Kapitel 10 - Knockout

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Alles um mich herum war schwarz, ich fühlte mich überhaupt nicht gut, doch so langsam kam mein Gehör wieder. Weit in der Ferne hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Dann immer lauter, bis ich meine Augen aufschlug und in das Gesicht von- warte- Arisu blickte? „Was ein Glück! Du bist wieder unter den Lebenden." Ich war verwirrt, wollte mich aufrichten, doch mir wurde sofort wieder schwindelig und ich sank mit geschlossenen Augen zusammen. Usagi's Stimme hallte irgendwo in meinem Kopf wieder und ich versuchte erneut die Augen zu öffnen. Sie hielt meinen Arm. „Hey, bleib bei uns!" „War wohl nh bisschen zu viel gestern, oder?" zwang sich Arisu zu einem kleinen Lächeln. Natürlich. Jetzt liefen mir wieder ein paar Szenen vom gestrigen Abend vor meinem Auge ab. Ich hatte Niragi meine Meinung in Form eines blöden Scherzes gegeigt und dann, wie aus dem Nichts, wurde alles schwarz. Ehe ich mich versah, klappte ich vor Haruto und Niragi auf dem Boden zusammen.

Geschockt blickte ich Arisu und Usagi an. „Niragi." „Huh?" „Der ekelhafte Typ aus dem Konferenz Raum?" „Niragi er- was hat er angestellt? Er muss etwas in mein Getränk getan haben, oder??" Aufgebracht versuchte ich mich hinzusetzten, doch Usagi hielt mich sanft zurück. „Hey, beruhig dich! Das bezweifle ich. Er saß mit Haruto an deinem Bett, als wir kamen und die beiden ablösten."

Mein Kopf drehte sich wieder, doch nicht von dem Restalkohol, weswegen ich auch gestern weggeklappt bin, sondern wegen Niragi. Ich hatte mich so daneben benommen, er war laut Haruto ein Vergewaltiger und trotzdem hat er mich ins Krankenzimmer gebracht. „Warte" Usagi blickte ängstlich auf mich herab. „Magst du ihn etwa?" „WAS? Nein, oh mein Gott Usagi! Niemals. Er ist ein Vergewaltiger. Das hat mir Haruto erzählt und der ist definitiv vertrauenswürdig." Usagi schaute mich erleichtert an. „Okay gut, aber egal. Die Hauptsache ist, dass es dir bald wieder besser geht und egal ob Niragi scheiße ist oder nicht- er scheint dir gestern echt deinen Arsch gerettet zu haben!" Arisu stimmte ihr mit einem Nicken zu.

„Wo wir gerade bei neuen Freunden sind, gestern haben wir dich zwar nicht mehr gefunden, aber dafür hat sich ein Mädchen namens Kuina bei uns vorgestellt. Sie ist nett. Könnte zu uns passen." „Echt?" Ich setzte mich ein Stück aufrechter hin - soweit ich konnte. „Ja und stell dir vor wer mit ihr befreundet ist. Chishiya!" Wieder ein Stimmungskiller. „Cool" war das einzige was ich hervorbringen konnte. Chishiya und ich sind gestern ziemlich aneinander geraten, deswegen weiß ich nicht ob es so eine gute Idee ist, wenn wir beide jetzt die ganze Zeit wie Freunde aufeinander hocken würden.

Nach ein paar Stunden durfte ich wieder aus dem Bett und nach draußen. Ich sollte die nächsten 3 Tage wenn es geht kein Alkohol trinken und aufpassen, dass es nicht in Richtung einer Alkoholsucht geht. Darauf hatte ich nicht wirklich etwas geantwortet. Mein Blick sollte wohl alles gesagt haben.

