The Epiphany

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_________Maybe I'm just hard to love________



24. Juni 2014

Alaska:


Es ist früh. Zu früh. In dem provisorischen Konferenzraum herrscht noch eine schläfrige, morgendliche Stimmung, als wäre der Schlaf noch nicht ganz von uns gewichen und würde noch als blasser Schatten unter uns weilen, bevor er gänzlich der aufgehenden Sonne weichen muss.

In wenigen Stunden werden wir wieder aufbrechen. In eine neue, fremde Stadt, deren Antlitz wir nur eine einzige Nacht bewundern können, bevor wir ihr wieder den Rücken zukehren.

Für immer vielleicht.


Ich weiß nicht mehr, wie viele Städte wir in den letzten Wochen auf diese flüchtige Art kennengelernt haben, ich weiß nur, dass es viele waren. Mehr, als ich in meinem ganzen Leben besucht habe.

Als mir das so bewusst wird, merke ich, wie sehr das Ganze eigentlich an mir vorbeigegangen ist. Denn es sind nicht die Dinge, die ich jeden Tag unmittelbar zu Gesicht bekomme, die mir meistens im Kopf herumschwirren.

Meistens sind es Bilder meiner Vergangenheit. Oder es sind Tabletten und Schminke und Schlagzeilen und zwei grundverschiedene Jungen, die ganz vorne in meinen Gedanken sind.

Und Geld, viel Geld. In letzter Zeit denke ich wieder häufiger daran.


Drei Monate. Anfangs schien diese Zahl noch so unendlich weit weg. Wie etwas, das noch fast unerreichbar scheint- das es angesichts der Tatsache, dass ich jeden Tag mit dem Schlimmsten rechnen muss, nicht das größte Problem war, doch mit jedem Tag rückt sie näher, wird immer bedrohlicher, größer und anklagender.


Aus Tagen wurden eilend schnell Wochen und schon ist ein Monat vergangen. Und ich habe keine Zeit. Ich habe nicht mal gemerkt, wie lange ich eigentlich schon hier bin. Wie lange ich hier mit mir selbst hadere und damit mehr Zeit verschwende, als gut für mich ist.

Ich sollte mich darauf konzentrieren, was Eileen und Harvey uns zu sagen haben, aber meine Gedanken machen sich immer wieder selbstständig und entgleiten mir, als würden sie sich einen Spaß daraus machen, mich derart zu verspotten.


Zayn sitzt nur einen Steinwurf entfernt von mir. Er hat die spindeldürren Beine eng an den Körper gezogen und das Kinn auf die Knie drapiert. Mit nur einem Blick auf ihn kann ich feststellen, dass er ebenfalls nicht bei der Sache ist.

Unser Kuss gestern Nacht scheint auch ihn ziemlich verwirrt zu haben, jedenfalls könnte das ein Grund für die peinliche Stille sein, die seitdem zwischen uns herrscht. Irgendwie ist es unangenehm. Alles fühlt sich so komisch an, weil der Kuss zwar unerwähnt bleibt, aber irgendwie dennoch zwischen uns steht, wie eine bittere Anklage. Dabei sollte er keine sein. Immerhin muss ich keine Angst davor haben, meinen Job zu verlieren, wenn ich ihn küsse. Aber die Situation- das alles drumherum war nicht richtig. Es war der falsche Moment für einen Kuss und das wissen wir beide. Wir wussten es schon gestern, obwohl uns die Nacht mutiger machte, als jemals zuvor...


Eilig wende ich den Blick ab, als Zayns dunkle Augen sich in erwartungsvoller Haltung heben. Meine Augen aber schweifen weiter durch die Runde und bleiben wie durch Zufall an Harrys leerem Stuhl hängen.

Ich frage mich, weshalb sein Stuhl leer ist, obwohl mir eine kleine, fiese Stimme zuflüstert, dass ich die Antwort darauf längst weiß. Vielleicht ist es auch besser, dass er nicht da ist- obwohl wir bald aufbrechen und obwohl das Team über das Konzert heute Abend redet.

Your Voice in My Head (H.S.)Where stories live. Discover now