The Chaos

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_____„Depression is all the Evils trapped inside your own Body"_____


20. Juni 2014

Alaska:



„Zayn.", meine Hand klammert sich hilfesuchend an seine.

„Bitte geh nicht.", wispere ich, so leise, dass es in dem Trubel aus Stimmen, Musik und dem aufgeregten Rufen der Paparazzi, das sich mit dem Knipsen ihrer Kameras vermischt untergeht. Ihre Lichter verwandeln den roten Teppich in ein kontrolliertes Unwetter. Blitze zucken über überschminkte Gesichter und lassen sie für Sekunden aufleuchten, wie geisterhafte Fratzen.


Es ist seltsam, wozu die Angst in mir mich manchmal antreibt. Und es ist umso merkwürdiger, dass ich mich plötzlich an die Hand eines Menschen klammere, den ich nicht richtig kenne. Ich suche Schutz bei ihm- vor allen Menschen, die ich noch viel weniger kenne. Aber im Moment kommt er mir ungemein vertraut vor. Seine Finger sind trocken und warm. Nur das Metall seiner Ringe drückt kühl an meine Fingerknöchel, aber ich spüre es kaum.


„Zayn.", wiederhole ich, lauter diesmal. „Lass mich nicht alleine, ja?"
Ich muss ihn daran erinnern, was er mir versprochen hat.
Mittlerweile drücke ich seine Hand so fest, dass seine Fingerspitzen schon weiß hervortreten.
Mir ist bewusst, dass er Verpflichtungen hat, aber im Augenblick dieses Sturmes bin ich egoistisch. Besitzergreifend klammere ich mich an ihn, wie in dem Augenblick, als wir zusammen auf dem roten Teppich posten. Eigentlich hätte das meine größte Angst an diesem Abend sein müssen. Den Linsen der Fotografen ins Auge sehen und ihnen damit mehr über mich presigeben, als ich je einem Menschen freiwillig gezeigt habe.
Aber das Gefühl der Bedrängung hört einfach nicht mehr auf. Im Gegenteil: Mit dem zunehmenden Ansturm auf den roten Teppich wird meine Kehle immer enger.


Zayn beachtet mich nicht. Er scheint meine Panik gar nicht wahrzunehmen. Oder er ignoriert sie, keine Ahnung. Als Liam neben ihm auftaucht und ihm hektisch etwas ins Ohr flüstert, reagiert er kühl auf meine Panik. Geblendet vom Rampenlicht, huschen seine Blicke immer wieder zum Glanz des Aufmerksamkeit, die von dem rot gefärbten Teppich ausgeht. Es ist, als wäre er absolut hypnotisiert davon.
„Ich muss ganz kurz mit den Jungs ein Foto machen gehen.", murmelt er tonlos in meine Richtung. Es ist eine halbherzige Entschuldigung.


Ja, ich weiß, will ich ihm trotzdem sagen. Schon okay, ich versteh das. Aber ich kann nicht.
Ich kann nicht allein bleiben. Nicht hier. Nicht jetzt.
„Heaven.", Zayn schüttelt unsere ineinander verknoteten Finger kurz. Er tut es sachte, aber es fühlt sich grob an. Wahrscheinlich hasst er es immer noch. In der Öffentlichkeit meine Hand zu halten. Ganz zu Schweigen von allem anderen, was wir noch so tun müssen...


„Es dauert auch nicht lange, okay?", beruhigend schweifen seine dunklen Augen über mein Gesicht, wie um mich zu beruhigen. Eine Strähne des zurückgegelten Haares hängt ihm wie zufällig über den braunen Augen und verleiht ihm ein neckisches Aussehen. Ich möchte sie wegwischen. Sein Gesicht zwischen meine Hände nehmen und ihm sagen, wie sehr ich ihn in diesem Augenblick brauche, aber ich bekomme keine Chance dazu.
„Ich bin sofort wieder da, ja? Versprochen."


Noch ein Versprechen, das mir leichtfertig gegeben wird, ohne den festen Willen, es auch tatsächlich einzuhalten.

Your Voice in My Head (H.S.)Where stories live. Discover now