Am nächsten Morgen riss ich die Vorhänge auf und die letzten Sommerstrahlen fielen mir aufs Gesicht. Ein wunderschöner Tag stand vor der Tür. Heute hatte ich mal ausnahmsweise nicht viel zu tun, also beschloss ich zunächst etwas zu lesen und zu frühstücken, bevor ich die Mädels fragte, ob sie nach der Uni Zeit für ein Picknick hatten. Dann entschied ich mich noch etwas zu backen, bevor Dad aufstand und ich in Richtung Manhattan fuhr. Ich entschied mich für einen leckeren Apfelstreuselkuchen. Also hörte ich fröhliche Popmusik über meine Kopfhörer, damit mein Dad nicht aufwachte und vermixte Zutaten, schnippelte Äpfel und bereite alles schön sorgsam in einer Kuchenform an. Währenddessen kamen mir immer wieder die Ereignisse von gestern Abend ins Gedächtnis. Theo im Anzug, die Aussicht, das leckere Essen, sein herzliches Lachen, seine Flirtereien, seine raue Stimme, seine Komplimente, alles. Ich musste zugeben, dass ich seine Gegenwart irgendwo auch genoss, auch wenn sie immer sehr aufregend war und einen verrückt machte. Sollte ich ihm nochmal schreiben und danken? Ich meine gar nicht melden wäre auch unhöflich, aber was sollte ich schreiben. Ich schnappte mir mein Handy und tippte etwas ein, das löschte ich jedoch sofort. Man warum muss sowas immer so kompliziert sein.
„Hey, ich wollte mich nochmal für den netten Abend bedanken, hat mir sehr gut gefallen." Und senden. Oh Gott, klingt das bescheuert, naja egal zu spät. Da kam eine Nachricht von Maxim rein.
„15 Uhr Treffen am Central Park."
Top, dann war das ja auch schon mal geklärt. Ich las mein Buch zu Ende und holte später den Kuchen aus dem Ofen. Da kam mein Dad plötzlich komplett verschlafen aus dem Zimmer getapert.
„Na nu? Was bist du denn schon auf?", fragte ich ihn verwundert.
„Es roch hier so gut nach Apfelkuchen, da hat mein Körper sich selbstständig gemacht", sagte er grinsend.
„Das glaub ich dir sofort aufs Wort. Ich mach mich gleich auf den Weg zum Central Park und treffe mich mit den anderen."
„Wie schön, dann genießt das Wetter nochmal richtig, das soll demnächst wieder kälter werden. Wie war denn dein Date gestern?", fragte er noch.
„Es war kein richtiges Date, aber ja es war wirklich schön."
„Also du sahst mir schon nach Date aus, meine Liebe", entgegnete er sofort.
„Es war auch ein sehr schicker Abend."
„Wo wart ihr denn?", hakte er nach. Ich schluckte kurz.
„Ehm, im Manhatta."
„Warte was, er hat dich ins Manhatta eingeladen, das Restaurant Manhatta?"
„Ja, es war echt krass und kaum zu glauben, ich hatte auch nicht damit gerechnet."
„Schatz versprichst du mir, dass du auf dich aufpasst und dich niemals von etwas anderem als der Liebe verführen lässt", sagte er ernst.
„Das ist lieb Dad. Das werde ich machen. Du hast mich doch großgezogen." Er lächelte.
„Da hast du wohl recht. Viel Spaß und bis später vielleicht mal."
„Hab dich lieb bis später vielleicht", erwiderte ich.
„Hab dich lieb mein Schatz."
Ich packte meinen Rucksack, zog mir eine dünne Jacke über und verließ das Haus. Ich ging wie immer erst ein wenig zu Fuß, bis ich in eine U-Bahn stieg. Am Central Park angekommen wartete ich fünf Minuten, bis Mel eintraf.
„Hi Sophia, alles gut bei dir?" „Ja, bei dir auch?", erwiderte ich. „Ja, normaler Unistress, man kennts", sagte sie genervt. Wir gingen zu unserem Lieblingsplatz am See, wo wir schon öfter gepicknickt hatten. Auf dem Weg fragte ich sie: „Ehm, ich habe gehört, dass du mit Liam etwas mehr schreibst, versteht ihr euch gut?"
„Oh man, lass mich raten, Leyla?", antwortete sie und verdrehte leicht die Augen.
„Das ist mir eine. Naja, also wir haben etwas geschrieben nach der Party, mehr als sonst mal wegen Hausaufgaben und er hat mich auf ein Date eingeladen, was ich aber noch nicht angenommen habe."
„Was? Warum nicht Mel. Er scheint mir so nett und klug noch dazu. Und jetzt komm mir nicht mit, ich habe keine Zeit für so etwas, das Leben besteht auch noch aus was anderem als Gesetzbüchern. Probier doch mal was Neues aus oder nicht?", entgegnete ich.
„Ja du hast ja recht. Ich werde ihm später nochmal schreiben", gab sie nach meiner Moralpredigt nach. Da kamen auch schon die anderen beiden auf uns zu.
„Hey, da sind wir auch mal!", rief Maxim.
Wir machten es uns gemütlich. Ich hatte etwas vom Apfelkuchen mitgebracht und holte es aus der Tasche heraus.
„Oh mein Gott, nicht dein Ernst Sophia!", staunte Leyla.
„Dachtest du ich würde ohne Kuchen bei einem Picknick aufkreuzen."
Die drei lachten los.
„Nein, wie könnte uns sowas nur im Traum einfallen", entgegnete Mel lachend. Wir aßen genüsslich den Kuchen und quatschten locker. Es war angenehm warm. An diesen Tagen, dachte ich an die Zukunft, ob wir dann wohl immer noch alle hier sitzen würden. Vielleicht mit Partnern, oder Ringen an den Fingern, oder irgendwann sogar mit unseren Kindern. Es war eine schöne verrückte Vorstellung.
„Hey Sophia alles gut? Du bist so in Gedanken", fragte Maxim mich plötzlich.
„Ehm, ja ich war nur kurz am Träumen. Ob wir in Zukunft wohl auch noch alle hier so zusammensitzen."
„Ich hoffe doch wohl", sagte Maxim entrüstet. „Und dann alle mit Ringen an den Fingern."
Ich lachte, anscheinend war ich nicht die Einzige, die solche Gedanken hatte. Wir legten uns ins Gras und genossen noch eine ganze Weile das warme, sonnige Wetter. Als es gegen frühen Abend kühler wurde, packten wir unsere Sachen, da Mel eh noch was für die Uni machen musste und trennten uns. Leyla kam allerdings noch ein Stück mit mir mit. Es dauerte keine Minute da platzte es aus ihr heraus: „Und, wie war es gestern? Du musst mir alles erzählen!"
Ich musste lachen und erzählte ihr von dem besten Date, was ich seit langem hatte. Dem tollen Restaurant unseren guten und manchmal auch hitzigen Gesprächen und sie war ganz Feuer und Flamme und freute sich so sehr mit mir.
„Oh man Sophia das ist ja so heiß und süß und... Ich glaub ich schweb im siebten Himmel."
Es tat gut jemanden zum Reden zu haben, um das ganze Gefühlschaos in Ordnung zu bringen. Dann fragte ich sie: „Leyla? Ich habe keine Ahnung was ich jetzt machen soll, was ich will und überhaupt, ich meine was ist, wenn ich mich da in was ganz Mieses verstricke."
„Du das tut man immer Schätzchen, aber es nicht zu versuchen wäre noch schlimmer, also einfach drauf losstürzen", riet sie mir.
„Das sagst du so einfach", schmollte ich.
„Warte erst einmal ab, das ergibt sich schon von ganz allein, denn schließlich scheint er ja sehr bemüht und interessiert zu sein, da läuft das schon von alleine", sagte sie liebevoll.
„Na, wenn du das sagst, Beziehungsexpertin, dann muss das wohl auch stimmen."
„Aber Logo", antwortete sie mir und stupste mich in die Seite.
„Ich muss dann auch mal los, aber wir sprechen nochmal ok?", fragte sie und umarmte mich zum Abschied.
„Ich werde mich melden. Danke Leyla."
Und so stieg ich in die nächste U-Bahn und fuhr nach Hause. Dad war anscheinend schon zur Arbeit, denn als ich ankam war das Apartment leer. Ich aß noch schnell etwas, machte mich Bett fertig und ging auch schon früh schlafen, denn am nächsten Tag stand die Frühschicht wieder an.
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Schattenpfade im Licht - gefährliches Verlangen
ChickLitHast du dich auch schon einmal blind auf deine Gefühle verlassen und dich von etwas Dunklem hinreißen lassen? Vor dieser Frage steht die 23-jährige Sophia, die eigentlich ihr ganzes Leben in New York durchgeplant hat. Doch was, wenn da plötzlich jem...