Wir trafen uns direkt am Shoppingcenter. Es war ein wundervoller Nachmittag. Wir lachten, shoppten viele coole Klamotten, aßen Kuchen und Eis und unterhielten uns über die Uni, die Arbeit und Maxims Art Jungs für uns zu suchen. Ich fühlte mich so frei und sorglos wie seit Tagen nicht mehr.
„Mädels ihr wisst nicht, wie gut das getan hat, das habe ich wirklich gebraucht", sagte ich euphorisch.
„Klar immer wieder gern. Ich fand es auch richtig schön, bis auf, dass mein Konto erstmal wieder leer ist, aber es hat sich gelohnt", lachte Mel.
„Ich muss mich jetzt gleich auch langsam auf den Rückweg machen, da James mich heute zum Essen einladen wollte", sagte Maxim.
„Na dann ganz viel Spaß euch, aber nicht zu viel, denkt dran öffentliche Toiletten sind tabu."
„Leyla, ist gut ich hab's verstanden", schimpfte Maxim. Wir lachten und verabschiedeten uns.
„Hey Leyla ich wollte noch in die Bibliothek, hast du Lust mitzukommen?", fragte ich sie.
„Ja gerne, ich brauch schon wieder neue Bücher, hab die von vorgestern schon durch", meinte sie lachend.
„Manchmal glaube ich du hast ein Paralleluniversum, wo du jegliche Bücher lesen kannst, ohne dass die Zeit verstreicht", sagte ich kopfschüttelnd.
„Na nicht ganz, ich setze nur manchmal andere Prioritäten, wo die Uni dann drunter leidet, oder wie Maxim meint, mein Kontakt zu männlichen Personen. Aber bei Mel soll sich wohl was tun. Seit der Party schreibt sie jetzt mit diesem Liam", erzählte sie.
„Echt, oh das freut mich für sie, dass sie auch mal von ihren Gesetzbüchern loskommt. Das hat sie dringend nötig!", meinte ich grinsend.
„Definitiv. Und was ist mit dir, hast du jemanden kennengelernt, der Jasper schien doch ganz nett", hakte sie nach.
„Ehm, was? Ich? Nein! Nicht so mein Fall, ich habe da auch keinen Kopf für", warf ich ein. „Ah okay, war auch nur so ne Frage", erwiderte sie.
An der Bibliothek angekommen, gingen wir zielstrebig in unsere Abteilung, der Liebesromane und Tragödien. Sie waren immer wieder mitreißend und herzerwärmend. Wir stöberten eine gute Stunde, bevor wir mit vollen Taschen in Richtung U-Bahn gingen.
„Also dann mach's gut, wir sehen uns bestimmt die Tage", sagte sie zum Abschied.
„Ja bis nächste Woche. Und halte mich mal auf dem Laufenden mit Mel", rief ich ihr noch nach. „Mach ich, komm gut nach Hause."
Auf dem Rückweg fiel mir ein, dass ich heute noch das Getränkeunternehmen anrufen musste und das Dekorationslagergeschäft. Ich erstellte eine lange Liste an Sachen und rechnete alles nochmal durch, damit es am Ende ja nicht an Lichterketten, Tischen, Stühlen oder Kerzen fehlte. Ich bestellte Teppiche, Unmengen an Alkohol und Snacks. Spätabends war ich dann mit allem fertig. Ich hatte in jeder Kategorie eine vollständige Liste aufgestellt und die Sachen abgehackt, die schon vertraglich geregelt waren. Die restlichen würde ich morgen anrufen. Völlig k.o. fiel ich ins Bett, startete meine Gute Nacht Playlist und schlummerte friedlich ein.
Ich ging einen schummrigen Flur entlang und folgte den Kronleuchtern, plötzlich stand ich vor einer riesigen schwarzen Tür, hinter der klassische Musik ertönte. Ich griff zum Türknauf und öffnete sie. Ich trat ein und die Musik verstummte plötzlich. Der Raum war wunderschön. In der Mitte stand ein goldenes Himmelbett. Ich drehte mich um, und sah mich im Spiegel, mit dem blauen Glitzer Kleid und langen offenen Haaren. Plötzlich spielte die Musik wieder. Sie drang aus dem Nebenzimmer. Ich ging zur nächsten Tür, als sie sich plötzlich öffnete. Dort stand er, Theo. Er schaute mit seinen smaragdgrünen Augen auf mich herab, sein dunkles Haar war nass und stand wild in alle Richtungen ab. Er ging Schritt für Schritt auf mich zu. Langsam, gezielt, elegant, wie ein Löwe, der seine Beute im Blick hat. Ich wich Schritt für Schritt nach hinten aus. Völlig verwirrt, wie ich mich in diesem Raum einfinden konnte. Ich bemerkte die Bettkante in meiner Ferse zu spät, sodass ich rücklings auf das Bett fiel. Und so schnell konnte ich gar nicht gucken, da beugte sich Theo über mich. Seine Haarspitzen tropften mir ins Gesicht. Ich konnte sein Aftershave riechen, und seinen Atem auf meiner Haut kitzeln spüren.
„Was fällt dir ein so schön und heiß in diesem Outfit in meinem Zimmer aufzukreuzen."
„Ich wollte, also eigentlich, ehm", stotterte ich vor mir her, doch bevor ich weitersprechen konnte, legte er seinen Finger auf meinen Mund und ich verstummte. Ich bekam vor Herzklopfen keine Luft. Er musste mein Herz unweigerlich hören und spüren. Er lehnte sich noch weiter runter an mein Ohr. Seine Hände links und rechts von mir abgestützt. Ich lag komplett schutzlos unter ihm, in einem Kleid, welches er vermutlich in weniger als einer Sekunde hochgeschoben hätte. Mit rauer Stimme flüsterte er in mein Ohr: „Ich wusste, dass du deine Meinung änderst. Du weißt, dass du genauso empfindest wie ich, du weißt, dass du ein Verlangen spürst, du weißt, dass nur ich dir geben kann, was du brauchst, du weißt, dass du es willst, dass du mich willst und mir gehören willst, weil du meine Prinzessin bist", raunte er in mein Ohr.
Ich war völlig atemlos und spürte das Verlangen ihn an mich zu reißen und hörte gleichzeitig meinen Verstand schreien aus dem Zimmer zu rennen, doch das würde ich eh nie schaffen. Ich versuchte mich ihm zu entwinden, doch da hatte er sich schon meine Hände gepackt und über meinem Kopf fixiert. Sein Gesicht war nun so nah an meinem, dass seine Haarspitzen meine Wange berührten. Ich hielt den Atem an und merkte wie mir die Hitze ins Gesicht und noch in eine ganz andere Region schoss.
„Du scheinst nie aufzugeben, oder? Und das macht mich verdammt nochmal scharf. Doch hey, ich bin ein sehr starker Sturkopf, der immer das bekommt, was er will und das wirst auch du einsehen. Denn du willst mich genauso sehr wie ich dich", flüsterte er und ich spürte wie seine andere Hand über mein Schlüsselbein strich, meine Taille entlang und mein Bein runter glitt und auf meiner nackten Haut Kreise zeichnete. Ich atmete ruckartig ein.
„Oh Prinzessin nicht das Atmen vergessen." Plötzlich spürte ich seine Zunge an meinem Hals, als ich schweratmend aufschreckte.
Ich saß kerzengerade in meinem Bett. Das kann nicht wahr sein, er hat sich bereits in mein Unterbewusstsein geschlichen. Ich schaute zu meinem Nachttisch und blickte auf das kleine Kärtchen mit seiner Nummer. Ich drehte noch komplett durch. Meine Neugier gewann die Oberhand, also schnappte ich mir mein Handy tippte seine Nummer an und schrieb eine Nachricht.
„Also wer bist du am Tag, wenn nicht der aus der Nacht?" Es war fünf Uhr morgens, wie krank musste das rüberkommen. Tatsächlich klingelte es zwei Minuten später.
„Ein arroganter Schnösel, der eigentlich alles hat was er will. Leuten klug das Geld abnimmt und gerne mit einem schwarzen Kaffee mit einem Zuckerstück und etwas Karamellsirup den Tag beginnt." Wow, wenigstens war er ehrlich was seine Arschlochhaltung betraf. Ich verabscheute solche Menschen und wollte nichts mit ihnen zu tun haben. Sie verblendeten Menschen und schafften Ungerechtigkeit. Ich wollte niemals so sein wie sie, warum also schrieb ich weiter.
„Das sind die Dinge, die ich schon von dir kenne, erzähl mir was Neues."
„Ich mag schicke Gala-Abende, Feste, Veranstaltungen und Bälle."
„Etwa weil du den Menschen da noch mehr Geld aus der Tasche ziehen kannst?"
„Du lernst schnell Prinzessin", antwortete er.
„Übrigens sorry, wenn ich dir mitteilen muss, dass ich leider nicht in einem Schloss wohne, du kannst dir also einen anderen Titel ausdenken", schrieb ich schnippisch zurück.
„Warum bist du so früh wach und meldest dich bei mir? Sinneswandel?", fragte er zurück.
„Ganz bestimmt nicht", entgegnete ich. „Dann lehnst du meine Einladung noch immer ab?", schrieb er zurück. „Ich habe mich noch nicht entschlossen und werde sie erstmal unbeantwortet lassen."
„Wie du meinst, sag mir Bescheid, wenn du bereit bist die Antwort, die du schon längst kennst mit mir zu teilen", kam von ihm zurück.
„Viel Spaß beim Warten. Ich werde mich jetzt nochmal hinlegen", wollte ich die Konversation beenden.
„Dann träum was Schönes, zum Beispiel von unserem Dinner, vielleicht überzeugst du dich ja selbst", schrieb er überzeugt.
„Träum weiter." Ich brauchte Ruhe und dringend traumlosen Schlaf.
„Mit Vergnügen, war gerade dabei deinen Körper mit Küssen zu übersehen und dir dein Kleid auszuziehen", fügte er noch hinzu und ich legte mein Handy ganz schnell weg und versuchte die letzten Worte gekonnt zu ignorieren.
Er brachte mein Herz schon wieder zum Rasen und das mit den oberflächlichsten Worten und sexistischsten Andeutungen, die es geben kann. Ich meine wie kann es sein, dass ich auf sowas nur anspringe. Ich bin überhaupt nicht interessiert an so etwas und verabscheue solche Männer eigentlich. Warum hat er dabei immer noch so eine charmante Art, die es mir unmöglich macht, ihn abzustoßen. Irgendwann döste ich vor Sonnenaufgang nochmal ein und konnte glücklicherweise tief und ruhig schlafen, ohne Herzrasen.
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Schattenpfade im Licht - gefährliches Verlangen
ChickLitHast du dich auch schon einmal blind auf deine Gefühle verlassen und dich von etwas Dunklem hinreißen lassen? Vor dieser Frage steht die 23-jährige Sophia, die eigentlich ihr ganzes Leben in New York durchgeplant hat. Doch was, wenn da plötzlich jem...