Kapitel 19 - Chishiya

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Ich holte einige verpackte Shots aus einer Tasche, die ich mir irgendwoher geliehen hatte und hielt sie Chishiya hin, der als Antwort nur den Kopf schüttelte. „Komm schon!" bettelte ich woraufhin er zögernd doch einen nahm. Vor Freude quiekend setzte ich mich an den Poolrand. Alles drehte sich, insbesondere weil ich von jetzt auf gleich an die frische Luft gelangt war. Trotz der Schwierigkeit noch gerade sitzen zu können, öffnete ich den Shot, stoß mit Chishiya an und kippte ihn in einem Zug runter. Er stockte einen Moment, tat es mir dann aber gleich und versuchte angestrengt sein Gesicht nicht zu verziehen.

Amüsiert fing ich an laut los zu lachen. „Du siehst süß aus, wenn du versuchst keine Emotionen zu zeigen." plapperte ich vor mich hin. Als ich bemerkte, was ich da gerade von mir gegeben hatte, war es schon zu spät und schockiert sah ich Chishiya an. „Süß?" hinterfragte er. Ich gab ihm keine Antwort sondern starrte nur in seine Augen.

Unerwartet kippte ich nach hinten weg und wäre kurz davor gewesen mit meinem Rücken hart auf den Boden zu fallen, hätte Chishiya nicht so schnell reagiert und mich in seinen Armen aufgefangen. „Danke." stotterte ich, nachdem er mir geholfen hatte, mich wieder aufzurichten. „Am besten gehst du jetzt nach oben. Du hattest schon viel zu viel Alkohol." Eigentlich wollte ich widersprechen, doch zu sehen wie er sich Sorgen um mich machte, gab mir Hoffnung und so nickte ich. Er richtete sich auf, hielt mir seine Hand hin die ich dankend entgegennahm und lief langsam, mich stützend mit mir in den Beach.

Angekommen auf den Treppen, stützte ich mich zusätzlich am Geländer ab und schlürfte die Stufen hoch, Chishiya mir hinterher. „Ich hab vergessen, wo mein Zimmer ist." kicherte ich mit einem Mal. „Ich weiß es noch, keine Sorge." konterte Chishiya schnell und im 4. Stock angekommen blieb ich stehen. „Da vorne." zeigte er mir den Weg zu meinem eigenen Zimmer, doch ich kam vor seinem zum stehen. „Das ist meins, Takara." „Ich weiß" flüsterte ich heiser und drehte mich zu ihm um „Kann ich-" weiter traute ich mich nicht. Einen Moment lang herrschte Stille bis Chishiya anfing zu nicken. Er griff an mir vorbei, drückte die Türklinke herunter und ließ mich eintreten.

Sein Zimmer war recht schlicht gehalten, nicht so wie andere hier im Beach, doch trotzdem füllte seine Anwesenheit es mit Wärme. Erschöpft ließ ich mich auf eins der Betten fallen. „Wieso hast du zwei Betten?" lallte ich mit geschlossenen Augen. „In der Führungsriege zu sein hat auch Vorteile." prahlte er und verschwand hinter der Kleiderschranktür. Als er wieder hervorkam hielt er ein großes T-Shirt und eine kurze, graue Jogginghose in der Hand und schmiss sie neben mich auf das Bett. „Zieh dich um, der Bikini den du da trägst wird zu kalt für heute Nacht sein." Mit großer Mühe rappelte ich mich auf und taumelte Richtung Bad doch weit kam ich nicht, denn in meinem Zustand sah ich alles verschwommen und nahm so Chishiya vor mir nicht rechtzeitig wahr.

Reflexartig fing er mich auf, nachdem ich ins wanken kam und mich beinahe auf dem Teppichboden lang gemacht hätte - wieder einmal. „Wird das jetzt zur Gewohnheit?" nuschelte er ohne mich anzusehen. Doch meine Augen hafteten an seinen Lippen. Langsam drehte er seinen Kopf Richtung mir und schaute mir in die Augen. Daraufhin wand ich meinen Blick schnell von seinen Lippen ab und schaute zurück in seine braunen Augen.

„Wenn ich dich jetzt küsse, kann ich's dann morgen auf den Alkohol schieben?" flüsterte ich, meine Augen wieder auf seine Lippen gerichtet. „Ich glaub das würdest du bereuen." raunte er und starrte plötzlich auch auf meine Lippen. „Schon möglich." gab ich genauso leise wieder. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt.

5 Sekunden vergingen

10 Sekunden vergingen

Nach viel zu langen 15 Sekunden Blickkontakt zog ich ihn an mich heran und presste meine Lippen verlangend auf seine. Er erwiderte den Kuss zwar überrumpelt doch ohne zu zögern, was mich schmunzeln ließ. Nach einiger Zeit unterbrach ich den Kuss, um Luft zu holen, zog ihn an seiner Jacke hoch, da wir bis vorhin noch auf dem Boden gesessen hatten, und küsste ihn erneut während ich in Richtung Bett stolperte. Seine Hände waren um meine Taille gelegt und sanft schubste er mich auf das Bett, welches unter mir nachgab. Ich zog ihn runter zu mir, drehte uns jedoch, sodass ich nun auf seinem Schoß saß und meine Arme um seinen Hals schlingen konnte.

Abrupt beendete ich den Kuss und hinterfragte schwer atmend etwas, was mich schon den ganzen Abend über beschäftigte. „Findest du, ich seh scheiße aus in dem Bikini?" Verwirrt starrte Chishiya mich an und ich beobachtete grinsend seinen Brustkorb, der sich im Millisekunden Takt erhob und wieder sank. „Wieso denkst du das? Und außerdem- spielt das jetzt gerade eine Rolle?" „Jap ich will es wissen! Im Club hast du nen scheiß Kommentar abgelassen. Ich muss ehrlich sagen, erst war ich enttäuscht das du nicht so reagiert hast, wie ich wollte aber dann dachte ich mir: vielleicht bist du auch einfach nur eingeschüchtert." unterstellte ich ihm. Er überlegte einen Moment, wie er sich am Besten ausdrücken sollte und entgegnete schließlich: „Leute wie Niragi macht sowas einfach nur krank im Kopf. Ich weiß nicht was das zwischen euch ist, aber mit Sicherheit willst du kein Opfer von Vergewaltigung werden, hab ich Recht? Damit meine ich nicht, dass das Outfit daran Schuld wäre, auf keinen Fall- die meisten laufen ja hier so rum. Aber- du siehst ziemlich... attraktiv darin aus und wenn Niragi oder sonst wer dich so sieht, will er dich nur ins Bett kriegen. Weißt du was ich meine?" versuchte er sich zu erklären.

„Du findest mich attraktiv?" hinterfragte ich ironisch, um es noch einmal aus seinem Mund zu hören. „Vielleicht." zuckte er unberührt mit den Schultern. „Soll ich das 'vielleicht' in ein 'definitiv' umwandeln?" flirtete ich, umfasste den Reißverschluss seiner Jacke und zog ihn quälend langsam immer weiter runter. Dabei verlor ich Chishiya nicht aus den Augen. Als ich seine Jacke gerade abstreifen wollte, hielt er dagegen und sah mich so emotionslos wie immer an. „Was-?" begann ich, doch er unterbrach mich. „Du hast getrunken. Glaubst du ernsthaft, dass du dir morgen keine Vorwürfe machen würdest, wenn du dich wieder an alles erinnerst?"

Ich musste schlucken. Er wollte auf Nummer sicher gehen, und mich im Endeffekt nur vor einem Fehler bewahren, den ich nicht mehr rückgängig machen könnte und trotzdem tat es so weh. Es tat weh, dass er darüber nachdachte, ob es überhaupt das richtige wäre. Es tat weh, dass er sich um mich sorgte. Es tat weh, dass er dabei immer noch konzentriert, fokussiert und kalt bleiben konnte.

Es tat weh zu wissen, dass er vielleicht nicht dasselbe empfand, wie ich.

Chishiya X Reader X Niragi - Now the Decision is yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt