Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, neigte sich der Tag bereits dem Ende zu. Aus dem Fenster erschien eine orangefarbene Sonne, die gerade hinter den Bäumen im Wald verschwand. Wie lange hatte ich bitte geschlafen? Ich streckte mich einmal komplett durch und stand auf, um ins Bad zu gehen. Nachdem ich mich erleichtert hatte, sah ich mich zum ersten Mal an diesem Tag, im Spiegel an. Meine langen Haare waren verfilzt und standen in allen Richtungen ab, meine Haut allerdings, sah erfrischt und glänzend aus. Als ich mich näher im Spiegel betrachtete, konnte ich erkennen, dass das Grün in meinen Augen einen neuen Glanz angenommen hatte. Früher hatten meine Augen die Farbe von bleichem Grün, während sie heute strahlend und matt zugleich aussahen. Sie erinnerten mich an die Blätter der Bäume, die in den Wäldern standen. Auch meine Lippen sahen rosiger aus, ebenso wie meine Wangen. Ich zog mich komplett aus und als ich mich im Spiegel nackt betrachtete, kam ich nicht umher zu bemerken, dass mein Körper ebenfalls andere Kurven angenommen hatte. Normalerweise achtete ich sehr genau auf meine Ernährung und dank Adrian, machte ich auch viel Sport, doch auf diese Dinge habe ich in den letzten Wochen keine Rücksicht genommen, daher sollte mein Körper die ersten Anzeichen von Vernachlässigung zeigen. Im Gegenteil dazu, sah mein Körper trainierter als früher aus, er war an den richtigen Stellen definiert und ich konnte sogar die Schatten einiger Bauchmuskeln erkennen. Ich müsste Nate fragen, ob das an den neuen Fähigkeiten von mir lag. Falls dies der Fall ist, wäre das zumindest eine positive Entwicklung. Welches Mädchen träumte nicht davon, einen schönen Körper zu haben, ohne viel dafür tun zu müssen.Ich entschied mich eine schnelle Dusche zu nehmen, bevor ich mich anzog und mein Zimmer verließ. Jetzt hatte ich ohnehin den ganzen Tag verschlafen und war hellwach. Ich konnte mich genauso gut unter das Volk mischen, vielleicht gab es hier wenigstens eine gute Bar oder etwas ähnliches. Vielleicht schaffte ich es, dass Endor mich begleitet, alleine würde ich dieses Schloss ohnehin nicht mehr verlassen. Was Nate mir zum einem nicht gestatten würde und ich es zum anderen nicht mal wollte. Viel zu groß saß der Schock des Überfalls und meine Angst war auch ein ständiger Begleiter.
Man musste sich dennoch entscheiden, ob die Angst ein Lähmen würde oder ob ich das Beste aus einer schlimmen Situation in etwas positives verwandeln würde. Ich entschied mich fürs zweiteres und öffnete die Schlafzimmertür.
Ich war nicht sonderlich überrascht Endor zu sehen, der wie immer in letzter Zeit, vor meiner Tür wache hielt. „Lia" grüßte er mich und nickte mir zu. „Hallo Endor, weißt du wo ich Nate finden kann?" fragte ich ihn und ging in Richtung Treppe.
„Er befindet sich in seinem Büro, soll ich dich hinbringen?" Er holte mich bereits ein und schaffte mit seinen großen Beinen ein schnelleres Tempo. „Ja bitte." antwortete ich noch und folgte Endor durch einen weiteren Gang, denn ich noch nicht gekannt hatte. Ich muss mir echt mal die Zeit nehmen und dieses Schloss erkunden. Anderenfalls würde ich mich täglich hier verlaufen. Nach ein paar kurzen Minuten kamen wir vor einer großen Tür an, welche geschlossen war. Ich ging an Endor vorbei und öffnete sie, ohne zu klopfen. Ich dachte gar nicht daran, anzuklopfen. Dies zeigte sich nun als Fehler, denn was ich drinnen sah, oder besser gesagt, wem ich drinnen sah, hätte ich lieber nicht gesehen.
„Emilia" sagte Nate und sah überrascht zu mir, bevor er aus seinem großen Stuhl aufstand, an seinen Schreibtisch vorbei ging und seine Hände an meine Wange legte. „Alles okay?" fragte er und sah mich an. „Ich habe dich gesucht." antwortete ich schlicht und sah weiterhin auf Lauren, welche auf einer bequem aussehenden, grünen Samtcouch saß. Sie trug ein kurzes Sommerkleid, welches ihre perfekten, langen überschlagenen Beine präsentierte. „Ich wusste nicht, dass du beschäftigt bist. Ich komme später wieder." Ich wollte mich bereits umdrehen und das Büro verlassen, da hielt mich Nate an meinem Handgelenk fest und zog mich zurück. „Ich bin nicht beschäftigt, Lauren hat mich über die neuesten Angriffe informiert. Die Dyranier kommen der Hauptstadt erstaunlich nahe, ich habe gerade entschieden, einige meiner Soldaten zurückzurufen." erklärte mir Nate, zog mich zu seinem Schreibtisch und küsste meine Stirn. „Das ist aber nett von Lauren" erwiderte ich und warf einen Blick auf diese wunderschöne Frau, die, bis eben noch ganz alleine mit Nate im Büro war. Sie lächelte mich aufrichtig an und stand schnell auf, strich sie ihr Kleid glatt und wandte sich zur Tür.
DU LIEST GERADE
Day and Night
FantasyDrei Jahre ist sie ferngeblieben. Nun muss sie zurück und sich den Mann stellen, der sie verlassen hat. Sie wollte nicht lange bleiben, bis zu dem Moment, als sich herausstellte, dass ihr Leben eine Lüge war. ***---*** „Ich kann es kaum ertragen...