Als ich mit Arisu und Usagi am Pool ankam, setzte sich ein Mädchen zu uns. „Kuina, freut mich." streckte sie mir ihre Hand entgegen. „Takara" sagte ich ein wenig überrumpelt, nahm dann aber ihre Hand an. Wie bei Niragi und mir gestern. Nur ohne den endlos langen Augenkontakt der total unangenehm war. Vielleicht 4 Minuten später kam eine Person mit weißer Jacke auf uns zu geschlendert. „CHISHIYA!" rief Kuina, die wirklich überraschend cool war, und winkte somit Chishiya zu uns herüber. Er blieb abrupt kurz stehen, als sich unsere Blicke trafen, ging dann aber wie immer mit ausdrucksloser Miene auf uns zu und setzte sich auf eine der freien Liegen neben uns. Auf die, die am weitesten von mir entfernt war. Aus Reflex, zog ich meinen Bikini überall zurecht und schaute an mir hinunter. Wieso zum Teufel machte er mich nervös? Dazu kommt, dass unser kleiner Streit die ganze Situation nicht gerade besser machte. Während wir am Pool saßen, sprachen überwiegend Kuina, Arisu und Usagi. Ich und Chishiya erwischten uns ein paar mal gegenseitig, beim herüber schauen. Nach einer Weile musste Kuina mitbekommen haben, dass zwischen uns dicke Luft herrscht, denn nachdem Arisu eine seiner Geschichten erzählt hatte, sagte sie mit einem Zwinkern in meine Richtung: „Usagi, Arisu. Holen wir doch ein paar Getränke. Ich brauch Hilfe beim tragen." Und kurz nachdem sie das ausgesprochen hatte, nahm sie die beiden an der Hand und verschwand mit ihnen in der Clubhalle.

„Sie ist nicht dumm." „Nein, das ist sie nicht." antwortete ich so unberührt wie Chishiya mich angesprochen hatte. „Scheint als würden wir noch für eine längere Zeit auf einander hocken." Daraufhin rollte ich mit den Augen. „Hab's mir nicht ausgesucht. Deine Freundin hat sich mit Arisu und Usagi angefreundet!" Betonte ich besonders das Wort Freundin. Nicht, dass ich Kuina nicht mag, aber er hätte ja ruhig erwähnen können, dass er eine Freundin hat. Beleidigt schaute ich weg. Von der Seite kam ein leises, schmunzelndes Geräusch. Perplex schaute ich Chishiya an, der wirklich ein Lächeln auf den Lippen hatte. Kein sonderlich großes und wärmendes, aber immerhin etwas. „Was?" Keifte ich ihn genervt an. „Bist du etwa eifersüchtig?" Ich warf ihm einen Todesblick zu. „Nein. Natürlich nicht, wieso sollte ich!?" Selbst ich bemerkte das sich meine Stimme um einiges erhob und schwieg anschließend nur. Wie peinlich.

Eine Weile sagte niemand etwas und ich war schon kurz davor einfach aufzustehen um zu gehen, da sagte Chishiya plötzlich: „Kuina ist nicht meine Freundin." Ich schaute ihn an. „Wir sind Partner." Partner. Partner? „Partner?" fragte ich ungläubig. Er nickte einmal mit dem Kopf. „Okay, sie als deine Freundin zu bezeichnen war vielleicht etwas voreilig, ich geb's zu aber komm schon, Partner?" „Welche Antwort erwartest du denn von mir?" „Keine Ahnung, gar keine aber du bist so verklemmt, dass du nicht einmal zugeben kannst, das Kuina eine gute Freundin ist." Ich musste einfach lachen, es ging nicht anders. „Das ist so bescheuert." Im Gegensatz zu mir saß Chishiya steif da und musterte mich mit seinen braunen Augen. Ich schaute ihn an und verlor mich wieder einmal in seinem fesselnden Blick. Ich weiß nicht wieso mir das andauernd hier passiert. Vielleicht haben Typen im Borderland eine andere Wirkung auf mich, was weiß ich. Oder ich hab einfach zu viele andere Sorgen und brauche Ablenkung.

„DRINKS SIND DAAAA" schrie Arisu hinter uns. Schnell wandten Chishiya und ich uns voneinander ab und sahen zu den 3en die geradewegs auf uns zu steuerten- in den Händen hielten sie bunte Cocktails. Als ich Kuina ansah wusste ich, dass sie uns gerne noch etwas länger Ruhe gegönnt hätte, denn sie schenkte mir einen „Tut-mir-Leid-ist-nicht-meine-Schuld-Blick" und sah dann mit finsterer Miene zu Arisu hinüber. Ich lächelte sie an und winkte es mit der Hand ab als wäre es kein Problem. Aber insgeheim, hätte ich wirklich gerne noch länger mit Chishiya geredet - Wir waren gerade dabei, uns wieder zu vertragen.

„Alsooo..." fing Usagi an. „Ich wäre für etwas lustiges. Keine Ahnung, ein Spiel? Wir kennen uns ja eigentlich alle kaum und bei Spielen lernt man sich doch immer besser kennen, nicht wahr?" erwartungsvoll schaute sie in die Runde, doch Chishiya unterbrach sie. „Ironisch, nicht wahr?" Dabei würdigte er sie keines Blickes. „Wir spielen in diesem Land ums überleben, Menschen kommen um und du willst dennoch weiter spielen in meiner Freizeit?" „Unserer Freizeit, es dreht sich nicht immer alles nur um dich" unterbrach nun Kuina Chishiya. „Und hey, ich find die Idee nicht schlecht. Hab dich nicht so Chi" Sie knuff ihn fest mit ihrem Ellenbogen in seine Seite, doch wenn es wehgetan haben sollte, ließ er es sich nicht anmerken - er zuckte kein bisschen zusammen. „Kuina ich hab dir gesagt, dass ich einen vollen Namen habe, bei dem du mich nennen sollst." „Schon gut, schon gut...Chishiya" betonte Kuina seinen Namen gehässig. „Also Usagi, Schlag was vor!"

„Okay ich fange an... hmmm..." überlegte Kuina „Ich habe eine Katze, mein Vater würdigt mich keines Blickes mehr seit ein paar Jahren und- uhm... ich hab Chishiya schon einmal tanzen sehen." Sie lachte selbstsicher auf. Ich starrte sie nur ungläubig an. „Sag bloß das letzte ist wahr." Gespannt nahm ich einen Schluck meines alkoholfreien Himbeer-Cocktails und sah Kuina erwartungsvoll an. Usagi und Arisu taten es mir gleich. „Neinnn leider nicht. Chishiya, kannst du überhaupt tanzen?" Sein Blick verriet, dass er diese Frage lieber überspringen wollte. „Dann tippe ich einfach mal auf das 2. dein Vater würdigt dich seit einiger Zeit keines Blickes mehr. Ich meine- wir sind im Borderland. Jeder hat doch so eine dramatische Story, oder?" behauptete Arisu. Wir spielten 1 Wahrheit und 2 Lügen. Der am Zug ist, muss die anderen Mitspielern bei jeweils 2 von 3 Aussagen anlügen und der Rest errät dann, welche der Wahrheit entspricht. „Hast Recht damit. Scheint als wär ich ein Mutterkind." Usagi lachte laut auf. Wie bei fast allem, was Kuina sagte. Sie mochte sie wohl wirklich sehr. „Jetzt du Takara" Kuina zeigte auf mich. Oh nein, in Geheimnisse verraten bin ich nicht sonderlich gut.

Doch bevor ich etwas sagen konnte, ertönte ein lautes Knallen. Ein Pistolenschuss. Eine kleine Gruppe von Männern und Frauen erschien nun am Pool und ging selbstbewusst umher, um sich die Leute anzusehen. Ganz vorne schreitete ein gut gebauter Mann in einem Tank Top voran - Aguni. Schon vom Weitem konnte man ihn direkt erkennen. Hinter ihm liefen 2 Männer, der eine schlurfte etwas langes hinter sich her und sein ganzer Körper war voll mit Tattoo's. Ihn kannte ich aus dem Konferenz Raum. Der andere hingegen hatte schwarze Haare, trug ein schwarz-weißes Hemd und ein Gewehr über der Schulter. Ich musste nicht 2 mal hinsehen um zu wissen, wer diese Person war.

Niragi.

Chishiya X Reader X Niragi - Now the Decision is yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt