Drei Monate bin ich nun schon hier. Drei Monate, voller Überraschungen, Geheimnissen und neuen Gefühlen. Ich versuche immer noch, mich in dieser Welt zurecht zu finden.Ich habe langsam verstanden, wie mein Tagesablauf funktioniert, vom Aufstehen bis ins Bett gehen. Ich trainiere viel, mittlerweile hat sich mein Körper auch verändert und angepasst. Auf meinen Bauch konnte man die Umrisse meiner Muskeln erkennen und auch meine Oberarme waren mittlerweile weitaus stärker als früher. Dan ist sehr geduldig mit mir, muss er aber auch sein, denn sobald er etwas Negatives sagt, zicke ich ihn an.
Ich denke, er versucht immer noch den schmalen Grat, zwischen mir als seine beste Freundin, und mir als seine Königin zu finden. Heute war wieder einer dieser Vormittage, an denen ich mit ihm am Dach stand und kämpfte.
„Ich kanns kaum erwarten, dass du deine Flügel bekommst, Lia." sagte er und schlug leicht nach mir. Ich duckte mich rechtzeitig und konnte seinen Schlag gerade noch ausweichen. „Wieso?" fragte ich und ging kurz zu einer meiner Wasserflasche, um einen Schluck zu trinken.
„Hat dir Nathaneel nicht erzählt, dass ich seine fliegenden Legionen anführe?" stellte er mir die Gegenfrage und nahm ebenfalls einen Schluck. „Doch schon, aber was hat das mit mir zu tun?"
„Sobald du deine Flügel hast, werden wir mit ihnen trainieren. Das wird ein riesiger Spaß werden." erklärte er und stellte sich wieder auf. „Ein riesiger Spaß also?" nuschelte ich nur und sah ihn ungläubig an. „Na klar, stell dir nur mal vor, wie wir beide die gleichen Übungen machen. Nur in der Luft." Er klang erfreut, als könne er es wirklich nicht erwarten. Ich hingegen, musste mich erstmal an den Gedanken gewöhnen. Zum einen Flügel zu haben, und dann auch noch mit ihnen zu fliegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich darin gut sein könnte.
„Wir werden sehen." antwortete ich lediglich und kämpfte weiter. Die Schritte wiederholten sich und langsam, hatte ich das Gefühl, als könnte ich ihn ernsthaft besiegen, also entschloss ich mich, auf Angriff umzusteigen.
Ohne Dan etwas zu sagen, ging ich einen Schritt auf ihn zu, bückte mich und holte mit meinen rechten Fuß aus, um ihn seine eigenen Füße wegzustoßen. Zu meiner großen Überraschung und da Dan wohl wirklich nicht damit gerechnet hat, gelang mir mein Trick und Dan flog zu Boden. Bevor er sich abstürzen konnte, sprang ich auf ihn drauf und nagelte ihn mit meinem Gewicht fest.
Nun saß ich rittlings auf Dan drauf, hielt seine Hände gegen den Boden gedrückt und sah triumphierend auf ihn hinab. Mein Lächeln musste riesig sein, denn in Dans überraschten Gesicht konnte ich Zorn, allerdings auch eine Spur Stolz ablesen.
„Du hast verloren." lachte ich ihn ins Gesicht. Seine Augen wurden ganz schmal, als er auf mich schaute und bevor ich mich noch weiter freuen konnte, hatte Dan sich bereits mit seinem Gewicht nach oben gehievt und mich unter ihm vergraben.
Nun lachte ich nicht mehr und mein Grinsen ist auch verschwunden, während ich versuchte, mich unter ihm zu wehren. „Nicht so voreilig, Lia." grinste nun Dan und sah auf mich herab.
Ich wurde wütend, mehr auf mich als auf ihn. Ich hatte es endlich geschafft, ihn zu überraschen und war stärker und nur weil mich mein Stolz abgelenkt hat, konnte Dan nun wieder gewinnen. Das würde ich bestimmt nicht zulassen, als nahm ich all meine Kraft zusammen und schob Dan von mir.
Dans Augenbrauen schossen in die Höhe, als er merkte, dass ich mich wehrte und er zog scharf die Luft ein, als ich es sogar schaffte, ihn von mir zu drücken. Ich spürte nur noch Zorn, ich wollte unbedingt gewinnen und auch einmal selbst, die Siegerin sein. Aber vor allem wollte ich mir selbst beweisen, dass ich kein Opfer bin. Ich brauche niemanden, um mich zu retten und das würde genau heute starten.
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Day and Night
FantasyDrei Jahre ist sie ferngeblieben. Nun muss sie zurück und sich den Mann stellen, der sie verlassen hat. Sie wollte nicht lange bleiben, bis zu dem Moment, als sich herausstellte, dass ihr Leben eine Lüge war. ***---*** „Ich kann es kaum ertragen...