Es dauerte genau 12 Stunden und 27 Minuten, bevor eine wütende und aufgebrachte Ophelia vor mir an der Tür stand und mich stürmisch in die Arme nahm. Spätestens jetzt konnte ich meine Tränen nicht länger zurückhalten. Spätestens jetzt sank ich, mit ihr gemeinsam den Boden runter und schluchzte los, ohne mich bremsen zu können. Wir saßen bestimmt zwanzig Minuten am Boden, ich heulend und Ophelia, welche mir beruhigend über den Rücken strich.
„Was zur Hölle ist passiert?" stellte sie die Frage und sah mich dabei abwartend an. Kopfschüttelnd und immer noch verheult antwortete ich, „Ich habe dir doch gestern bereits am Telefon gesagt, was Adrian getan hat. Er hat mit meinem ehemaligen besten Freund gefickt und danach aufgehört mein bester Freund zu sein. Er hat mich vor allen anderen gedemütigt und mich als Hure bezeichnet." Immer noch ungläubig wiederholte ich die Geschichte, allerdings sehr abgekürzt und zusammengefasst, das Wichtigste war allerdings dabei. „Lia, das weiß ich, aber wieso hat mein dummer Zwilling das getan? Es gibt kaum jemanden der loyaler als Adrian ist. Dan kann es sich auch nicht erklären also muss doch irgendwas passiert sein." erwiderte sie.
„Wo ist Dan eigentlich? Ich hätte nicht gedacht, dass er dich allein hierherfahren lässt." fragte ich. „Oh, du kennst ja Dan, er liebt alte Autos und auf dem Weg hierher hat er eine Anzeige gefunden, wo jemand einen Oldtimer ziemlich günstig verkaufen möchte. Die Anzeige ist aus dieser Gegend, deshalb hat er mich hier abgesetzt und ist gleich nochmal los, um sich das Auto anzusehen." erklärte sie und verdrehte dabei ihre Augen. Dan ist wirklich verrückt nach alten Autos, er besitzt sogar schon drei verschiedene. Ich nickte nur und stand langsam auf, der Boden wurde irgendwann doch unbequem. Ophelia stand ebenfalls auf und sah sich in der kleinen Hütte um, bevor sie in die Küche ging und sich etwas zu trinken nahm.
„Jetzt erzähl es mir nochmal, du hast dich von deinen Ex nach drei verdammt harten, langen Jahren einfach so wieder ficken lassen und nicht mal darauf geachtet, ob er ein Kondom trägt?"
Oh, Sicherheit war für Ophelia super wichtig, sie und Dan waren mittlerweile schon einige Zeit zusammen, trotzdem verhütete sie meistens doppelt, mit der Pille und einem Kondom. Sie wollte es auf keinen Fall riskieren, schwanger zu werden. Ophelia wollte nach ihrem Abschluss so weit weg, wie möglich. Sie und Dan hatten bereits alles geplant, Adrian war ebenso begeistert und würde sie auf jeden Fall begleiten. Mich hielt zu Hause auch nichts mehr, meine Mutter würde sich früher oder später ins Grab trinken und ich wollte es auf keinen Fall riskieren, mit Timothy jemals alleine in einem Raum zu sein. Unser Abenteuer nach unserem Abschluss, stand somit nichts in Weg.
Bis jetzt. Jetzt war alles anders. Alles hatte sich in wenigen Wochen verändert. Jetzt wusste ich nicht, ob ich noch immer mitgehen sollte. Selbst wenn Adrian zur Vernunft kommen würde, selbst wenn er sich bei mir entschuldigen würde, wüsste ich nicht, ob ich ihn jemals verzeihen kann.
Es ist eine Sache, sich zu verlieben und deshalb neue Prioritäten zu setzten. Aber er wusste, wie schwer es mir fällt, Menschen in mein Leben zu lassen. Menschen mit denen ich überhaupt befreundet sein wollte. Er wusste es und hat sich dennoch gegen mich entschieden.
„Es tut mir leid, Lia. Aber dein Zwilling, ist für mich erstmal gestorben." stellte ich die Tatsachen klar und sah ihr dabei in die Augen. Nickend gab sie mir zu verstehen, dass sie meine Meinung teilte, allerdings immer noch daran zweifelte, dass ich ihr die gesamte Geschichte erzählt hatte.
„Du bist meine beste Freundin, Lia. Das weißt du doch, oder?" erwiderte sie. „Ja." antwortete ich nickend. „Und ich bin auch deine beste Freundin, richtig?" fragte sie weiter und kam langsam auf mich zu und nahm meine Hände in ihre. Nickend wiederholte ich ein leises „Ja" und sah ihr dabei zu, wie ihr Daumen sanfte Kreise auf meinem Handrücken zeichnete.
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Day and Night
FantasyDrei Jahre ist sie ferngeblieben. Nun muss sie zurück und sich den Mann stellen, der sie verlassen hat. Sie wollte nicht lange bleiben, bis zu dem Moment, als sich herausstellte, dass ihr Leben eine Lüge war. ***---*** „Ich kann es kaum ertragen...