Anna

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Ich schlief fest. So fest, dass ich es gar nicht merkte, wie Nate wieder zu mir ins Bett kroch und mich weckte, indem er mich am ganzen Körper streichelte und mir dabei süße Wörter ins Ohr flüsterte.

„Du solltest jetzt aufstehen, falls du noch duschen möchtest. Das Fest startet in einer Stunde." flüsterte er mir ins Ohr. Ich streckte mich durch und murmelte dabei, bevor ich gähnte und meine Beine vom Bett fallen ließ. „Ah, da ist sie ja wieder." lächelte Nate, strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und half mir beim Aufstehen.

„Ja, da bin ich wieder. Wie lange habe ich denn geschlafen?" fragte ich verwundert, da es draußen bereits dunkel war. „Den ganzen restlichen Nachmittag." antwortete Nate und ging mit mir ins Bad. Ich war immer noch nackt und stieg unter die Dusche, um mich schnell abzuwaschen. Das Duschgel roch nach Moos und Wald und ich verlor mich schnell in dem vertrauten Geruch. Nachdem ich fertig war, trocknete ich mich ab und ging wieder ins Schlafzimmer zurück, nur um auf die kaputte Türe des Schrankraums zu schauen.

„Ich werde es morgen richten lassen." erklärte Nate direkt, bevor ich fragen konnte. „Du solltest es selbst reparieren, schließlich warst du derjenige, der sie kaputt gemacht hat." tadelte ich ihn und grinste ihn frech an. Er kam zu mir hinüber und nahm mich in seine Arme. „Ich weiß, ich werde es selbst reparieren." gestand er mir zu, bevor er ein Kleid aus dem Schrank nahm und es mir reichte.

Es war ein wunderschönes weißes Sommerkleid. Die Träger waren mit Blumenmuster verziert, es war enganliegen, bodenlang, lies allerdings meinen kompletten Rücken nackt. Dafür sah man weder meinen Brustansatz noch meine Beine. Von vorne sah es wie ein schlichtes Etuikleid aus, fast schon zu brav, für die Verhältnisse. Doch sobald ich mich umdrehte, sah man meinen gesamten Rücken. Ich liebte es!

Meine Haare befestigte ich mit einer Spange am Kopf und ich schminkte mich nur leicht. „Ich hoffe, es ist in Ordnung für dich, dass ich Lucinda heute frei gegeben habe. Aber sie sollte ihr Wiedersehen mit Reynur auskosten können." erklärte er. „Natürlich nicht!" sagte ich schnell und sah ihn an. „Ich bin froh, dass ihr Mann wieder da ist. Sie erzählte mir, dass er lange Zeit in einer anderen Stadt war. Ich wollte dich bereits fragen, ob du ihn nicht zurückholen könntest."

„Gute Krieger, denen ich vollständig vertraue, kann ich überall einsetzten. Reynur wollte, dass ich ihn mit seiner Garde fortschicke. Aber ich bin auch froh, dass er und seine Brüder wieder da sind." erklärte er nur, während wir aus dem Schlafzimmer gingen. „Brüder?" fragte ich nur verwirrt. „Er sieht sie als seine Brüder, aber eigentlich sind sie eine Einheit. Sie trainieren und kämpfen allerdings schon so lange miteinander, dass sie eher eine Familie sind. Es ist wie bei Liam und mir." erklärte er.

„Ich kenne Liam bereits mein ganzes Leben lang. Es gibt keinen anderen, den ich mehr vertraue und respektiere. Wobei Daneel natürlich nicht weit dahinter liegt." zwinkerte er noch. „Sie sind beide meine Brüder."

Mir wurde ganz warm ums Herz, als ich hörte, wie liebevoll er über die zwei sprach. Auch für mich war Liam lange Zeit wie ein Bruder, und wenn ich es irgendwann schaffen würde, die Vergangenheit zu vergessen, würde er bestimmt wieder mein Bruder werden.

„Lia ist auch meine Schwester." erwiderte ich schnell und lächelte ihn an. „Euch beiden ist doch hoffentlich klar, wie verwirrend und merkwürdig es ist, dass ihr euch gegenseitig Lia nennt, richtig?" Seine Stimme klingt amüsiert, als er auf mich herabsah. Mein Lächeln wurde breit, bevor ich antwortete. „Ja, ist uns klar." erwiderte ich fröhlich und zog Nate lachend hinter mir her.

Am Markplatz angekommen, konnte ich nur staunen. Überall standen Stände, die Speisen und Getränke anboten. Es gab unzählige Sitzmöglichkeiten und Tische, an denen schon viele Leute saßen, aßen und tranken. Überall standen große Glasbehälter herum, in denen kleine Lichter herumschwirrten und Licht spendeten, sie sahen aus wie Glühwürmchen nur strahlten sie heller. Girlanden hingen über unseren Köpfen und von einigen Ecken erklang Musik, zu denen Leute tanzten. Kinder liefen herum, spielten miteinander und lachten laut.

Day and NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt