Seit dem Angriff sind zwei Tage vergangen. Zwei Tage, an denen ich nichts tat, außer im Zimmer zu bleiben, hier meine Mahlzeiten einzunehmen und mich zu verstecken. Ich fühlte mich wie ein Feigling, doch schaffte es gleichzeitig nicht raus aus dem Zimmer. Ich hatte keine Angst, vor den Menschen außerhalb, ich würde das Schloss ohne Wachen ohnehin nicht mehr verlassen. Viel mehr fürchtete ich, die mitleidigen Blicke der anderen, wobei das nicht schlimmer wäre, als wenn sie mich anschauen und verurteilen würde.Es war bereits um die Mittagszeit und ich wollte und konnte nicht mehr länger tatenlos rumsitzen, also beschloss ich, mich nützlich zu machen. Nate meinte, mein Training würde bald beginnen und ich konnte es kaum abwarten. Früher hatte ich es gehasst, wenn Adrian mich zwang, mit ihm zu trainieren, doch mittlerweile wollte ich mich unbedingt selbst verteidigen können. Nie wieder würde ich mich in so eine Situation bringen lassen.
Als ich aus meinem Zimmer ging, sah ich eine Wache vor der Tür stehen und blinzelte sie verwirrt an. „Hallo." begrüßte ich den großen Mann, welcher mich ansah, sich hinkniete und den Kopf beugte „Meine Königin" sprach er und wartete. „Erheb dich bitte, ich bin Lia und wer bist du?" fragte ich und schüttelte das merkwürdige Gefühl ab, welches mich immer wieder beschlich, wenn mich jemand so begrüßte. „Ich heiße Endor, meine Königin" antwortete er, während er sich wieder erhob. „Was machst du hier, Endor?" fragte ich weiter. „Ich bewache Euer Zimmer, meine Königin. Kann ich Euch weiterhelfen?" erklärte er und mir wurde warm ums Herz. „Danke, für deinen Schutz, Endor" sagte ich also und legte meine Hand, auf seine Schulter. Erschrocken schaute er auf meine Hand hinunter, bevor er antwortete „Es ist mir eine Ehre, eure Majestät" Augenverdrehend unterdrückte ich ein Lachen, bevor ich weitersprach. „Wo sind jetzt genau alle, Endor?" Ich drückte kurz seine Schulter, bevor ich meine Hand wegzog. „Wem genau meint Ihr, eure Majestät?"
„Okay, könntest du bitte mit mir reden, ohne jeden Satz mit „eure Majestät" oder „meine Königin" zu beenden? Nenn mich bitte einfach Lia." bat ich ihn, da es langsam wirklich lästig wurde. „Ich kann es versuchen." Dankend schenkte ich ihm ein Lächeln, welches ihn erröten ließ.
„Ich meine alle, wo ist Nate gerade?" fragte ich. „Der König ist in der Stadt, um die Sicherheitsgrenzen um die Farmervierteln zu inspizieren. Der letzte Vorfall zeigte, wie nah die Dyranier der Stadt gekommen sind, ohne aufzufallen. Das darf kein weiteres Mal passieren." erklärte er und schaute mich dabei an. „Ich korrigiere, meine Königin. Es wird kein weiteres Mal passieren." Dankend nickte ihm zu und versuchte nicht, an den letzten Vorfall zu denken, wie er ihn nannte. „Okay und der Rest? Wer befindet sich momentan im Schloss?"
„Nun, einige Wachen, die das Gelände absichern, Dienstmädchen und Köche." erklärte er mir, während er mir folgte, als ich das Stockwerk verließ und in Richtung Esszimmer ging. „Kannst du mir den Weg zur Küche zeigen, Endor?" bat ich ihn. „Natürlich, seid Ihr hungrig?" fragte er mich.
„Nicht wirklich, aber ich würde mich gerne nützlich machen und da es sicherlich bald Zeit fürs Mittagessen ist, dachte ich, ich könnte in der Küche mithelfen." erklärte ich ihm, während er mich durch einen Gang lotste. „Ich glaube nicht, dass das nötig ist." versuchte er mich bereits von meinem Vorhaben abzubringen, doch ich ließ ihn nicht mal aussprechen. „Ich weiß, dass es nicht nötig ist, doch ich will es." beharrte ich und folgte ihm weiter. „Dann kommt mit, ich zeige euch die Küche und stelle euch einigen der Mädchen vor, welche fast täglich in der Küche mithelfen. Sie werden sich bestimmt freuen, Euch kennenzulernen."
Wir gingen noch ungefähr fünf weitere Minuten, bevor wir eine große Tür öffneten, hinter der sich eine noch viel größere Küche befand. Sie war wesentlich moderner eingerichtet, als ich erwartet hatte. doch eigentlich hatte ich nicht viel erwartet, vielleicht eine Küche wie ich sie aus dem Geschichtsunterricht kannte. Ohne Strom und Licht, nur mit einem Kamin ausgestattet, um das Fleisch zu braten. Doch ich befand mich in der Mitte einer Küche, welche viele Ausstattungen besaß, die ich noch nicht mal zuordnen konnte. Das es hier fließend Wasser gab, wusste ich bereits, schließlich besaß mein Bad eine Dusche und Toilette, doch diese Küche, besaß mindestens zehn Waschbecken, vier Öfen, zwanzig Kochplatten und unendlich große Kochinseln. Ganz abgesehen von den vielen Schränke, die mit Geschirr befüllt waren.
„Wow", stieß ich staunend hervor, bevor plötzlich jedes Gespräch verstummte und alle Anwesenden in meine Richtung sahen. So schnell jeder konnte, fielen sie auf ein Knie zu Boden und verbeugten sich vor mir.
„Nein bitte nicht, macht weiter. Erhebt euch, ihr braucht euch nicht niederzuknien. Ich bin nur hier, um zu sehen, ob ich irgendwie helfen kann." sprach ich schnell und hoffte, dass sie sich wieder normalisieren würden. Ich konnte eine angespannte Stimmung merken, während sich die Frauen und Männer erhoben und mich ansahen. Verwirrt blickten sie drein, als ein Mann, mittleren Alters auf mich zukam und zu sprechen begann.
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Day and Night
FantasyDrei Jahre ist sie ferngeblieben. Nun muss sie zurück und sich den Mann stellen, der sie verlassen hat. Sie wollte nicht lange bleiben, bis zu dem Moment, als sich herausstellte, dass ihr Leben eine Lüge war. ***---*** „Ich kann es kaum ertragen...