„Und du, wie sieht es bei dir aus?", hakte ich nach. „Wir sind recht viele, aber dafür alle eher Einzelgänger. Also jeder hat seine eigenen Geschäfte und Unternehmen. Vieles läuft auf geschäftlicher Ebene ab zumindest zwischen uns Männern, also meinem jüngeren Bruder Mason und meinem Vater. Meine Mutter ist eine herzensgütige Frau und war immer mein Fels in der Brandung", erzählte er glücklich.
„Klingt nach einer tollen Mutter. Macht ihr Männer in der Familie alle das Gleiche, bzw. was macht ihr überhaupt? Soll ich raten, wobei das könnte sarkastisch und nicht so positiv werden", redete ich wie ein Wasserfall.
„Warte du weißt wirklich nicht was ich mache?", fragte er geschockt. „Ehm woher auch?", erwiderte ich verwirrt. Er schien etwas verblüfft.
„Jetzt tu mal nicht so als seist du so berühmt, dass du jeder Woche auf dem roten Teppich läufst", sagte ich genervt.
„Autsch jetzt verletzt du mein Ego doch ein wenig. Also ich war nur so verwundert, dass... ach ist auch egal. Also ich bin Unternehmer. Mein Vater hat mit eine der marktführendsten Unternehmensberatungen gegründet und die an mich und meinen Bruder abgetreten. Mein Bruder ist erst kürzlich hinzugekommen, weswegen er nur zu einem kleinen Teil mit einbezogen ist und weil er sich nun ja erstmal um seine eigenen Probleme kümmern und erwachsen werden sollte", sagte er gereizt.
„Also du ziehst den Leuten das Geld aus der Tasche, verdienst ein Haufen viel Geld, indem du Sachen von links nach rechts schiebst und dich auf Galen vergnügst", sagte ich provozierend.
„Du kannst manchmal so verbissen, voreingenommen und unverschämt sein. Du hast noch nie jemanden mit diesem Job richtig kennengelernt, du hast dir noch nie seine oder ihre Arbeit genauer angesehen, denn ja auch Frauen befinden sich in solchen Positionen. Und ja auch wir sind irgendwo wichtig für die Wirtschaft", sagte er wütend.
„Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen", sagte ich leicht eingeschüchtert.
„Nein, aber ich finde, dass Vorurteile sehr schlecht für die Gesellschaft sind und man sich alles immer erst genauer anschauen sollte", sagte er mit ernster Stimme und brachte mich damit leicht aus dem Konzept.
„So kluge Worte von dir hätte ich gar nicht erwartet. Gutes Reden gehört wohl auch zum Job dazu", versuchte ich meine Nervosität zu verstecken und ihn ein wenig mehr zu ärgern.
„Sollte das jetzt ein Seitenhieb oder ein Kompliment sein, denn es klang eher wie Ersteres", gab er bissig von sich.
„Manchmal tragen schlechte Erfahrungen auch zum eigenen Weltbild bei", verteidigte ich meine Position.
„Bei dir ist es wohl deine Mutter, die mit dem Typen verschwunden ist."
Das war direkt, aber er hatte Recht.
„Ja vielleicht", gab ich zu.
„Gut dann vergebe ich dir, dass du mich und meine Arbeit so runter gemacht hast und du mir, dass ich manchmal etwas unsensibel und verständnislos bin", sagte er liebevoll. Im Gegenteil er kam mir gerade sogar sehr verständnisvoll vor. Das war eine Seite, die ich noch nicht richtig kannte.
„Erzähl mir was du gerne tust, wenn du mal nicht arbeitest", fragte er plötzlich. Das war ja mal ein Themenwechsel.
„Also ich backe und koche wie gesagt sehr gerne. Und dann lese ich noch viele Romane", erzählte ich.
„So Mädchenschnulzenromane?", fragte er grinsend.
„Nein, das sind ganz normale Romane mit Lebenstragödien und natürlich auch Liebe."
„Und mit Sicherheit auch viel Sex. Ihr Mädchen steht doch auf sowas. Die meisten eurer Romane sind richtige Erotikbücher", warf er grinsend ein und brachte mich wieder innerlich zum Glühen.
„Also ehm, klar kommt da das ein oder andere Mal auch Sex drin vor. Ich meine es geht um eine Beziehung und da spielt Sex nun mal auch eine wichtige Rolle", versuchte ich mich zu wehren.
„Also bist du der Meinung, dass eine Beziehung nicht ohne guten Sex funktioniert?", hakte er amüsiert nach.
„Ja schon irgendwie, weil Sex mit Intimität und Vertrauen zu tun hat, was Grundbestandteile einer Beziehung sind und deswegen würde ich sagen stärkt Sex auf jeden Fall die Beziehung, aber ist jetzt nicht das Muss. Wobei es ehrlich gesagt ohne Sex wahrscheinlich nicht lange funktionieren würde, weil es dazu gehört", verstrickte ich mich immer weiter, was wohl sehr zu seiner Unterhaltung beitrug.
„Find ich gut, deine Einstellung."
„Das ist keine Einstellung, sondern eine Vermutung und subjektive Meinung dazu. Und warum müssen wir eigentlich schon wieder über Sex reden!", sagte ich aufgebracht.
„Nun ja ich finde das ist mit das spannendste Thema was es gibt, weil es so unterschiedliche Meinungen gibt, aber es jeder irgendwie tut. Es gibt so viele verschiedene Vorlieben und Praktiken, es ist eine wahre Wissenschaft und Kunst. Genau wie Selbstbefriedigung, da kannst du mir doch bestimmt zustimmen?", fragte er provokant nach. Ich lief hochrot an, so offen und direkt über das Thema mit einem Mann zu sprechen, war mir sichtlich unangenehm und auch noch nie passiert. Und Thema Selbstbefriedung war ein tot geschwiegenes Thema, selbst unter Freundinnen, was eigentlich traurig war, aber man traute sich dennoch nie den ersten Schritt zu machen.
„Ich finde das Gebiet auch sehr weitläufig aber ja. Einige halten sich in sehr weiten Gebieten auf und andere hingegen in einem kleineren vertrauteren Kreis", versuchte ich das Thema zu beenden.
„Und zu welchen zählst du Engel?" Sein Ziel war es offensichtlich mich in Bredouille zu bringen und aus der Reserve zu locken. Ich fasste es nicht in welch eine unangenehme Situation er mich versetzt hatte. Gut Sophia ganz cool bleiben und einfach zurückschlagen, so haben wir es gelernt.
„Wüsste gar nicht was das für dich zur Sache tut. Schließlich besteht deine Entschuldigung lediglich aus diesem Dinner. Da braucht es dich doch gar nicht zu interessieren, was ich für Vorlieben habe, wenn sie ja eh nichts mit dir zu tun haben!", konterte ich selbstbewusst und versuchte kühl zu bleiben.
„Und wenn meine Entschuldigung mehr als ein Dinner bietet?", bot er verführerisch an.
„Dann bin ich wohl dazu angehalten sie abzulehnen, so leid es mir tut", sagte ich gespielt betroffen.
„Oh bist du dir sicher, dass du die Kraft dazu hast, dich so mir und vor allem dir selbst zu widersetzen?", sagte er selbstbewusst mit seinem Grinsen, welches einen noch um den Verstand brachte. Ich merkte wie mir das Herz bis zum Hals klopfte.
„Die größte Gefahr geht von einer Person aus, die du in ihrer Stärke unterschätzt!", entgegnete ich. „Gut dann weißt du ja schon, dass es besser ist mir keinen Widerstand zu leisten", sagte er mit dunkler Stimme. Ich spürte plötzlich sein Bein gegens mein Bein stoßen und ein Blitz durchzog mich. Seine Flirterei machte mich wahnsinnig. Dieses Selbstbewusste und Herausfordernde war heiß und gefährlich. Ich musste mittlerweile rot wie eine Tomate sein.
„Keine Sorge ich wäre auch nervös, wenn ich mit so einem gutaussehenden Kerl in einem schicken ..."
„Ich bin nicht nervös!", unterbrach ich ihn.
„Solltest du vielleicht aber. Ich meine ich bin unberechenbar", provozierte er mich weiter. Ich war kurz davor zu sterben. Diese stechenden grünen Augen und sein leichtes Grinsen auf den Lippen, mit dem er mich dazu brachte innerlich durchzudrehen machten mich absolut fertig.
„Da ist sie ja wieder die unausstehliche Selbstgefälligkeit. Ich habe sie schon fast vermisst. Wenn es dir nichts ausmacht, lass ich dich mal kurz mit deiner Arroganz alleine, um mich frisch zu machen." Meine Stimme triefte nur so vor Ironie und dennoch meinte er noch einen drauf zu setzten.
„Kein Problem, ich habe dich ja auch ganz schön ins Schwitzen gebracht." Und zwinkerte mir zu. Arschloch dachte ich mir nur und drehte mich um und ging zu den Waschräumen. Ich ging zur Toilette und spritzte mir Wasser ins Gesicht. Ich sah mich im Spiegel an, mein Make-up saß noch, mein Kleid sah gut aus und ich? Ich musste jetzt die Schultern straffen, um nicht völlig wahnsinnig zu werden, denn ich spielte hier ein ganz gefährliches Spiel mit dem Feuer und war dabei mich zu verbrennen, wenn ich nicht aufpasste.
Ich trat aus dem Bad aus und merkte sofort, wie sein Blick auf mir ruhte. Ich ging zum Tisch zurück und nahm einen großen Schluck Wein.
„So der war nötig", sagte ich und knallte das Glas zurück auf den Tisch.
„Gefällt mir", sagte er mit großen Augen.
„So da habe ich einmal ihre Gerichte. Zweimal das Filetsteak. Bitte sehr. Und ein bisschen mehr Licht für die Romantik", sagte der Kellner und holte eine Kerze heraus und zündete sie in der Mitte des Tisches an. Mittlerweile war New York ins Dunkle getaucht und strahlte noch mehr als zuvor. Es war ein magischer Anblick.
„Dann wünsch ich dir einen guten Appetit und hoffe, dass es dir schmeckt", sagte Theo zu mir.
„Danke dir auch." Ich wollte zu meiner Gabel greifen und das Riesen Steak probieren als ich sah, wie Theo seins noch mit Salz und Pfeffer bestäubte.
„Du hast doch nicht mal probiert!", schimpfte ich. „Ja, aber ich weiß wie ungewürzt schmeckt. Du musst das erst noch selbst würzen", sagte er verwirrt.
„Was soll denn der Mist, eine Suppe würzt man sich doch auch nicht selbst", entgegnete ich pampig.
„Das ist ja auch ein Steak und keine Suppe", lachte er.
„Was ist so witzig daran?", fragte ich gereizt.
„Kann es sein, dass du noch nie ein richtiges Steak gegessen hast?", fragte er misstrauisch. „Naja, nicht so wirklich", gab ich zu. Er starrte mich mit einem entsetzten Blick an.
„Du willst mich wohl verarschen?"
„Nein."
„Ok ich glaub ich muss erstmal den Schock verarbeiten", sagte er und nahm sich sein Weinglas. Ich würzte mir meins ähnlich wie Theo, denn ich hatte null Ahnung davon. Als ich es aufschnitt war ich schockiert.
„Theo, das ist nicht mal richtig durch, dass müssen die nochmal durchbraten", sagte ich entsetzt. Theo lachte lauthals los. Es war so ein ehrliches Bauchlachen, das ich so überrascht von diesem Klang war und ihm nur faszinierend dabei zu sah, wie er sich über mich lustig machte.
„Was ist denn nun so witzig?", fragte ich erneut.
„Ok wow, ich hatte noch nie eine Steakjungfrau und ja du schaffst es mir die größten Überraschungen heute zu bescheren. Sophia, das ist ein Steak, das muss so rot sein in der Mitte. Das nennt man medium. Sonst schmeckt das wie eine Schuhsohle, das ist eine Kunst das so auf den Punkt zu bekommen", erklärte er noch immer sehr amüsiert über mein Nichtwissen.
„Okaaay", gab ich zurück. Das war mir echt etwas seltsam alles. Ich schaute ihn misstrauisch an.
„Hier siehst du, meins ist genauso." Tatsächlich sah seins auch verboten roh aus. Ich nahm skeptisch den ersten Bissen. Doch ich war noch nie so, so überrascht von einem Essen und so geflasht. Die Pfeffernote mit diesem perfekten Fleischgeschmack, es war der Wahnsinn. Anscheinend sah man es mir auch an, denn Theo schien sehr amüsiert.
„Der Wahnsinn, oder?", fragte er.
„Ich bin hin und weg", sagte ich halb stöhnend.
„Das freut mich."
Wir aßen genüsslich weiter. Es war so köstlich, dass wir dabei kaum sprachen. Ich war viel zu sehr mit dem leckeren Essen beschäftigt.
„Bist du zufrieden?", fragte er mich plötzlich.
„Ja voll und ganz, deswegen bin ich auch so still. Ich bin so mit dem Essen und dem Genuss beschäftigt und dann noch dieser Aussicht. Entschuldige."
„Ach was alles gut, ich wollte nur wissen, ob es dir schmeckt und alles in Ordnung ist. Wobei ich immer noch schockiert bin, dass du als Bäckerin und vor allem Köchin, nicht wusstest, dass Steaks medium serviert werden", ärgerte er mich erneut.
„Ja also wir sind keine Vegetarier, aber essen halt sehr selten Fleisch und eigentlich nie solche Fleischstücke, höchstens dann mal irgendwie in Gerichten verarbeitet, auf einer Pizza oder Hähnchen schon eher mal", versuchte ich mich zu verteidigen und meine Würde zurückzuerlangen.
„Ach so, aber eine Entschuldigung ist das dafür trotzdem nicht. Das werde ich dir ewig vorhalten", sagte er lächelnd „Wie nett von dir."
„Hier ist ihr neuer Wein", sagte der Kellner und stellte mir ein randvolles neues Weinglas hin
„Ehm Dankeschön." Ich sah Theo verwirrt an.
„Du bekommst so lange neuen Wein, bis du Nein sagst", sagte er stolz.
„Na super. Willst du mich gefügig machen und verschleppen?", witzelte ich.
„Keine so schlechte Idee, da sollte ich nochmal drüber nachdenken." Ich rollte mit den Augen.
„Möchtest du noch einen Nachtisch?", hakte er nach.
„Nein um Gottes Willen ich platze gleich", antwortete ich nur und hielt mir meinen Bauch.
„Ok gut ich nämlich auch." Wir saßen da noch so eine Weile. Manchmal plänkelten wir rum und manchmal genossen wir still unseren Wein und die Aussicht.
„Wer bist du?", rutschte es plötzlich mir so heraus.
„Ich? Wie meinst du das?", fragte er sichtlich verwirrt.
„Wer bist du, was zeichnet dich aus, was magst du, was magst du nicht? Warum lädst du mich in so ein krasses Restaurant ein? Was willst du überhaupt von mir? Was...?"
Die Wörter sprudelten so ungeachtet aus mir heraus, dass ich mir die Hand vor den Mund und den Kopf schlug. Wow, Sophia hätte es nicht noch etwas dramatischer und dümmer sein können.
„Okay, ich sehe du bist verwirrt, verständlich. Ich bin ein 28-jähriger Typ, der dich wahrscheinlich mitten aus dem Leben gezerrt hat und das noch sehr überrumpelnd und ..."
„Dreist!", warf ich ein.
„Ja so könnte man es vielleicht nennen, aber das klingt etwas scharf. Es war etwas unbedacht", versuchte er die Sache zu verharmlosen.
„Unbedacht nennst du das. Also mir schien es so, als hättest du da ziemlich genau drüber nachgedacht", erwiderte ich.
„Das ist ein schwerwiegender Vorwurf, findest du nicht?", sagte er gespielt entrüstet.
„Erklären sie sich für schuldig?"
„Ja Mam. Ich übernehme die volle Verantwortung", sagte er ernst und musste auch fast loslachen, was mich zum Grinsen brachte.
„Du bist witzig und charmant", rutschte es mir einfach heraus.
„Ja gerne weiter."
„Ja ne glaub nicht, dass ich dein Ego noch mehr pusche", sagte ich augenverdrehend.
„Nun ja ich find dich auch sehr witzig, mutig, stark und klug, außer was Steaks angeht. Du hast eine starke Persönlichkeit. Das merkt man sofort und sieht man dir an. Das finde ich so faszinierend an dir", sagte er so ehrlich und direkt heraus, dass ich keine Ahnung hatte, was ich als erstes darauf erwidern sollte. Er schaute mir tief in die Augen und ich bemerkte erst jetzt wie nah sich unsere Gesichter waren. Er lehnte sich zur Seite rüber und flüsterte: „Und ungemein scharf und sexy noch dazu." Mein Körper begann zu kribbeln und ich gebot ihm bitte aufzuhören, doch er reagierte mechanisch wie eine Maschine auf Theos Worte und Gesten. Geschweige denn Berührungen, da war es endgültig vorbei. So wie jetzt als er kleine Kreise auf meinem Unterarm zeichnete, so leicht, dass sie kaum meine Haut berührten, doch so deutlich als würden kleine Stromschläge meine Haut durchfahren. Wir starrten uns einfach so an. Sekunden, Minuten ich hatte keine Ahnung, denn ich vergaß alles um mich herum. Ich wusste nicht was ich tun oder lassen sollte und ich konnte nicht den Blick abwenden. Es war als würde er mir in meine Seele gucken, als würde er meine tiefsten Geheimnisse erblicken und mich sehen, mich als die wahre Person hinter Mauern und Fassaden, die jeder Mensch für die Gesellschaft aufgebaut hatte.
„Sophia, wenn du mich weiterhin so unwiderstehlich ansiehst und nicht aufhörst auf deiner Lippe zu kauen, kann ich für nichts garantieren, denn du bringst mich dazu jegliche Beherrschung und Zurückhaltung zu verlieren, die ich über mich habe", sagte er mit ernster und rauer Stimme, die mich hart schlucken ließ. Denn es war nicht gerade so als hätte ich keine Stimme im Kopf die mich verrückt machte und nach ihm schrie, nach seinen Lippen, die so perfekt aussahen. Ich wusste nicht, dass Lippen einen so anturnen konnten.
„Wag es nicht mich zu provozieren", sagte er noch ernster, als er meinen Blick auf seinen Lippen spürte.
„Wie wäre es, wenn wir bezahlen und sonst noch etwas frische Luft schnappen, denn es ist gerade ziemlich stickig hier drin, findest du nicht?", schlug ich mit leicht panischer Stimmer vor.
„Gute Idee!", sagte er und stand so schnell auf, dass ich völlig abrupt, wie aus einer Trance gerissen wurde. Er ging zum Tresen und zahlte dort direkt beim Ober. Ich sah nur flüchtig die Scheine und mir wurde schlecht, ach du scheiße. Nachdem ich mich wieder etwas gefasst hatte, ging ich zur Garderobe, um mir meinen Mantel zu nehmen, doch er streckte ihn mir schon hilfsbereit entgegen.
„Danke sehr."
„Immer gern."
„Auch für die großzügige Einladung, mir hätte auch ein normales Restaurant gereicht", betonte ich nochmal.
„Ich weiß, aber ich wollte dich überraschen und umhauen", sagte er liebevoll.
„Das hast du wirklich geschafft, ich hatte noch nie in meinem Leben so einen besonderen Abend. Danke Theo", sagte ich ehrlich, denn es stimmte.
„Meinst du, ich habe dich so sehr überzeugen können, dass wir das irgendwann wohl mal wiederholen?", fragte er mit einem gerissenen Lächeln auf dem Gesicht.
„Oh das hast du ja sehr klug angestellt. Erst schön ködern, bis man mich am Angelhaken hat. Also leicht bin ich nicht zu beeindrucken", sagte ich lachend.
„Aber interessiert bist du ja dennoch", versuchte er es weiter. „Das wird sich noch herausstellen", erwiderte ich und versuchte die Frage damit erstmal zu umgehen. Wir verabschiedeten uns und gingen zum Aufzug. Das Essen kam mir auf dem Weg nach unten, gefühlt wieder hoch.
„Vielleicht sollten sie mit etwas mehr Rücksicht auf den vollen Magen, den Aufzug etwas langsamer einstellen", sagte ich stöhnend.
„Ja das wäre keine so schlechte Idee, nur das man dann eine Ewigkeit hier drin verbringen müsste. Naja, in richtiger Gesellschaft auch bestimmt keine verschwendete Zeit", entgegnete er. Ich guckte halb amüsiert, halb genervt zu ihm auf. Der verlor aber auch nie die Fassung, geschweige denn sein dämliches, sexy Grinsen.
„Hast du Lust noch eine Runde um den Block zu drehen, oder soll ich dich lieber gleich nach Hause bringen?", fragte er mich.
„Können wir gerne machen. Ich brauch noch ein wenig Zeit zum Verdauen", erwiderte ich und so gingen wir still in Richtung eines kleinen Parks. Nah genug beieinander, sodass sich unsere Arme durch die dicken Mäntel manchmal streiften und doch hatte man das Gefühl man würde die Berührung spüren.
„Was ist dein Lieblingsdisneyfilm?"
Mit der Frage hatte ich jetzt nicht gerechnet.
„Ehm Arielle, das liebte ich als Kind schon und König der Löwen ist auch eine ganz tolle Geschichte und ich liebe Nemo der ist einfach so süß. Ich habe mir als Kind immer wieder die gleichen Filme in Dauerschleife angesehen. Irgendwann konnte ich alles mitsingen und mitsprechen."
„Du bist echt verrückt und süß", sagte er amüsiert.
„Hast du mich gerade süß genannt?", wiederholte ich entrüstet.
„Ja sorry, das passte irgendwie so und das ging mir gerade durch den Kopf", sagte er ehrlich und ich musste lachen.
„Hat so jemand wie du, auch einen Kindheitslieblingsfilm oder sogar aktuellen Lieblingsfilm?", fragte ich ihn nun.
„Ich war total besessen von Luke Skywalker. Ich habe mir Umhänge gebastelt, mit Lichtschwertern mit meinem Bruder gespielt und sowas halt", erzählte er lächelnd.
„Wie cool. Ich mag die Filme total. Ich habe die alle mit meinem Dad geguckt", erzählte ich.
„Echt! Das ist ja der Hammer. Also wenn du mich noch nicht hattest, dann spätestens jetzt", lachte er und wurde aber schnell wieder Ernst.
„Sollen wir uns langsam auf den Rückweg machen?", hakte er nach.
„Ja kein Problem." „Was schaust du abgesehen von Disneyfilmen noch gerne, hast du noch andere Lieblingsfilme, die nicht aus der Kindheit stammen?", wollte er wissen.
„Fifty Shades of Grey", sagte ich sehr direkt und stumpf heraus. Für einen Moment war er stumm und verblüfft.
„Dein Ernst jetzt, also mit so einer schnellen, direkten und dieser Art von Antwort habe ich nicht gerechnet. Das ist sehr ehrlich", sagte er und ich musste lachen und lief rot an.
„War nen Scherz."
„Jaja versuch dich erst gar nicht rauszureden. Ihr Frauen versucht aber auch mit aller Gewalt eure Gelüste zu verstecken. So nein wir denken nie an Sex, nein wir haben auch keine dreckigen, versauten Fantasien. Wir sind brav und unschuldig bis zur Ehe. Das kauft ihr euch doch selbst nicht ab", meinte er dreist und direkt und ich war so empört, dass ich erstmal nichts sagen konnte.
„Keine Sorge du musst nichts dazu sagen. Ich weiß, dass es stimmt", sagte er so sehr von sich selbst überzeugt, dass ich es nicht fassen konnte.
„Du Arschloch! Du hast keine Ahnung", erwiderte ich empört.
„Oh doch, die habe ich ja eben. Oder willst du mir weiß machen, dass es anders ist, willst du mir weiß machen, dass ihr bzw. du, wir wollen ja hier nicht verallgemeinern, die Szenen, den Sex und Mr. Grey nicht heiß fandest?", sagte er mit einem dreckigen Grinsen. Ich funkelte ihn so böse an, wie ich nur konnte, in der Hoffnung er würde in die Hölle kommen, aber nein er stand immer noch da mit dem gleichen fiesen Grinsen wie vorhin.
„Soll ich dir mal was sagen."
Und er kam mir wieder näher, was nicht gut war für mich.
„Das find ich heiß. Jungs lieben selbstbewusste und versaute Mädchen im Bett. Mädchen, die wissen was sie wollen und das zugeben, ganz gleich welche Fantasien sie haben", sagte er ernst.
„Glaub ja nicht, dass ich dich über meine Gelüste und mein Sexualleben aufkläre", stellte ich schnell klar.
Zumal wenn ich so dran dachte es nicht wirklich spannend war. „Nein? Warum denn nicht? Mich würde es sehr interessieren was und mit wem du so schon unterwegs warst", meinte er dreist.
„Nein! Damit ist das Thema beendet. Okay?!" Ich reagierte vielleicht ein bisschen zu bitchy, doch das Thema war mir zu sensibel, um dort mit ihm drüber zu reden. „Okay, ich wollte dich nicht bedrängen." Anscheinend bemerkte er meinen Rückzug und beließ es dabei auch. Wir gingen zu seinem Auto und fuhren durch den nächtlichen Verkehr zurück. Während der Autofahrt hörten wir etwas Popmusik und ich starrte gedankenverloren aus dem Fenster.
„Kommst du eigentlich aus New York, oder bist du hierhergezogen? Das habe ich dich nämlich noch gar nicht gefragt", meinte er plötzlich zu mir.
„Ich war schon immer hier und möchte auch nicht weg erstmal", antwortete ich.
„Geht mir genauso", erwiderte er und hakte nicht weiter nach. An unserer Wohnung angekommen brachte er mich noch zur Tür.
„Danke für den schönen Abend und das großartige Essen", bedankte ich mich nochmals.
„Ich habe zu danken. Meinst du, du lässt dich noch auf ein weiteres Date ein?", versuchte er es wieder.
„Das war kein Date, nur ein Entschuldigungsessen", versicherte ich ihm.
„Da bin ich mir nicht so sicher. Dann muss ich wohl nochmal was Ungezogenes anstellen", sagte er grinsend.
„Ich glaub deine Chancen stehen besser, wenn du es nicht tust", sagte ich lachend.
„Dann war das ein ja?", meinte er siegessicher. „Nein ein vielleicht", korrigierte ich ihn.
„Dein vielleicht kennen wir ja", sagte er lachend und nahm mir schon wieder jegliche Fassung. Wir standen uns so nah, dass ich seinen Atem spürte, der schnell und flach ging. Um Gottes Willen was tat ich hier, der will mich doch wohl nicht küssen. Ich lehnte mit dem Rücken an unsere Haustür und schaute zu ihm hoch in seine Augen. Sie strahlten irgendwie so eine Wärme aus, zumindest genügend, um mich ins Schwitzen zu bringen, aber das könnte auch eventuell an etwas anderem Liegen. Er beugte sich langsam runter, gab mir ein Kuss auf die Wange und wisperte: „Schlaf gut meine Hübsche", in mein Ohr. Mein ganzer Körper kribbelte und als er sich umdrehte atmete ich laut aus. Oh Gott, ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.
„Ich weiß ich bin heiß, aber vergiss bitte nicht das Atmen meine Liebe", sagte er selbstverliebt.
„Eingebildetes Arschloch."
„Ich mag dich auch!", rief er zurück, stieg in sein Auto und brauste natürlich mit Getöse davon. „Angeber", dachte ich mir nur. Ich ging die Treppen zur Wohnung hoch und wollte mich gerade auf mein Bett schmeißen, als ich sah, dass da eine große Tafel Schokolade und ein kleiner Zettel von meinem Dad lagen.
„Hey Schatz, ich hoffe du hattest einen netten und schönen Abend, falls nicht ist hier etwas Trostschokolade, da ich nicht da bin. Und wenn ich zurückkomme, sagst du mir welcher Kerl meiner Tochter einen Korb gegeben hat oder Schlimmeres."
Er war so süß. Er gab immer 150%, im Job und Zuhause. Was würde ich nur ohne ihn machen.
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Schattenpfade im Licht - gefährliches Verlangen
Romanzi rosa / ChickLitHast du dich auch schon einmal blind auf deine Gefühle verlassen und dich von etwas Dunklem hinreißen lassen? Vor dieser Frage steht die 23-jährige Sophia, die eigentlich ihr ganzes Leben in New York durchgeplant hat. Doch was, wenn da plötzlich jem...