feelings

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Als ich endlich die Hütte erkennen konnte, ging ich schnellen Schrittes zur Tür, um sie aufzusperren. So schnell ich konnte, schlüpfte ich hindurch und schloss sie hinter mir. Zumindest versuchte ich es, denn Nate war schneller, drückte die Tür auf und nahm mich bei der Hand während er mich in das kleine Wohnzimmer schob. Wütend, verletzt und verwirrt ließ ich ihn gewähren, wehrte mich nicht und wartete ab. „Schau mich an, Emilia." hörte ich ihn leise sagen und bemerkte erst in diesem Moment, dass ich meine Augen geschlossen hatte. Ich dachte gar nicht daran, meine Augen zu öffnen, ich wusste, nur ein Blick auf ihn würde reichen und meine Selbstbeherrschung würde ich aufgeben. Ebenso wollte ich ihn nicht auch noch meine innere, aufgewühlte Gefühlswelt zeigen. Er wusste bereits zu viel und hatte zu viel Kontrolle über mich. Nicht nur über meinen Körper, welcher sich unweigerlich zu ihm hingezogen fühlt, sondern auch über meine Emotionen. Verdammte drei Jahre war es her, seit ich ihm das letzte Mal gesehen hatte, verdammte drei Jahre und es brauchte nur wenige Tage, mich wieder vollkommen in ihm zu verlieren. Ich schüttelte bloß meinen Kopf und versuchte langsam zu atmen. „Emilia, bitte öffne deine Augen und sieh mich an." wiederholte Nate.

Ich atmete tief durch und versuchte mich ein wenig zu beruhigen bevor ich langsam meine Augen öffnete und direkt in dieses eisblau sah. Seine rechte Hand lag mittlerweile auf meiner Wange und ich konnte nicht verhindert, mein Gesicht in seine Hand zu legen. Seine Wärme zu fühlen, seine Nähe zu spüren und seine Anwesenheit zu genießen. Gleichzeig war ich wütend. Ich war so wütend über mein eigenes, dämliches Versagen, als ich merkte, dass ich erneut auf ihn reagierte.

Kopfschüttelnd versuchte ich meine Gedanken zu ordnen, bevor ich mit zittriger Stimme zu sprechen begann. „Ich verstehe das nicht. Kannst du es mir bitte einfach erklären?"

„Was verstehst du nicht?" fragte er mich und in diesem Augenblick, wusste ich, dass ich weder die Antworten bekommen würde, welche ich mir so sehnlichst erhofft habe, noch dass ich mich von ihm fernhalten konnte. „Ich verstehen nicht, was das hier soll. Wieso bist du so zu mir? Wieso siehst du mich an, als ob das zwischen uns nicht schon längst vorbei wäre? Wieso machst du mir Komplimente? Wieso willst du mit mir tanzen und beschützt mich? Du wolltest mich nicht, du hast mich einfach im Stich gelassen, du bist gegangen!" Nun merkte ich die Wut, welche sich in meinen Adern ausbreitete und konnte nichts gegen die aufkommenden Tränen machen. Nate sah mich an und ich merkte, wie auch er nach Worten rang. Diesen Moment nutzte ich, stieß ihn von mir und drehte mich schnell um. Doch er war schneller, legte seine Hände um meine Mitte und ich konnte seinen ebenso beschleunigten Atem in meinem Nacken spüren.

„Ich will dir alles erklären, dass will ich wirklich, aber ich kann nicht, zumindest noch nicht. Aber du sollst eines wissen," murmelte er in mein Haar. „Du sollst wissen, dass es nie deine Schuld war und ich in meinem ganzen Leben, noch nie etwas tun musste, was so unglaublich schwer war." Er atmete tief durch, ich merkte wie seine Hände sich fester an meinen Bauch legen bevor er weitersprach. „Ich kann es kaum ertragen dich zu sehen und wenn ich dann noch sehe, wie schlecht es dir geht, zerbricht es mich. Ich weiß, es ist unfair, ich sollte es besser wissen und mich von dir fernhalten, aber ich kann nicht."

Plötzlich überkam mich noch ein anderes Gefühl, als er das sagte, er sollte sich besser von mir feenhalren sollte. Angst. Denn obwohl es mich verletzt in seiner Nähe zu sein, so mehr verletzt es mich, von ihm getrennt zu sein. Langsam schob er seine Hand über meinen Oberkörper bis zu meinen Herzen und dort, breitete er sie aus und legte sie auf meine Haut. „Das hier, Emilia, das gehört nur mir und meins gehört nur dir. So war es schon immer und so wird es auch immer sein. Egal wie sehr du dir erhoffst, dass es anders ist, egal wie sehr du mich hassen willst und wie sehr du gegen mich ankämpfst." sprach er weiter ohne mich loszulassen.

Mein Körper bestand nur noch aus einer zitternden, atmenden Bewegung und ich versuchte krampfhaft, bei seinen Worten, nicht laut los zu schluchzen. „Hör auf mich verdammt nochmal anzulügen!" entgegnete ich ihm wütend und drehte mich zu ihm herum um ihn bei meinen nächsten Worten direkt ansehen zu können.

Day and NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt