______"Work until you no longer have to introduce yourself."______
16. Juli 2014
Eileen:
Fasziniert starre ich meine eigenen Finger an, die langsam durch ihr weiches Haar streichen. Einzelne Strähnen rieseln durch sie hindruch, wie Fäden aus Gold. So viele Worte liegen mir auf der Zunge, drängen mich dazu, endlich ausgesprochen zu werden. Schon seit Monaten sind sie dort und warten nur auf den Moment, endlich den Weg von meiner Zunge bis hinaus in die Welt zu finden.
Zu ihr. Es sind nur drei winzig kleine, scheinbar unbedeutende Worte, aber sie auszusprechen ist schwerer, als alles was ich je getan habe. Ich kann mir nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn sie nicht genauso empfinden würde wie ich es tue.
Ich schließe die Augen und vergrabe meinen Kopf an ihrer für eine Frau so starken Schulter. Sofort dringt ihr süßer Geruch in meine Nase und beruhigt mein aufgewühltes Inneres. Lässt mich für einen kurzen Augenblick ruhig werden und all den Stress und die Sorgen vergessen, die mich in den letzten Stunden so beschäftigt haben. Das Bild von Harry und Heaven, als wir sie praktisch in flagranti erwischt haben. Meine Wut auf sie, weil sie mir alles zerstört haben. Die Wut auf Harry. Das alles. Und dann ihr plötzlicher Abtransport ins Krankenhaus. Das viele Blut, das ihr in Sturzbächen aus den Adern jagte und den ganzen vornehmen Teppichboden besudelte. Harrys wilder Blick. Ich habe ihn noch nie so gesehen- so vollkommen aus der Fassung... Und dann die ernüchternde Feststellung: Das alles ist meine Schuld. Ich hätte besser aufpassen sollen. Hätte ich ein bisschen mehr aufgepasst, hätte ich sie einmal gefragt, wie es ihr geht, wäre das vielleicht niemals passiert.
Ich spüre, wie sie sich zu mir umdreht und sanft meine verkrampften Finger aus ihrem Haar befreit, um sie mit den ihren zu verschränken. Ich spüre ihre Lippen an meiner Schläfe, gepaart mit ihrem warmen Atem, der mein Gesicht streichelt. Innere Wärme durchflutet mich und hinterlässt ein angenehmes Kribbeln in meinem Magen. Meine Schuldgefühle ziehen sich etwas zurück, als ich mich in ihre Sanftheit fallen lasse und mich behütet fühle.
Langsam öffne ich die Augen und fasse nach ihrem Kinn, um ihr Gesicht zu mir hinabzuziehen. Ihre blau-grauen Augen sind mein sicherer Hafen. Zarte Wellen aus grünen Funken wohnen ihnen bei.
Sie versichern mir, dass alles gut wird, auch wenn ich meinen Job alles andere als gut gemacht habe.
Ich habe mich selbst so sehr dafür verabscheut. Für alles, was schiefgelaufen ist und ungebremst auf den Moment gestern Abend zulief, an dem alles in einer Katastrophe enden sollte. Ungeahnt, wie ein riesiges Schiff- in herrlicher Sicherheit gewogen, dass es niemals sinken würde und nun werden wir alle von dem eisigen Wasser überrascht, das erbarmungslos über uns hineinbricht. Ich muss die Verantwortung dafür tragen. Dafür, was mit Heaven geschehen ist, auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt bereits entlassen war. Es wäre meine Aufgabe gewesen, sie sicher zurück nach London zu bringen. Es wäre meine Aufgabe gewesen, mich um Harry und Zayn zu kümmern. Ja, ich bin PR-Assistentin, aber irgendwie bin ich mehr, als jemand, der Schlagzeilen ausbügelt. Ich sollte mehr sein.
Das alles ging mir die ganze verdammte Nacht durch den Kopf und raubte mir den kostbaren Schlaf.
Gepaart mit der plötzlichen Angst um die Jugendlichen. Diese jungen Menschen, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen und so vieles dafür aufgeben müssen. Und ich verdiene Geld mit ihnen. Sie sind doch beinahe noch Kinder. Und sie wissen nicht, was sie tun. Oder? Was ist, wenn Harry sich ebenfalls etwas antut? Was ist, wenn ihnen etwas passiert? Ich habe keine Ahnung, weshalb ich das Management noch nicht alarmiert und sie über deren Fehlen bei der heutigen Show in Kenntnis gesetzt habe. Vielleicht, weil ich weiß, dass sie sie zurückgeholt hätten. Vielleicht, weil ich ihnen diesen kleinen Vorsprung geben wollte, bevor wir sie jagen und zurück in ihre goldenen Käfige sperren. Vielleicht, weil ich es nicht ertragen könnte, für noch mehr verantwortlich zu sein. Es scheint, als hätte ich für eine Nacht die Seiten gewechselt und mich zu dem blutenden Mädchen und dem wütenden Jungen, der ihre Hand hielt durchgeschlagen. Ich denke, irgendwie bin ich es ihnen schuldig. Gleichzeitig quält es mich, dass ich damit schon wieder nicht die Vorsätze erfülle, die von mir erwartet werden. Habe ich falsch reagiert? Ich habe keine Ahnung.
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Your Voice in My Head (H.S.)
Fanfic"Don't let people treat you like a cigarette, they only use you when they are bored and step on you when they are done. Be like drugs- let them die for you." Das einzige, was den abgehobenen Superstar Harry Styles zunächst mit der mysteriösen Alaska...