Es war ruhig, als Nate und ich zurück zum Schloss gingen. Ich hatte gehofft, noch mehr Farmer zu treffen, ich wollte mich nützlich machen, aber gleichzeitig war ich froh, dass ich wenigstens Sonja ein wenig aufheitern konnte.Nate war ungewöhnlich still und ich fragte mich, ob er mir etwas zu sagen hatte. Ich konnte mir zumindest nicht vorstellen, dass ich etwas falsch getan hätte, allerdings wollte ich nichts mehr dem Zufall überlassen. Außerdem merkte ich, wie es in mir brodelte. Ich merkte, wie ich mir langsam darüber im Klaren war, wieviel ich doch verpasst hatte. Was mir genommen wurde, als man die Entscheidung traf und mich aus dieser Welt brachte. Ich war innerlich hin und her gerissen. Einerseits verstand ich, dass es zum damaligen Zeitpunkt, die beste Entscheidung war. Andererseits konnte ich immer noch nicht ganz akzeptieren, dass man mich so viele Jahre im Dunkeln tappen ließ.
Wieso konnte man mir nicht einfach vertrauen und die Wahrheit sagen. Hätte ich gewusst, wieso mein Vater wirklich starb, hätte ich meine Mutter besser verstanden und die letzten Jahre die wir gemeinsam hatten, nicht so viel Wut gegen sie gespürt.
Mir ist bewusst, dass ein großer Teil davon, auf Nates Entscheidungen als König zurückzuführen war. Und noch ein größerer Teil, lag daran, dass meine Eltern dem zugestimmt hatten.
Man erwartete also, dass ich die Königin bin, man konnte aber nicht erwarten, mich früh genug einzuweihen.
„Ich verstehe nicht, wieso sich Sonja die Schuld für den Überfall gibt." sagte ich und versuchte eine Unterhaltung anzufangen. Nate sah zu mir hinüber, mittlerweile konnten wir das Schloss wiedersehen und waren nur noch wenige Minuten entfernt. „Das liegt daran, dass ihr bewusst ist, dass sie gegen die Regeln verstoßen hat. Ihre Eltern haben ihr verboten, nachts alleine das Haus zu verlassen. Sonja wusste das und hat sich trotzdem dazu entschieden, es zu ignorieren." erklärte er und klang dabei sachlich und kühl. Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und sah ihn kurz sprachlos an. „Also gibst du Sonja auch die Schuld daran?" fragte ich schockiert und hielt ihn kurz fest, um ihn anschauen zu können.
„Natürlich nicht." sagte er sofort und sah zu mir hinab. „Ich gebe ihr nicht die Schuld an den Angriff der Dyranier. Ich sage nur, dass ich verstehe, wieso sie sich die Schuld dafür gibt. Durch ihr Handeln wurde nicht nur sie selbst, sondern auch die Königin verletzt. Sonja weiß das ganz genau." erklärte er weiter und zog mich wieder mit sich mit. „Ist das dein Ernst, Nate?" sagte ich wütend und versuchte Schritt zu halten.
„Ja, sie ist natürlich nicht daran Schuld, was passiert ist. Aber, wenn sie sich nicht aus dem Haus geschlichen hätte, wäre das alles nicht passiert. Und ich erinnere dich nur ungern an diese Nacht, aber du wurdest ernsthaft verletzt. Ich hatte wirklich Angst, dass ich dich verlieren würde."
Ich wurde wütend, verdammt. Er konnte doch nicht erwarten, dass ein siebenjähriges Mädchen sich immer perfekt an die Regeln halten würde, wenn doch er derjenige war, der sie selbst unzählige Male gebrochen hatte.
„Weißt du was, Nate. Du kannst mich mal, dass ist ja wohl die dümmste Aussage, die du seit langem getroffen hast!" schrie ich ihm entgegen und ging ins Schloss hinein, um ins Schlafzimmer zu kommen.
Ich wusste nicht, woher meine Wut plötzlich kam, ich verstand nicht, warum ich gerade jetzt, so viel Wut in mir hatte, dass ich sie nicht unterdrücken konnte. Vielleicht wollte ich es auch einfach nicht mehr. Vielleicht war es an der Zeit, endlich ein wenig Wut rauszulassen. Was auch immer es war, Nate sollte mir lieber nicht folgen, denn ich wusste nicht, wohin uns das dann führen würde.
Ich schmiss hinter mir die Tür zu und atmete einmal richtig ein und aus. Ich nahm tiefe Atemzüge und versuchte mich zu beruhigen. Meine Hände zitterten und ich merkte einige kleine Schweißtropfen, die meine Stirn entlangliefen. Fuck, was war bloß los mit mir?
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Day and Night
FantasyDrei Jahre ist sie ferngeblieben. Nun muss sie zurück und sich den Mann stellen, der sie verlassen hat. Sie wollte nicht lange bleiben, bis zu dem Moment, als sich herausstellte, dass ihr Leben eine Lüge war. ***---*** „Ich kann es kaum ertragen...