true words

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Ehrfürchtig strich ich mit meinen Fingern sanft über die Federn, welche im Licht dunkelblau erstrahlten. Die Federn waren weich, fast schon wie samt und fühlten sich so gut, unter meinen Berührungen an.

„Wie... also wie kann es sein, dass du Flügel hast?" fragte ich Nate und sah zu, wie er sich entspannte. „Gefallen sie dir?" stellte er sogleich die Gegenfrage.

„Sie sind wunderschön" sagte ich erstaunt und strich erneut, über die Federn. „Dreh dich um" bat ich ihn und schon stand er auf und zeigte mir seinen Rücken. Zwischen seinen Schulterblättern schossen zwei Hautstränge hervor, die an Knochen erinnerten, aus denen bereits winzige Federn sprossen, welche immer größer wurden. Ich stand ebenfalls auf und ging zu ihm rüber, um es mir genauer anzusehen. Langsam strichen meine Finger über den Ansatz seiner Flügel auf seiner Haut, bevor ich sie der länger nach nachfuhr. „Sie sind erstaunlich" sagte ich voller Ehrfurcht.

Nate drehte sich zu mir um, küsste meine Hand und sah mich an. „Danke" Ich bemerkte wie er leicht errötete und das brachte mich beinahe zum Lachen, da ich nicht dachte, dass ich jemals diese Reaktion bei ihm auslösen könnte.

„Okay, ich erkläre es dir, Emilia." begann er und ich setzte mich wieder auf das Bett und schenkte ihm, meine volle Konzentration.

„Beginnen wir damit, dass ich nicht wütend auf dich bin. Alles, was du gesagt hast, stimmt. Ich weiß, dass ich bessere Entscheidungen hätte treffen müssen. Ich hätte dich wesentlich früher miteinbeziehen müssen, aber du warst so jung. So unschuldig. Ich wollte dir diese Bürde nicht auferlegen, wenn ich nicht mal wusste, wann wir wieder nach Hause konnten. Also habe ich das getan, was ich für richtig gehalten haben und dazu gehörte nun mal auch, dass ich mit dir Schluss machen musste. Nicht nur ich, du solltest überhaupt nichts mehr mit Ontac und ihren Bewohnern zu tun haben. Ein glatter Bruch, verstehst du?" erzählte er und ich nickte nur, in der Aufforderung, dass er weiterredete.

„Als du weg warst, konnte ich nicht klar denken. Alles war nur noch dunkel, die ewige Nacht ist über uns hereingebrochen. Viele fanden meine Entscheidung nicht gut, allem voran Elena, sie wollte dich unbedingt zurückholen und dir die Wahrheit sagen, Erik und ich konnten sie gerade noch aufhalten, aber glaube nicht, dass es nicht jeden einzelnen von uns das Herz gebrochen hat, dich wegzuschicken." Er atmete tief durch und versuchte sich zu entspannen, bevor er weitersprach.

„Die Geschehnisse, nachdem du wieder in Ontac warst, gehen auf meine Kappe. Es war allein meine Schuld. Alles." Nun wirkte er nicht mehr so entspannt, als er das nächste Thema ansprach. „In der Nacht der Hochzeit wollte ich nicht mit dir schlafen. Ich wusste, dass es falsch war und ich dich damit nur noch mehr verletzten würde. Aber ich hielt es nicht aus. Ich musste dich spüren. Musste wissen, dass du immer noch mir gehörst. Es vergingen drei lange Jahre und du hast keinen anderen Mann an dich rangelassen, Emilia." sagte er und schüttelte dabei seinen Kopf.

„Es fühlte sich einfach nicht richtig an." erklärte ich und er schenkte mir daraufhin ein kleines Lächeln.

„Ich weiß. Sobald man sich einmal mit seiner Seelenhälfte verbindet, empfindet man so etwas nicht mehr mit anderen. Es ist gegen unsere Natur, seinen Körper mit jemanden zu teilen, obwohl man bereits seine Seele gefunden hat." erklärte er.

„Emilia" begann er und diesmal sah er schuldig zu mir hinab, bevor er sich vor dem Bett hinkniete und mich ansah. „Ich habe mit dir geschlafen, bevor ich dich verlassen habe. Ich wusste, dass ich dich wegschicken musste und habe es aus egoistischen Gründen getan. Ich habe dich unwissentlich an mich gebunden, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dich mit jemanden anderen glücklich zu sehen. Ich wusste, dass du danach, keinen anderen Mann an dich ranlassen würdest."

Day and NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt