Als ich die Augen öffnete, war der Raum in ein angenehmes Licht getaucht, welches durch die Vorhänge hindurch schien. Ich wollte mich gerade aufsetzen, als ich eine Hand auf meinem Bauch spürte. Bilder der letzten Nacht erschienen in meinem Kopf, der es immer noch nicht glauben konnte. Ich hatte gestern Sex mit Sophia, doch es war nicht nur Sex, es war als hätten wir unsere tiefsten Gefühle miteinander geteilt und uns ein Versprechen gegeben. Ich konnte es immer noch nicht fassen, wie außergewöhnlich die gestrige Nacht war und hatte für einen kurzen Moment Gewissensbisse, sie zu etwas gedrängt zu haben.
Sophia ließ in mir Sorgen und empathische Empfindungen wachsen, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Sie war der einzige und erste Mensch in meinem Leben, der mir wirklich was bedeutete.
Ich schaute an mir herab und da lag sie auf dem Bauch zusammengerollt und eine Hand auf mir. Sie gab leise Schnarch- und Schmatzgeräusche von sich, während ihr Mund offen stand und sie etwas sabberte. Ich musste unweigerlich still lachen, was jedoch meinen Brustkorb extrem zucken ließ. Sie brummelte etwas vor sich hin und drehte sich um. Durch und durch ein Morgenmuffel. Ich fing an sie vorsichtig zu streicheln und am Kopf zu kraulen. Jetzt kam schon kein Brummeln mehr, sondern ein freundliches „Hmmmm."
„Guten Morgen Engel", flüsterte ich und nun drehte sich das brummende Bündel wieder zu mir und murmelte irgendwas.
„Du bist echt unglaublich. Ich hol uns mal unser Frühstück", sagte ich zu ihr und stand vorsichtig auf.
Ich ging in die Küche, wo frische Brötchen standen, die ich extra bestellt hatte und so machte ich ein kleines Tablett mit allen Leckereien, die man brauchte, fertig und natürlich einem Kakao. Ich ging vorsichtig zurück und stellte das Tablet auf dem Nachttisch ab. „Ich habe frischen Kakao für dich", wisperte ich in ihr Ohr und begann sie mit Küssen zu übersehen. Dann zog ich ihr die Decke weg und bemerkte, dass sie noch nackt war. Offensichtlich war sie, nicht so wie ich, wach geworden und hatte sich eben ihre Unterwäsche wieder angezogen.
Umso besser für mich, dann konnte ich jeden Zentimeter ihrer Haut küssen. Sie fing an sich unter mir zu winden und meinen Küssen zu entkommen, doch keine Chance. Irgendwann lachte sie laut auf:
„Theo hör auf damit, das kitzelt."
Und sie öffnete endlich ihren verschlafenden Augen. Sie war wunderschön und ... ich musste los prusten. „Was ist?", rief sie erschrocken.
„Naja, heute Nacht ist wohl ein kleiner Pandabär zu mir ins Bett gekrochen", lachte ich los und konnte mich nicht mehr einkriegen.
„Nein oder, oh fuck maaaan! Das ist deine Schuld. Du hast mich gestern so überrumpelt und mich nicht mal abschminken lassen", fauchte sie mich an.
„Ok, ok mach mal halblang Tiger. Ich habe dir Kakao mitgebracht", versuchte ich sie zu beruhigen und es klappte anscheinend, denn offensichtlich wusste sie nicht, ob sie sauer oder dankbar sein sollte, also stand sie einfach auf und ging in Richtung Bad. Sie sah ungemein sexy aus, so splitterfasernackt wie sie war.
„Willst du noch ein bisschen mehr glotzen?", fragte sie genervt.
„Immer gern", antwortete ich nur ironisch und sie schloss die Tür hinter sich.
Sie kam mit einem eleganten Nachthemd wieder und setzte sich zu mir aufs Bett.
„Bekomm ich ein Guten Morgen Küsschen oder ist die Morgenmuffelphase noch nicht überwunden?", fragte ich sie vorsichtig und sie schenkte mir einen giftigen und dann netten Blick.
Holy Shit konnte die schnell ihre Stimmungen ändern.
„Dankeschön", sagte sie, als sie mir den Kakao abnahm und mir einen sanften Guten Morgen Kuss gab.
„Für dich doch immer", antwortete ich und grinste sie an. So frühstückten wir entspannt im Bett und unterhielten uns über den gestrigen Abend.
„So was machen wir denn heute?", fragte ich sie.
Sie steckte sich gerade ihr Schokocroissant in den Mund und zuckte nur mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, ich glaube das Wetter wird nicht mehr so wirklich was heute oder", erwiderte sie mit leicht vollem Mund und einen Schokoladenbart, der mich zum Grinsen brachte, was sie zum Glück nicht sah.
„Ja es soll später auch noch anfangen zu regnen, wenn nicht sogar zu Gewittern.
„Ich habe eine Idee!", rief sie plötzlich und fing an zu Grinsen. Um Gottes Willen, konnte mir dieses Grinsen Angst machen und gleichzeitig den Atem rauben.
„Was hast du vor?", fragte ich sie ernst, doch sie rückte nicht mit der Sprache raus. Wir nehmen uns dein Auto und machen ein paar Besorgungen okay?", sagte sie und ließ mich zappeln wie ein kleines Kind.
„Nur damit das klar ist, ich fahre", sagte ich nachdrücklich, bevor sie noch auf weitere dumme Ideen kam.
Wir zogen uns an und sie bat mich, sie kurz Zuhause abzusetzen, um noch etwas ganz ganz Wichtiges zu holen, was sie mir auf keinen Fall sagen konnte. Dann fuhren wir zurück nach Manhattan und hielten vor einem kunterbunten, riesigen Geschäft namens „Bonbon".
„Das ist nicht dein Ernst?", sagte ich zu ihr.
„Oh doch, wir werden uns jetzt einen Haufen an Süßigkeiten holen. Die werden wir auch brauchen, glaub mir", sagte sie voller Vorfreude und so zog sie mich in den Laden der viel zu bunt, viel zu schrill, viel zu voll und viel zu laut war. Sie rannte von einer Ecke in die nächste. Ich stand da hielt den monstermäßigen Korb, während sie Popcorn, Gummibärchen, Chips, Salzbrezel, Bonbons aller Art und einen Haufen an Schokolade in den Korb schmiss.
„Was magst du denn noch besonders gern?", fragte sie mich.
„Ich glaube mit den Sachen, die du schon rausgesucht hast, werde ich vier Tage versorgt sein, glaub mir", beteuerte ich, um endlich ihren Kaufrausch zu beenden, doch sie dachte nicht mal dran. Denn das war erst die Hälfte des Ladens, der um die Ecke noch einen weiteren Riesenraum mit eigenen Bonbon Zapfsäulen hatte. Ich musste lachen, wie Sophia wie ein verrücktes Kind durch die bunte Menge sprang. Plötzlich blieb ich stehen. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, das war genau die Brause, die Mum uns damals immer heimlich gekauft hatte und die wir so geliebt hatten, mein Bruder und ich. Ich steckte mir drei Pakete davon ein, die fielen in dem Riesenkorb schon eh nicht mehr auf.
„So", sie kam abermals mit zehn neuen Sachen in ihrem Arm wieder.
„Ich glaub wir haben es", sagte sie grinsend.
„Schön. Dann können wir also zur Kasse?"
„Jap." Wir bezahlten und trugen die zwei vollen Tüten Süßigkeiten zum Auto und fuhren wieder zu mir zurück.
„So und was wird das jetzt, wenn ich fragen darf? Komaessen?", hakte ich erneut nach.
„Nö wir brauchen jetzt erstmal noch alle Kissen und Decken, die du auftreiben kannst", gab sie mir zur Anweisung und ging schon los von Raum zu Raum, um selbst ein paar zu finden. Langsam glaubte ich, sie hatte den Verstand verloren. So flitzte sie im Wohnzimmer mit tausend Decken herum und baute eine der gemütlichsten und kuscheligsten Sitzlounges, die ich je gesehen hatte. Dann nahm sie die Süßigkeitentüten und schüttete alles vor ihr aus.
„Was wird das?", sagte ich langsam leicht hysterisch, weil es mich wahnsinnig machte.
„Lust auf einen Harry Potter Marathon?", fragte sie grinsend und hatte mich damit ab der ersten Sekunde.
„Willst du mich verarschen, natürlich", erwiderte ich und schmiss mich zu ihr in die Kissen. Es war ein Traum, tausend Kissen und Süßigkeiten um einen herum. Sophia in meinem Arm und dann noch Harry Potter, ich war wie im siebten Himmel.
Wir hatten den besten Filmnachmittag unseres Lebens und schauten den zweiten und dritten Teil von Harry Potter und aßen fast die Hälfte unserer Süßigkeiten auf, was eigentlich gar nicht möglich war.
„Ich glaube ich bestehe nur noch aus Schokolade", stöhnte Sophia auf.
„Du konntest dich ja auch überhaupt nicht zurückhalten", sagte ich grinsend.
„Ey, das sagt der, der gefühlt von innen heraus blubbert, so viel Brause wie du gegessen hast", erwiderte sie und ich musste ihr Recht geben, mein Magen war wirklich am Brodeln und Brennen, aber es hatte sich gelohnt.
„Willst du nicht noch hier bleiben dann können wir noch den vierten und fünften anfangen", fragte ich sie.
„Das geht leider nicht, ich habe meinem Dad versprochen heute Abend da zu sein, weil er sonst wieder ganz allein wäre, dafür hat er mich bei dir übernachten lassen. Tut mir leid", erwiderte sie und drückte sich fest an mich.
Ihre Nähe tat mir so unglaublich gut. Sie wirkte schon fast wie eine Droge auf mich. Alle Probleme lösten sich in Luft auf, ich fühlte mich sorglos, frei und musste einfach nur an sie denken, um zu Lächeln.
„Soll ich die U-Bahn gleich nehmen oder..."
„Spinnst du?", unterbrach ich sie. „Ich bring dich natürlich. Aber vorher brauch ich noch ein wenig deine Nähe", sagte ich und zog sie näher an mich ran.
Ich küsste sie tausendfach auf die Stirn, atmete ihren Duft ein, in der Hoffnung ich könnte ihn damit einfangen.
„Ich mag dich sehr", flüsterte ich und sie fing an zu lachen.
„Das trifft sich gut, ich mag dich auch sehr", erwiderte sie grinsend und drehte sich zu mir um, um mich zu küssen. Es war ein ganz seichter, leidenschaftlicher Kuss. Sie strich mir mit ihrer Zunge über die Lippen und raubte mir den Atem.
„Du hast keine Ahnung was du mit mir anstellst", sagte ich, als sie sich wieder von mir löste. Sie fing an beschämt und süß zu lächeln. Sie war einfach viel zu unglaublich.
„Du ich müsste jetzt wirklich los, um nicht so spät zu sein", sagte sie leise.
„Ja klar, kein Ding. Ich fahr dich."
Wir standen auf und räumten schnell unser Süßigkeiten-Kuschelnest auf, bevor wir uns auf den Weg zu ihr machten. Es regnete immer noch wie aus Eimern und die Straßen waren ziemlich voll, sodass wir fast 40 Minuten brauchten.
„Ich komm noch kurz mit hoch, um dein Vater zu begrüßen", sagte ich zu ihr und sie blickte mich erstaunt an.
„Musst du aber nicht"
„Doch muss ich, wenn ich will, dass dein Vater mich sympathisch findet und erlaubt weiterhin seine Tochter zu sehen", erwiderte ich und sie musste lachen.
„Na schön, gerne." Wir gingen zu ihrem Apartment hoch. Wo es schon herrlich duftete.
„Oh mein Gott, heute ist Lasagne Tag!", sagte sie freudestrahlend und ich musste lachen.
„Meintest du nicht vorhin, dass du komplett satt wärst."
„Ach was, für Dads Lasagne ist in meinem Magen immer ein Platz reserviert", erwiderte sie fröhlich und bat mich mit hinein.
„Hi Dad, ich bin wieder da und Theo ist auch noch kurz mit hoch gekommen", begrüßte sie ihren Dad, wofür ich sie am liebsten umgebracht hätte, denn jetzt wirkte es noch komischer als ohnehin schon.
„Ehm ja hi, ich wollte eigentlich auch nur kurz einmal vorbeischauen, um Ihnen zu gratulieren, dass sie die beste Pokerspielerin der Welt ausgebildet haben. Sie hat uns allen das Geld aus der Tasche gezogen, sodass sie demnächst mit ihren eigenen Caféplänen anfangen kann", erzählte ich stolz und er musste grinsen.
„Ja das stimmt. Deswegen darf sie bei uns schon nicht mehr mitspielen", lachte er und sah Sophia stolz und liebevoll an, während sie etwas beschämend schaute und mir mitteilte, dass das nicht meine beste Idee war.
Offensichtlich wollte sie die Geldsumme umgehen, die sie gestern gewonnen hatte, aber ganz ehrlich, sie konnte stolz auf ihr Talent sein und froh darüber, dass ihr Vater so stolz auf sie war und sie als das Wertvollste in seinem Leben betrachtete.
Das konnte ich von meinem Dad nicht behaupten. Die einzige gültige Währung in seinem Leben war Geld und Erfolg im Job, also noch mehr Geld, alles andere war egal.
„Möchtest du noch zum Essen bleiben Theo, ich habe genug für uns alle gekocht?", bot Jack mir an.
„Oh das ist sehr freundlich von Ihnen, von dir, aber ich weiß von Sophia, dass das ihr Vater-Tochter Abend ist, deswegen möchte ich nicht stören."
„Ach Quatsch, bleib doch zum Essen, dann haben wir die Gelegenheit mal etwas zu reden, ich meine ich kenne dich ja noch gar nicht richtig", sagte er und ich verstand die Aufforderung sofort, weshalb ich dem dann doch zustimmte.
„Ok dann habe ich wohl keine andere Wahl", sagte ich scherzhaft und ging mit Sophia in Richtung Küche.
„Setzt euch schon mal, die Lasagne dürfte jeden Augenblick fertig sein. Darf es was Besonderes zu trinken sein, ein Bier, ein Radler?", fragte er.
„Oh nein danke, erstmal nicht", erwiderte ich höflich und versuchte meinen ersten Eindruck möglichst positiv zu halten.
„Also Theo erzähl mal. Wohnst du in New York, bist du hier aufgewachsen und was machst du so beruflich?", hakte Jack nach und so begann ich möglich positiv und seriös zu wirken, während ich ihm von meinem Leben berichtete, von dem ich wusste, dass er kein Fan war.
Seine Frau hatte ihn für genau so jemanden verlassen und deswegen war ich sehr vorsichtig, was das Thema anbelangte. Doch er schien recht offen und vertrauenswürdig zu sein und stellte interessierte Fragen, die ich alle bestmöglich versuchte zu beantworten.
Schließlich war die Lasagne fertig und wir begannen zu essen und ich musste zugeben noch nie eine bessere Lasagne gegessen zu haben. Gut okay, so oft, aß ich das auch nicht, aber dennoch war ich begeistert. Jack erzählte mir ein wenig von seiner Arbeit und außergewöhnlichen Patienten, was zugegebener Weise sehr spannend war und mich auch langsam etwas auflockerte, weil er wirklich nett wirkte und nicht den Anschein machte, als sehe er mich als sein Feind.
Wir redeten noch lange nach dem Essen weiter, bis ich irgendwann aufstand und sagte:
„Ich denke ich werde dann jetzt auch mal gehen. Ich habe auch noch einiges zu tun und möchte euch auch nicht weiter von eurem Filmabend aufhalten."
„Ach alles gut, aber es hat mich sehr gefreut, das können wir gerne mal wiederholen", sagte Jack freundlich.
„Ich begleite ihn noch kurz zum Auto und komme dann", sagte Sophia und ging mit mir Richtung Flur.
„Hey es war echt noch ein schöner Abend und es freut mich sehr zu sehen, dass du dich mit meinem Dad so gut verstehst. Davor hatte ich echt Sorge", sagte sie erleichtert und ich lächelte zurück.
„Dein Vater ist wirklich ein herzensguter Mann und ein guter Entertainer, wenn es um verrückte Geschichten geht", sagte ich und umarmte Sophia noch einmal fest.
„Ich wünsch dir einen schönen Abend. Hab dich lieb", flüsterte ich und gab ihr einen Kuss. Mein Herz reagierte wieder sofort und ich musste mich von ihr losreißen, sonst hätte ich noch ewig so weitermachen können.
„Ich melde mich", sagte ich und ging zu meinem Auto. „Bis dann", rief sie mir noch hinterher und verschwand hinter der Haustür.

DU LIEST GERADE
Schattenpfade im Licht - gefährliches Verlangen
ChickLitHast du dich auch schon einmal blind auf deine Gefühle verlassen und dich von etwas Dunklem hinreißen lassen? Vor dieser Frage steht die 23-jährige Sophia, die eigentlich ihr ganzes Leben in New York durchgeplant hat. Doch was, wenn da plötzlich jem...