Kapitel 4 - Rettung in letzter Sekunde

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Stille.

Zitternd wartete ich einige Sekunden ab, bevor ich meine Hände langsam von meinen Ohren sinken ließ und die Augen vorsichtig öffnete.

Ich war am leben.

Nicht mal einen Meter weiter von mir entfernt, hörte ich einen erleichterten, tiefen Atemzug. Ich lehnte meinen Kopf an die Wand hinter mir und mein Gesicht verzog sich zu einem zufriedenen aber auch verängstigtem Blick. „Wir leben noch, kannst wieder anfangen zu atmen" provozierte Chishiya mich mit einem leicht triumphierenden Grinsen. Das erste mal, seit diesem Spiel. Es stand ihm eindeutig besser als seine „Scheiß-egal-Blicke", soviel war schonmal klar. Ehe ich kontern konnte, erschienen Arisu und Usagi nach Luft ringend und nass geschwitzt aus dem Nebenraum. „Das war knapp" Usagi sank auf dem Boden zusammen. „Das war nicht knapp", Arisu gesellte sich neben sie „das war lebensmüde" er ballte die Hände zu Fäusten und stütze seinen Kopf darauf ab.

Einige Augenblicke schwiegen alle, da niemand von uns zur Zeit in der Lage war Energie für ein Gespräch zu verschwenden, bis Chishiya abrupt aufschaute und dem Piepen, was plötzlich auftauchte, mit seinen Augen folgte. Es kam von der auf dem Boden kauernden Person wie ich bemerkte. Mit aller Kraft stieß ich mich vom Boden ab, um mir den Jäger näher anzusehen. Das Spiel war gewonnen, er konnte uns nun doch nichts mehr tun, oder? Ich tastete mich Schritt für Schritt vor, die anderen folgten mir, und sah, dass die Person die Maske abgenommen haben musste, denn nun lag sie zerknittert auf dem Boden neben ihr.  Zu meiner Überraschung war der Jäger eine Frau. Sie zitterte am ganzen Körper und in ihrem Gesicht spiegelte sich nichts anderes als pure Angst. Um ihren Hals war eine Art Metallring befestigt, von dem das Piepen aus kam. Ein Licht vorne blinkte bei jedem Ton wieder auf und verschwand anschließend. Es begann schneller zu piepen und hinter mir hörte man von Arisu ein lautes Schlucken. Ich drehte mich um zu ihm und sah, dass er wie in einer Schockstarre gefangen war. „Arisu, was ist los?" er zitterte jetzt genauso heftig wie die Frau. „Wir müssen in Deckung." Er machte ein paar Schritte rückwärts und prallte so gegen Chishiya und Usagi. „SOFORT!" Die anderen 3 schmissen sich so schnell es ging auf den Boden, doch ich leider nicht schnell genug und ehe ich mich versah, und das Halsband ununterbrochen piepte, explodierte es und der Hals der Frau sprang auf.

Ich sank auf den Boden- blutüberströmt. Arisu rappelte sich auf und seine Augen wurden glasig. „Karube... Chota..." wimmerte er und sank ohne jegliches Gleichgewicht auf die Knie. Geschockt lag ich da und schaute in Arisu's Gesicht. Es war herzzerreißend wie er dort saß und sich nicht bewegen konnte. Ohne nachzufragen war nun klar, wie seine besten Freunde in einem Spiel gestorben sind- ihre Halsbänder mussten bei Ablauf der Zeit explodiert sein.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite, wo ich gerade noch ein Augenrollen von Chishiya wahrnahm. „Was soll das? Ist dir wirklich alles so sehr egal? Siehst du nicht, wie sehr ihn das belastet?" flüsterte ich ihm wütend zu, während sich Usagi um Arisu kümmerte. „Ich dachte wirklich du wärst lockerer drauf." Entgegnete er nur, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Lockerer? In wie Fern meinte er das jetzt schon wieder. „Weißt du was, du gehst mir richtig auf den Sack. Stolzierst rum, als wärst du Gelassenheit in Person und verhältst dich wie das größte Arschloch." motze ich ihn wütend an. Er richtete seine braunen Augen auf mich, wobei es eher so schien, als könnte er meine Gedanken lesen oder durch mich hindurch blicken. „Danke" war das einzige was er dazu zu sagen hatte. „Pff, du hast vielleicht Nerven." verdrehte ich genervt die Augen und ging auch rüber zu Arisu.

„Wollen wir gehen? Es sind schon um den Dreh 30 Minuten vergangen und wir sollten uns noch einen Schlafplatz suchen, bevor es stockdunkel ist." Arisu stimmte mir nickend zu und erhob sich. „Ihr zwei uhm... könntet theoretisch auch mit zu mir. Natürlich nur wenn ihr wollt, aber es ist nicht weit von hier." bot Usagi uns zögernd an. „Echt?" wunderten Arisu und ich uns gleichzeitig. „Klar" nun lächelte Usagi. Wir bedankten uns bei ihr und gingen aus dem Raum.

Ich wollte mich wirklich nicht noch einmal umdrehen um nach Chishiya zu schauen, aber aus irgendeinem Grund tat ich es. Doch er war verschwunden. Verwundert schaute ich mich um. Wie konnte er verschwinden? „Wartet ihr noch kurz, ich bin gleich zurück." sagte ich im Flüsterton zu den anderen beiden und ging zurück in den Raum. Etwas verwirrt schaute mich um, betrachtete die riesigen Blutspritzer an den Wänden und sah dann, jemanden in weißer Jacke, der sich über die Uniform der Frau, die vor einer halben Stunde noch unser Jäger gewesen war, gebückt hatte: Chishiya. 

Ich versteckte mich hinter der Tür und beobachtete ihn dabei, wie er aus der Uniform einen kleinen weißen Zettel holte. Ich konnte nicht viel von meinem Sichtfeld aus beobachten, doch meinte ich einen Kreis und Kritzeleien innen und außerhalb von ihm zu erkennen. Auch Chishiya wirkte etwas verwirrt und drehte das Blatt ein paar Male. Anscheinend konnte er auch nichts daraus entziffern. Leise schlich ich mich aus dem Raum und stoß auf Arisu und Usagi. „Gefunden was du gesucht hast?" fragte Usagi mich und bemerkte hoffentlich nicht meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck. Was hatte Chishiya nur vor? Er schien genau gewusst zu haben, etwas zu finden. „Ja, alles gut." murmelte ich nur knapp und schweigend liefen wir zu Usagi's Unterkunft, wobei mich der Gedanke an Chishiya und diese Zeichnung nicht in Ruhe lassen wollte.

Was hatte er nur vor?

Chishiya X Reader X Niragi - Now the Decision is yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt