Kapitel 35 - Kann ich dich wirklich lieben?

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- Kiko's POV -

Scharf sog ich dünne Luft ein, welche mir wie Rasierklingen vorkam, die meine Lunge ohne Rücksicht auf meinen sowieso schon vorhandenen Schmerz, zu zerstören mögen. Ich stand vor ihm, konnte mich nicht bewegen oder etwas erwidern, während Niragi's Hände meine leicht streiften. Seine Nähe war unerträglich und das Gefühl jeden Moment in Tränen auszubrechen bannte sich meinen Hals herauf, ohne das ich es verhindern konnte. Schnell fasste ich mich, schloss meine Augen und atmete tief durch. Er lügt. Er wird sich niemals ändern. Und doch glaubte mein Unterbewusstsein ihm jedes Wort, welches aus seinen so schönen Lippen hervorquoll. Seine Hände verließen meine Handrücken, auf welchen ich eigentlich seine Nähe genoss, und wanderten Richtung meiner Wangen. Er hielt meine Gesicht mit seiner Kraft und schaute mich ernst an. Sein Blick war ehrlich und ich konnte meine Augen nicht von seinen abwenden. „Geh nicht." wiederholte er erneut, als wäre es nicht schon schwer genug für mich, mich zusammenzureißen und ihn nicht zu küssen obwohl mein Verstand mir das Gegenteil riet. Seine Berührungen an meinem Körper, seine Stimme an meinem Ohr, sein Atmen an und auf meiner Haut- das war es, was mich verrückt spielen ließ. Wenige Millimeter fehlten, dann würde ich nichts mehr gegen ihn und meine innere Stimme tun können und während er mir immer näher kam, spürte ich mein Herz fest gegen meine Brust klopfen.

Doch ehe ich seine Lippen mit meinen verbinden konnte, stürmte jemand ins Zimmer, sodass Niragi heftig zurück wich. „Kiko du musst-" Takatora Samura, auch hier im Beach bekannt als Last Boss, kam abrupt zum stehen als er uns beide wie versteinert da stehen sah, die Lücke zwischen uns unerträglich groß. „Oh." brachte er hervor und ich hätte schwören können, ein kleines Grinsen in seinen Augen erkannt zu haben. „Niragi, zu dir wollte ich als nächstes aber so bietet es sich auch an." „Was willst du?" fuhr Niragi ihm giftig ins Wort. Ungeduldig wechselte ich von einem auf den anderen Fuß und wollte wissen, was so wichtig war, das Last Boss uns unterbrechen musste. „Die Konferenz- ihr seid ziemlich spät dran." Mein Blick schnellte zu dem Wecker an meinem Bett und als ich sah, wie spät es schon war japste ich laut auf, atmete schockiert ein und stürmte ohne einen weiteren Blick auf Niragi zu erhaschen aus meinem Zimmer um in den Konferenzraum zu gelangen.

„Entschuldigen Sie vielmals die Verspätung." keuchte ich, als ich endlich vor dem Hutmacher stand, der wie immer gut gelaunt mit seinem Glas Whiskey in der Hand auf dem thronähnlichen Stuhl am Ende der langen Tafel saß, wo auch die anderen Mitglieder der Führungsriege bereits Platz genommen hatten, ein paar schon in intensive Gespräche verwickelt. Mit einem freundlichen Lächeln nickte Takeru, der Hutmacher, zu meinem Stuhl um anzudeuten, dass ich mich setzten sollte. Wenige Sekunden nachdem ich mich niedergelassen hatte, stoßen auch Last Boss und Niragi dazu und setzten sich sofort auf ihre Plätze, Last Boss auf den gegenüberliegenden vor mir und Niragi den von mir links liegenden. „Wo ist Chishiya?" fiel mir der leere Stuhl schräg gegenüber von mir auf, der normalerweise immer pünktlich und still von dem Blondie besetzt war, wenn ich gerade erst ankam. Im selben Moment flog die gewaltig-große Tür erneut auf und ein total gestresster Chishiya trat, nach Luft ringend, ein. „Entschuldigung. Es gab da noch etwas, was ich klären musste." Seine Stimme klang vertrauenswürdig, doch seine zerzausten verrieten ihn. Vermutlich waren ich und Niragi nicht die einzigen, die von Last Boss in einem intimen Moment gestört wurden-

Als die Tafel endlich vollständig besetzt war, stand der Hutmacher auf und murmelte erst ein paar der üblichen Danksagungen und Infos, die wir alle schon in und auswendig kannten und denen eigentlich niemand, außer Mira, wirklich zuhörte. Ein Blick zu Chishiya ließ mich erahnen, dass selbst er mit seinen Gedanken durch Abwesenheit glänzte, was für das emotionslose Genie ein absoluter Ausnahmezustand war. Sein Blick traf auf meinen und von jetzt auf gleich kontrollierte er seine Emotionen wieder und es fühlte sich so an, als könne er direkt in meine Seele starren und dort alle meine Geheimnisse und Wunden vorfinden, die ich dauerhaft mit mir umher trug. Da höre ich lieber dem Hutmacher zu, als das ich Blondie unbewusst meine verletzliche Seite preisgebe.
Nein danke.
„Außerdem-" Takeru machte eine dramatische Pause, die mir ein leises aber ziemlich gelangweiltes Seufzen entlockte, woraufhin Niragi's Blick in meine
Richtung schnellte. „werde ich heute Abend selbst an den Spielen teilnehmen. Es wird wieder Zeit, meine Freunde. Auch meine Tage laufen ab ohne das ich etwas dagegen tun kann." Ein Raunen erfüllte die stickige Luft in dem Saal und ich ließ meine Augen prüfend umherschweifen nur dafür, um besorgte und verwirrte Gesichter von der Mehrzahl hier Anwesenden zu ernten.

Chishiya X Reader X Niragi - Now the Decision is yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt