Nate

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Er hatte Recht, nach ungefähr einer halben Stunde konnte ich schon die Umrisse der Stadt erkennen, Lichter erschienen und da mein Haus am Waldrand lag, konnte es nicht mehr weit sein. Nate hielt den ganzen Weg über, schweigend meine Hand und strich sogar manchmal mit seinem Daumen über meine Finger. Es beruhigte mich und aus irgendeinem Grund, schien Nate zu merken, dass es mich beruhigte. Wenn ich endlich in dieser Hütte ankommen würde, würde ich erstmal Grad rauchen und mir einen Drink machen, genau das brauchte ich jetzt. Innerlich verfluchte ich mich bereits für meinen sentimentalen Zusammenbruch und ohrfeigte mich für meine Schwäche. Genau dieses Verhalten hatte ich die letzten Jahre unterdrückt und versucht loszuwerden. „Ich denke, ab hier finde ich mich zurecht." sagte ich mit fester Stimme, lies seine Hand los und schritt anmutig an ihm vorbei. Er hatte mich in einem schlechten Moment erwischt, dass würde aber nicht bedeuten, dass ich nochmal so weinerlich vor ihm stehen würde. „Was wirst du tun, sobald ich dich allein lasse?" schrie er mir hinterher. Ich drehte mich um, sah ihn an und antwortete grinsend „Mich betrinken und kiffen, vielleicht auch eine Line ziehen, aber das ist etwas, was du nicht darfst, du weißt schon, als Polizist" zwinkerte ich ihm noch zu und ging schnell zu meinem Haus. Ich wollte gerade die Tür öffnen, da spürte ich seine Hand auf meiner Schulter und fragend drehte ich mich zu ihm um. „Ich lasse nicht zu, dass du dich fertig machst" Nates Stimme klang tief, seine Augen bohrten sich in meine und langsam ging ich einen Schritt zurück. Kopfschüttelnd sperrte ich die Tür auf und ging ins Wohnzimmer. Dort angekommen zog ich meine Schuhe aus, ging ins Schlafzimmer und zog mir meine Klamotten aus. Ich sprang schnell unter die Dusche, ich war total verschwitzt. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, zog ich mir im Schlafzimmer einfach ein sommerliches Kleid drüber und ging wieder ins Wohnzimmer. Nate saß auf der Couch und sah mich abwartend an, ich ignorierte ihn gekonnt und ging in die Küche, um mir ein Glas Vodka einzuschenken, welches ich ebenso noch in der Küche in einem Zug leerte. Ich schenkte mir ein zweites Glas ein, welches ich diesmal mit ins Wohnzimmer nahm und mich neben Nate aufs Sofa saß. „Möchtest du auch etwas trinken oder könntest du mich einfach allein lassen?" fragte ich höfflich und hoffte innerlich, dass er noch bleiben würde. „Heute lasse ich das noch durchgehen, aber glaub ja nicht, dass es gut ist, was du tust. Alkohol und Drogen sind scheisse und helfen tun sie dir auch nicht." erwiderte er, stand auf, ging in die Küche und kam einen Moment später ebenfalls mit einem Glas zurück. Schnaufend sah ich ihn an und hob amüsiert meine Augenbrauen hoch.

„Was willst du hier überhaupt noch?" fragte ich ehrlich neugierig. „Ich passe auf dich auf" antwortete Nate. Das glaubt er doch wohl selbst nicht, Augenverdrehend stand ich auf und holte etwas Gras aus meiner Tasche. Am Sofa angekommen, begann ich mir einen Joint zu drehen. „Spinnst du?" schrie Nate auf und nahm mir mein Gras weg. „Die Frage sollte wohl eher lauten, ob du spinnst? Das ist medizinisch angeordnet, ich habe ein Rezept dafür, du Scheisskerl" schrie ich ihn entgegen und versuchte ihm mein Gras wieder wegzunehmen. Zugegeben, es war keine ganze Lüge, das Gras war ärztlich angeordnet, aber eigentlich für meine Mutter und nicht für mich. „Du lügst." war seine schlichte Antwort. „Fick dich, Nathaniel. Fick dich und deine ganze scheisse hier. Raus aus meinem Haus und lass mich gefälligst in Ruhe!" schrie ich nun aufgebracht und stand wildfuchtelnd vor ihm. „Damit du dir noch mehr Alkohol und Drogen reinziehen kannst, vergiss es!" antwortete er immer noch ruhig und gelassen. „Seit wann interessiert es dich überhaupt was mit mir ist? Ich könnte in irgendeinen Straßengraben verrecken und es würde dich nicht interessieren. Es könnte dir nicht weniger egal sein. Also erklär mir doch mal, was heute mit dir los ist!" schrie ich weiter aufgebracht, ich konnte ihn einfach nicht verstehen.

„Es interessiert mich sehr wohl, ich habe dir vorhin im Wald bereits gesagt, dass es mir nie egal war!" meinte Nate nun auch aufgebracht und stand auf. Er war um einiges größer als ich, weswegen ich nun auf ihn hinaufblicken musste. Kopfschütteln sah ich ihn nur an und erwiderte „Es war dir doch die letzten Jahre auch scheiss egal, also wieso kannst du mich nicht einfach wieder in Ruhe lassen. Vielleich rufe ich Reese an, du erinnerst dich? Der Typ aus der Bar, vielleicht hat er ja Zeit und Lust zu mir zu kommen und mich zu beschäftigen!" Okay, ich wollte in provozieren, ich wollte wissen, ob er darauf einging, ob es ihn stören würde. Wütend kam Nate nun einen Schritt auf mich zu sagte in einen bedrohlichen Ton „Mach ruhig, aber er wird nicht kommen, kein Mann wird kommen und dich anfassen, dafür habe ich gesorgt." Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn nun and fragte schockiert „Was hast du getan?"

Day and NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt