenklich. „Aber wenn er bisher wirklich ein guter Krieger war..." sie zuckte leicht die Schultern.
Aaron schmunzelte. „Das wird die Zeit zeigen."
Inzwischen waren sie in Aaron's Wohnung angekommen.
Trotz der späten Stunde trat Finya nochmal auf die Terrasse und ließ ihren Blick über den Sternenhimmel gleiten.
Leise trat Aaron hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern.
„Worüber denkst du nach, meine kleine Sklavin?"
Finya lächelte. „Über Kjells Spiel, Hoheit." erwiderte sie. „Im Herbst hatte ich mich lediglich versteckt..."
In ihrem Rücken verspannte Aaron sich etwas, ahnte er doch worauf Finya hinaus wollte.
„Ich habe mich gefragt, ob es nicht eine gute Übung wäre, das Spiel zu wiederholen, jetzt, wo es wieder wärmer wird...ob es nicht überhaupt eine Idee wäre, es regelmäßig zu wiederholen."
Aaron seufzte. „Das wäre es vermutlich wirklich. Wir sprechen morgen darüber. Für heute ist es zu spät."

Finya 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt