Kapitel 8 - Wiedersehen

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Nachdem uns der Hutmacher gehen ließ, zeigte uns ein Mädchen unsere Zimmer. Meins war in der selben Etage wie das von Usagi,  jedoch lag das von Arisu in der unter uns. „Nicht schlimm, treffen wir uns gleich hier im Flur, wenn wir umgezogen sind?" schlug er vor. Usagi und ich nickten einstimmig und verabschiedeten uns von ihm. Danach ging ich auf mein Zimmer und wollte die Tür abschließen. Ich sah mir das Schloss an, welches zugeklebt worden war. „Hä?" murmelte ich kopfschüttelnd. Doch dann erinnerte ich mich an die Worte des Hutmachers: „Keine Privatsphäre."

Na toll, das fing ja super an. Jeder konnte also in meinem Zimmer ein und ausgehen und ich durfte nicht einmal etwas dagegen unternehmen. Eins war klar. Wenn ich mich gleich umziehe, musste ich echt aufpassen, dass kein Perversling die Tür aufstößt um zu gaffen. Ich ging zu meinem Kleiderschrank, in wessen ein paar Klamotten hängen. Darunter fast nur Bikinis- richtig knappe Bikinis... Oh je. Ich atmete tief ein und aus. Das ist ja fast wie Karneval, wenn alle so rum laufen. Stört das denn wirklich so niemanden?

Nach 10 Minuten trat ich aus meinem Zimmer in einem schwarzen Bikini der meiner Meinung nach viel zu viel Ausschnitt von mir preisgab, doch die anderen Klamotten waren noch viel schlimmer gewesen. Ich hatte zwar noch ein Hemd gefunden, was ich mir überwarf, es brachte mir nur nicht wirklich viel, da es ziemlich durchsichtig war. Usagi wartete schon auf mich, auch in einem schwarzen Bikini, jedoch zeigte dieser nicht so viel Haut und sie hatte das Glück, ihre Jacke mitgenommen zu haben. Wir warteten gemeinsam auf Arisu der nur eine Minute später die Treppe hinauf gestolpert kam. Er trug eine bunte Badehose, die ihm bis kurz vor die Knie reichte. Darüber hatte er sein T-Shirt gezogen. Wirklich verändert sah er nicht aus, denn er hatte schon davor eine kurze, ähnliche Hose an.

Doch das war nicht das witzigste. Arisu starrte Usagi an, als hätte er noch nie im Leben ein Mädchen gesehen. „Ist was?" fragte Usagi verlegen. Das riss Arisu aus seinen Gedanken und er versuchte so cool wie möglich zu reagieren. „Ne. Nenene was soll denn sein hä?" Aus Nervosität drehte er sich weg und ich schenkte ihm ein bemitleidenden aber auch belustigten Blick. Zusammen gingen wir nach unten, wo Musik immer lauter wurde. Als wir draußen ankamen, blieben wir wie angewurzelt stehen. Was zu Teufel war das denn?

Die Leute soffen sich wortwörtlich das Gehirn weg, der Bass knallte so sehr das der Boden vibrierte, jeder leckte jeden ab und sogar Sex in irgendwelchen Ecken oder an Tischen fand statt.

Ich wandte mich schnell ab und ging wieder in die entgegengesetzte Richtung. Vielleicht wollte ich auch nur schnell vor den anderen beiden fliehen. Ich brauchte endlich Zeit für mich alleine. Also beschloss ich im Gebäude schnell nach einem Ort, außer mein begehbares Zimmer zu suchen, an dem ich meine Ruhe haben konnte, ohne von irgendjemandem gestört zu werden.

Ich weiß nicht mehr wie, doch nach einiger Zeit hatte ich eine Tür die auf's Dach führte gefunden. Wow. Was für eine Aussicht. Ich staunte als ich mich an den Rand des Daches setzte. Eine Weile saß ich da, ohne mich zu regen. Ich dachte an nichts besonderes, die Ruhe war einfach nur schön zu genießen. Ich legte mich vorsichtig auf die warmen Steine und wand meinen Blick in den Himmel zur Sonne. Nun saß ich dichter am Rand des Daches als mir lieb war, doch es würde mich gerade nicht mal wirklich kümmern, wenn ich herunter rutschen sollte.

„Ich würde an deiner Stelle aufpassen, du bist schneller auf dem Boden aufgeprallt als du denkst." Ich schreckte nicht hoch sonder mir entglitt eher ein enttäuschtes Stöhnen. Da wollte man einmal seine Ruhe haben und schon kommt der nächste angekrochen um zu nerven. Die Stimme kam mir so bekannt vor, wenn ich auch nicht mehr wusste, wem ich sie zuordnen sollte. Langsam stieß ich mich vom Boden ab und richtete mich auf.

„Es war gerade ruhig hier oben." warf ich dem unbekannten Bekannten vor ohne mich umzudrehen. Ich hörte wie er ein paar Schritte auf mich zuging und direkt hinter mir zum stehen kam.

„Tut mir leid aber ich muss dich enttäuschen, ich war zuerst hier. Das ist mein Rückzugsort." Jetzt konnte meine Neugierde mich nicht mehr zurückhalten. Ich drehte mich ruckartig um und sah in ein paar wunderschöne braune Augen, die in meine blickten.

„Wusste ich's doch" entgegnete er siegessicher. „Hab dich gleich von hinten und an der nervigen Stimme erkannt." Ich legte meinen Kopf schief und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Bin ich so sehr in deinem Gedächtnis hängen geblieben, Chishiya?" Ich grinste ihn an doch er schnaubte nur leicht und ging dann ein Stück zur Seite.

„Ich kann mir Menschen gut einprägen, also lass es dir nicht zu Kopf steigen. Außerdem hast DU doch MEINEN Namen im Kopf behalten." Unberührt schaute er mich an. Sein Blick war so eisig aber er hatte trotzdem etwas von Wärme und Entspannung. Ich konnte nicht aufhören ihn anzusehen, und das war es, was mich störte. Was mich auch schon in unserem Pik Spiel gestört hatte. Er machte mich nervös und gerade weil er so ein emotionsloser Idiot ist, zugegeben genauso wie ich oftmals, wunderte mich das. Vielleicht war es auch wegen dem Zettel, weil ich mehr wusste, als ihm vielleicht lieb wäre. Doch darauf würde ich ihn schon 3 mal nicht ansprechen. Später heißt es noch ich wäre eine Stalkerin oder wollte ihn nicht aus den Augen lassen. Nein danke.

„Ist halt hängen geblieben, bei den Dummheiten, die du bei dem Pik Spiel gemacht hast." Er zog eine Augenbraue hoch. „Dummheiten? Du meinst wohl eher dir den Arsch gerettet zu haben." Eindringlich sah er mich an und ich musste mich nun anstrengen, seinem Blick standhaft zu bleiben. Ohne Gewinn. Ich blickte wieder nach unten, wo die Party nun richtig los ging. „Ist das hier immer so?" versuchte ich so emotionslos wie möglich zu klingen, um nicht im Nachteil zu sein. „Immer." entgegnete er knapp. Ich sah ihn kurz an, genauso schnell aber auch wieder nach unten.

Eine ganze Weile war nichts, außer dem lauten Bass, welcher von unten hinaufschallte zu hören. Ich setzte mich wieder hin und kurz danach ließ sich Chishiya neben mir nieder. Ich schaute ihn überrascht an, doch er blickte nur in die Ferne. Daraufhin beschloss ich noch ein paar Minuten die Aussicht zu genießen. Ich konnte sein intensives Parfüm riechen und atmete den Duft heimlich stark ein. Kurz darauf schüttelte ich knapp den Kopf. Wie kann man nur so komisch sein? Hätte er das bemerkt, würde er nie wieder mit mir reden. Ich meine, kann mir ja egal sein, er ist ja nichts besonderes oder so. 

Er schaute zu mir herüber, als würden meine Gedanken so laut schreien, dass er sie mitbekommen hätte. Ich blickte ihm tief in die Augen, aber nicht auf die romantische Weise, wie man das reininterpretieren könnte, eher auf eine fragende, interessante Weise.  „Was?" „Du hast doch zuerst geguckt" konterte ich. Er sah mich weiter an und diesmal schaffte ich es seinem Blick standzuhalten.

Für einen kurzen Moment meinte ich seine Mundwinkel zucken gesehen zu haben doch ehe ich irgendeine Bewegung machen konnte, zischte er nur: „Irgendwie hast du was an dir, was mich ziemlich ankotzt." Bitte was? Was sollte der Spruch denn jetzt. Ich dachte wir wären dabei, vielleicht keine Freunde, aber so etwas in der Art zu werden aber da hab ich mich anscheinend gewaltig geirrt. Was mich gerade am meisten störte war, dass er, trotz das ich ihn angeblich „ankotze", seinen Blick nicht von mir abwenden wollte. Ich sah ihn beleidigt an. „Ach ja, deshalb starrst du mich auch an, als wäre ich das interessanteste auf der Welt. Wieso sitzt du dann noch hier? Hau ab, man." Ich stand auf und setzte mich auf die andere Seite des Daches. Das letzte was ich von ihm wahrnahm, waren seine schweren Schritte und das Türknallen.

Na toll, ich hatte gerade die einzige Person, die mir hier in diesem Irrenhaus weiterhelfen konnte, vergrault...

Chishiya X Reader X Niragi - Now the Decision is yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt