Am nächsten Morgen wurde ich erst sehr spät wach, denn Dad und ich hatten uns bis zwei Uhr nachts Friends angesehen, Monopoly gespielt und Wein getrunken. Es war ein sehr witziger Abend gewesen.
Heute hatte er auch frei, sodass wir zusammen frühstücken und noch etwas unternehmen konnten. Ich ging zum Schrank, um mir erstmal einen dicken Wollpullover herauszusuchen, dabei fielen mir die schwarzen High Heels auf. Eigentlich wollte ich Dad noch nach den Kartons fragen, doch dafür war heute nicht der richtige Zeitpunkt, denn ich wollte ihm nicht, an seinem einzigen freien Tag, die Laune vermiesen. Ich kam in die Küche, wo es schon nach frischen Brötchen uns Speck duftete. Ein richtiges Sonntagsfrühstück.
„Oh Dad das riecht so gut", sagte ich und holte den Aufschnitt aus dem Kühlschrank und deckte den Tisch.
„Ja mein Magen hat jetzt auch ein richtiges Loch", sagte er und kam mit der Pfanne zum Tisch. Wir frühstückten in Seelenruhe und überlegten uns, was wir heute noch so machen könnten.
„Wir haben lange nicht mehr darüber gesprochen, doch wie es aussieht, kommt die Sache mit deinem eigenen Café ja doch irgendwie näher. Ist es denn immer noch dein Wunsch, weil du ja auch dein eigenes Hochzeitsbusiness großgezogen hast?", fragte er mich.
„Ja also tatsächlich hat sich eine Menge Geld in den letzten Jahren und vor allem gestern angesammelt, obwohl ich es auch fast gänzlich verspielt hätte, was mir bewusst ist, also halte mich bitte nicht verrückt, ich weiß, dass es ziemlich naiv war. Ich habe die großen Geldmengen einfach nicht realisiert, zumindest nicht, dass diese auch mein echtes Kapital widerspiegelten. Aber ich habe einiges hinzugewonnen", verteidigte ich mich, bevor Dad mit einer seiner Moralpredigt zum Thema Geld anfing.
„Ich habe das jetzt mehrere Jahre gut durchdacht und ich lebe für die Kunst des Backens und träume immer noch von meinem eigenen Café, weswegen ich das durchziehen will. Aber ich brenne auch für das Organisieren und Gestalten von Hochzeiten und deswegen werde ich mit einiger Personalhilfe, beide Geschäftsideen großziehen. Ich packe das und werde es am Ende mit Sicherheit nicht bereuen", sagte ich und sah Dad liebevoll an.
„Du bist so groß geworden mein Schatz, wo ist nur mein kleines, wildes Mädchen geblieben? Ich bin mir sicher, dass du das packst, und ich werde dir immer bei allem helfen, wenn es so weit ist", erwiderte er und drückte meine Hand.
Ich lächelte zurück und dachte an all die schönen Moment mit Dad. Es gab niemand Besseren, wie ihn und ich hatte keine Ahnung, wie ich solch ein Glück besitzen konnte, ihn hinter mir stehen zu haben, der mich immer wieder nach vorne puschte, wenn ich aufgeben wollte. Der mich fest hielt, wenn ich kurz davor war in einen Abgrund zu stürzen und der hinter mir stand, wenn ich mal im Leben stolperte oder stürzte, um mich aufzufangen.
Wir beschlossen nach dem Frühstück in die Stadt aufzubrechen, etwas bummeln zu gehen und Kuchen zu essen. Es war halbwegs trocken, sodass man von Lädchen zu Lädchen gehen und die ersten Weihnachtssachen bestaunen konnte. Auch die neue Halloween Kollektion war bereits aus und erinnerte mich, dass es schon bald wieder soweit war.
Das hatte ich fast vergessen, bald war Halloween und das hieß wieder verrückte, wilde Kostümpartys. Da musste ich mir dann mit den Mädels wieder was ausdenken. Maxim wollte, dass wir immer als Viererclique auftraten, was zwar cool war, nur leider nicht so leicht umzusetzen, da wir sehr unterschiedliche Geschmäcker und Vorstellungen hatten.
Wir kamen nicht drum herum, ein wenig Herbst und auch schon Weihnachtsdeko zu kaufen. Dad und ich waren verrückt danach. Insbesondere im Winter leuchtete unser Haus so hell, dass es die ganze Straße erhellte. Wir waren einfach absolute Weihnachtsfreaks, weil es für uns die schönste Jahreszeit des Jahres war. Da waren Dad und ich uns einig. Zuhause angekommen gab es ein zweites Mal Lasagne vom Vortag, ein paar Folgen Friends wie immer und dann ging es auch schon ins Bett, denn am nächsten Morgen mussten wir beide wieder früh raus.
So stand ich am nächsten Tag wieder früh morgens in der Küche und backte Kuchen und Törtchen für den Nachmittag und bekam netten Besuch von Theo, der auch schon wieder so früh auf war.
In den folgenden Tagen hatte ich immer viel zu tun. Ich arbeitete täglich im Café, ging mit Theo an zwei Abenden nach meiner Spätschicht noch kurz spazieren und spätabends arbeitete ich an dem neuen Hochzeitsentwurf für Dezember, den ich in der kommenden Woche meiner Klientin vorstellen wollte.
Das Wochenende war leider auch sehr voll, da ich sowohl Samstag als auch Sonntag einspringen musste, weil eine Mitarbeiterin erkrankt war. Theo war offensichtlich auch schwer beschäftigt, sodass wir uns nur Samstagabend kurz trafen, um unseren Harry Potter Marathon fortzusetzen.
Sonntagabend rief Tony mich nach einem langen und harten Arbeitstag zu sich, um mit mir den neuen Arbeitsplan für die nächsten Wochen zu besprechen.
„Also dann hätten wir das ja erstmal geklärt und falls irgendwas nicht passt, können wir ja noch etwas schieben", sagte er zu mir.
„Ja klingt gut, machen wir so, dann noch einen schönen Abend dir und bis morgen", sagte ich, doch Tony rief mich nochmal zurück.
„Ehm Sophia, hast du vielleicht noch kurz eine Minute, ich wollte noch etwas anderes Wichtiges mit dir besprechen, aber nur wenn du Zeit hast?", fragte er mich ernst, was mir wirklich Sorgen bereitete.
„Ja klar was gibt es denn?", wollte ich wissen und wurde neugierig.
„Also nun ja, wie soll ich es sagen. Ich muss meinen Job hier im Café abtreten", stammelte er vor sich hin.
„Wie bitte!", reagierte ich geschockt.
„Also es ist so, ich habe ein ziemlich gutes Angebot einer sehr guten Hotelkette bekommen, die einen neuen Konditor für ihre Küche sucht. Ich habe das Angebot noch nicht offiziell angenommen, weil ich erstmal mit dir reden und über die Koordination des Cafés sprechen wollte. Besteht noch immer dein Traum von deinem eigenen Café, denn wenn ja würde ich dir mein Café übergeben und an dich verkaufen, sodass nun endlich dein Traum starten kann, denn mein Abenteuer hier ist jetzt vorbei", sagte er und ließ mich so erstmal mit den ganzen Informationen stehen.
„Du... du willst mich veräppeln, oder? Das ist nicht dein Ernst? Ich...", stotterte ich nur so vor mir, weil ich mit den Neuigkeiten absolut überfordert war. Ich war traurig, glücklich, überrascht und einfach nur überrumpelt.
„Ich verstehe, dass dich das gerade sehr schockieren und überrumpeln muss, da du wahrscheinlich nie damit gerechnet hast", sagte er und ich nickte nur schwach, weil ich es noch immer nicht fassen konnte.
„Ich würde mein Café, niemand anderen anvertrauen, als dir Sophia, weil ich weiß, dass wir die gleichen Werte unterstützen und du für diesen Job und das Backen lebst und das liebe ich so sehr an dir."
„Tony ich weiß nicht was ich sagen soll, außer ja natürlich ja! Du weißt, dass das schon immer mein Traum war und auch ist und deswegen sag ich zu dieser Chance auf keinen Fall nein und dass es dein Café ist, macht es noch besonderer", sagte ich freudestrahlend und fiel ihm um den Hals.
„Oh glaub mir, mich freut das auch. Dann denk erstmal nochmal ganz in Ruhe drüber nach und dann sprechen wir ein anderes Mal in Ruhe über die Details und alles", sagte Tony und ich nickte nur, weil mir die neuen Nachrichten noch immer die Sprache verschlagen hatten.
Als ich zuhause ankam, hatte ich meinen Dad leider schon verpasst, weswegen ich ihm die erfreulichen Nachrichten wohl erst am nächsten Tag mitteilen konnte. Auch Theo war zunächst nicht erreichbar, weil er geschäftlich für drei Tage nach Miami geflogen war.
Also beschloss ich die Nachricht erstmal selbst zu verarbeiten und meine alten Pläne und Ideen wieder rauszuholen und zu erneuern, die ich damals schon aufgestellt und aufgeschrieben hatte, für den Tag, wo sich mein Traum wirklich erfüllen würde.
Ich kochte mir eine schnelle Suppe und schaute für den Rest des Abends noch etwas Netflix.
Die nächsten Tage waren unspektakulär. Ich arbeitete normal im Café, sprach mit Tony erst mal noch nicht weiter über das Thema. Ich verabredete mich mit meinen Freundinnen für das Wochenende und traf mich Donnerstag nach der Arbeit mit meiner neuen Klientin. Sie hieß Lisa und kam mit ihrem zukünftigen Ehemann Tyler. Sie waren beide superfreundlich und mir direkt sympathisch, weil sie auch so ein Fan vom Winter und Weihnachten waren. Ich besprach mit ihnen ein paar grobe Eckdaten, sodass ich am Ende des Gesprächs schon Dekorationslisten anfertigen konnte, Raumgestaltungspläne, sowie die üblich benötigten Dienstleistungen erfragen und reservieren konnte. Ich konnte, was die Gestaltung an betraf, meine Kreativität wieder viel Freiraum lassen. Das liebte ich, denn ich stürzte mich immer mit ganzem Herzen in das Thema hinein und wollte, dass es ein unvergesslicher romantischer und weihnachtlicher Abend werden würde. Ich hatte so viel um die Ohren, dass ich jeden Abend damit verbrachte entweder Planungen und Ideen für die Hochzeit zu sammeln oder die Renovierung des Cafés zu planen.
Als ich meinem Dad davon erzählt hatte, war er völlig aus dem Häuschen und konnte mir nicht glauben, insbesondere als ich ihm versuchte zu erklären, wie viel Geld ich beim Pokerabend gewonnen hatte, der mir das ganze jetzt möglich machte, denn ansonsten hätte ich jetzt auf die Schnelle niemals die finanziellen Mittel dazu gehabt, die Chance zu ergreifen und das Projekt anzugehen.
Am Freitag kam Theo endlich zurück und er kam wie versprochen nach der Arbeit zum Café, um mich abzuholen und überraschenderweise zum Italiener einzuladen.
„Aber das wäre doch nicht nötig gewesen", sagte ich als er mich hineinführte und dem Kellner seine Tischreservierung durchgab.
„Oh doch, denn ich habe dich schrecklich vermisst und war viel zu lange weg", sagte er.
„Das stimmt", erwiderte ich lachend. Wir bestellten uns zwei Pizzen und Wein und ich fing an mich zu räuspern.
„Ehm also da gibt es noch was, dass ich dir erzählen wollte", fing ich an und bemerkte seinen nervösen Blick.
„Keine Sorge es ist was Gutes, was sehr Gutes sogar", beruhigte ich ihn.
„Ok dann schieß mal los", sagte er gespannt.
„Also du kennst ja Tony, meinen schwulen Chef. Also nun ja, er hat mir am Sonntag angeboten, ob ich sein Café übernehmen möchte, welches er an mich abtreten würde", sagte ich grinsend und halb quietschend.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?", fragte er fassungslos.
„Doch ist es und nun ja es dauert noch alles ein wenig und ich werde es auch umbauen und renovieren müssen, aber ja ich werde in naher Zukunft mein eigenes Café haben!", rief ich und Theo stand einfach auf, zog mich vom Stuhl und wirbelte mich ungeachtet durchs Restaurant.
„Sophia das ist unglaublich und freut mich so sehr für dich, denn ich weiß wie viel dir das bedeutet. Ich kann es kaum fassen", sagte er lächelnd und gab mir einen freudigen Kuss.
„Ich auch nicht und ich musste so lange damit warten, weil ich es dir unbedingt persönlich erzählen wollte", sagte ich und er nickte zustimmend.
„Das kann ich verstehen. Dann würde ich sagen heben wir unser Glas auf dein zukünftiges, eigenes Café", sagte er und wir ließen unsere Gläser klirren. Wir redeten über meine ersten Ideen, von denen ich schon immer geträumt hatte und er erzählte mir noch von seiner Arbeit in Miami, als dann auch schon unsere duftende Pizza kam.
„Dann einen Guten Appetit, lass es dir schmecken", sagte er und biss genüsslich in seine Pizza.
Danach verbrachten wir noch einen gemütlichen Filmabend bei mir und schauten natürlich einen weiteren Teil von Harry Potter. Mittlerweile hielt er es kaum noch aus immer auf den Nächsten warten zu müssen.
„Also wie wäre es, bist du noch fit?", fragte er mich plötzlich und grinste.
„Wie meinst du, dass denn jetzt?", lachte ich.
„Ach ich weiß auch nicht, ich dachte nur wir könnten noch vielleicht was Spannendes machen", meinte er anzüglich und fing an mit seiner Hand unter mein Nachthemd zu wandern. Ich schaffte es noch schnell den Fernseher auszuschalten, da packte er mich auch schon und trug mich ins Schlafzimmer. Ich schrie kurz auf: „Theo lass mich los was soll das werden?", fragte ich, obwohl sich mein Kopf schon so einige Möglichkeiten ausmalte.
Er fing an mich langsam auszuziehen und sanft zu küssen. Ich machte mich auch an seine Kleidung dran und versuchte ihn zu provozieren, weil ich es liebte, wie empfindlich er immer darauf reagierte und weil ich es mochte, wie er es mir heimzahlte. Wir liebten uns sanft, wild, intensiv, leidenschaftlich und wahrhaftig. Nachdem wir schweißgebadet und schweratmend im Bett lagen, entschieden wir uns nochmal unter die Dusche zu springen, wovon ich nicht behaupten konnte, dass wir weniger geschwitzt rauskamen.
Das erste Mal in meinem Leben war ich dankbar, dass mein Vater Nachtdienst hatte. Das hätte sonst unangenehm werden können. Wir kuschelten uns ins Bett und verbrachten weitere Stunden damit uns einfach anzusehen, einzuatmen und zu streicheln. Wir konnten nicht voneinander loslassen, bis ich irgendwann doch vor Erschöpfung einschlief und nur noch spürte wie Theo mir einen Kuss auf die Stirn gab und irgendetwas flüsterte.
Am nächsten Morgen gingen wir in einem kleinen süßen Café frühstücken, weil das Wetter mitspielte und hauptsächlich, weil wir Dad nicht wecken wollten. Wir bestellten uns zwei leckere französische Frühstücke mit Kakao und Kaffee und ließen es uns gut gehen.
„Hey ich muss leider gleich schon weg, weil ich meiner Mutter versprochen habe sie heute zu besuchen. Ich weiß das ist echt blödes Timing, aber das hatten wir irgendwie schon vor längerer Zeit ausgemacht", sagte er entschuldigend.
„Ist doch alles gut und gar kein Problem", erwiderte ich.
„Meine Mum möchte dich auch unbedingt mal kennenlernen, meinte sie letztens zu mir, als ich ihr von dir erzählt habe. Eigentlich wäre sie auch auf der Hochzeit gewesen, aber da musste sie beruflich in London sein, naja war vielleicht auch besser so", sagte er und grinste und auch mir kamen Erinnerungen hoch, die mich zum Lächeln brachten.
„Also wenn ihr so eine ganz spontane Familie seid, könnte ich auch heute schon mitkommen", bot ich an.
„Jetzt echt? Also das wäre echt cool. Da freut sie sich bestimmt."
„Dann machen wir uns gleich direkt auf den Weg, aber vielleicht solltest du ihr vorher Bescheid sagen und sie fragen", hakte ich nach, da ich keine Lust hatte, dass mein erster Besuch eine Katastrophe werden würde.
„Ach was, alles gut, erreichen würden wir sie eh nicht", lachte er und rief den Kellner zu sich, um die Rechnung zu bestellen.
„Sag mal, wird dein Bruder auch da sein?", fragte ich leicht verunsichert nach.
„Nein um Gottes Willen keine Sorge, der wird nie wieder auch nur in einem Raum mit dir sein", sagte er beruhigend und drückte meine Hand. Dieser Händedruck verbarg so viele Emotionen zwischen uns. Es übertrug immer ein Versprechen, was der eine dem anderen gab und so war es auch diesmal und ich wusste, dass Theo immer auf mich aufpassen würde. Ich schenkte ihm ein Lächeln und wir brachen auf.
„Wo wohnt deine Mutter eigentlich genau?", fragte ich. „Eigentlich außerhalb von New York, aber zurzeit ist sie in der Stadt, weil sie hier auch eine kleine Wohnung hat. Wie gesagt sie ist viel unterwegs", sagte Theo. Wir fuhren eine gute halbe Stunde, um durch den Wochenendverkehr nach Manhattan zu gelangen. Vor einem schicken Gebäude stiegen wir aus und fuhren in den 37. Stock. Ich hatte mich zuhause extra nochmal umgezogen, um ein wenig schicker und eleganter zu wirken, denn mittlerweile war ich absolut nervös.
„Gibt es irgendetwas was deine Mutter gar nicht mag?", fragte ich angespannt.
„Ja wenn du deine Haare offen trägst, bekommt sie ein Anfall", scherzte er und ich warf ihm nur einem genervten Blick zu.
„Arschloch", murmelte ich, bevor sich die Fahrstuhltür öffnete und wir einen schmalen Gang entlang gingen. Wir waren noch nicht an der Tür angekommen, da öffnete sie sich schon und Theos Mutter begrüßte uns.
„Theo mein Schatz, ich habe euch schon kommen gesehen", sagte eine Frau, die viel zu jung für ihr Alter aussah, geschweige denn dass sie einen 28-jährigen Sohn hat.
„Hi Liebes, ich bin Juliette, aber nenn mich bitte einfach Julie", stellte sie sich vor. Ich nahm ihre Hand entgegen und wir folgten ihr ins Apartment. Sie war recht groß und trug dennoch hochhakige Schuhe, was sie sehr imposant wirken ließ. Sie hatte schulterlanges dunkles Haar und trug eine schicke Bluse mit Rock. Ich war froh mich auch noch zu meinem Rock mit der Strumpfhose entschieden zu haben und nicht den Kapuzenpullover mit Jeans.
„Das hat mich sehr gefreut Sophia, dass du so spontan mitkommen konntest, schließlich wollte ich doch unbedingt mal das Mädchen kennenlernen, für das mein Sohn zum Gentleman geworden ist", sagte sie zwinkernd und Theo verdrehte genervt die Augen. Offensichtlich konnte das mit Juliette noch sehr amüsant werden. Sie war sympathisch, herzlich und offen und nahm anscheinend was ihren Sohn an ging kein Blatt vor den Mund.
„Setzt euch gerne aufs Sofa, ich hole etwas zu trinken. Darf es was Bestimmtes sein? Vielleicht ein kleines Gläschen Sekt?", fragte sie.
„Alles gut, mir reicht auch Wasser", erwiderte ich.
„Keine Sorge, du musst hier keinen braven Eindruck hinterlassen Sophia, du darfst auch gerne Sekt mit mir trinken. Ich meine es ist Samstag", sagte sie fröhlich und lief zum Kühlschrank und holte einen Sekt heraus.
„Du hast keine Chance bei ihr", flüsterte Theo zu mir. „Habe ich schon bemerkt", erwiderte ich grinsend.
„Dann erzählt mir mal alles von der Hochzeit, wo du ja offensichtlich auch gewesen bist und was du noch so machst und einfach alles, ich bin total gespannt", sagte sie so enthusiastisch, dass ich erst nicht recht wusste damit umzugehen. Doch es stellte sich heraus, dass das ihre ehrlich offene Art war, und ich fühlte mich in ihrer Gegenwart sehr wohl. Sie stellte mir zwar viele Fragen zu meiner Hochzeitsbranche und als Theo dann auch noch das mit dem Café ansprach war es ganz vorbei, dann sprudelte es nur so aus ihr heraus, wie ich das denn manage und organisiere, was für Ideen ich hätte, woher mein Talent und mein Spaß herkommen und und und... Irgendwann hatten wir beide die ganze Flasche von dem Blubberwasser geleert, was nun in mir schrecklich blubberte. Naja, so viel wie ich reden musste, ging das auch nur damit, aber es war sehr schön und interessant. Ein paar Kindheitsgeschichten von Theo durften natürlich auch nicht fehlen. Sodass sie mir erzählte, wie besessenen er tatsächlich von Star Wars gewesen war, dass er tagelang nur im Mantel und mit Lichtschwert rumgelaufen ist und jeden Mann im dunklen Mantel angegriffen hat und was nicht alles. Es war wohl eine teure Phase, so viel wie dabei kaputt gegangen ist. Theo saß irgendwann nur noch brummend und beschämt da. Irgendwann meinte er dann, dass wir auch mal wieder losmussten und ich sah, dass wir tatsächlich schon halb sechs hatten.
„Es hat mich sehr gefreut dich kennenzulernen Sophia, du bist jederzeit wieder willkommen", sagte sie freundlich.
„Das ist sehr nett, ich fand es auch wirklich schön und amüsant. Ich werde auf jeden Fall nochmal wieder kommen, wenn ich ein paar neue Geschichten zum Erpressen brauch", sagte ich lachend.
„Immer gern Sophia. Mach's gut mein Schatz", sagte sie noch zu Theo und drückte ihn fest. „Melde dich mal zwischendurch. Hab dich lieb", sagte sie noch zu ihm, als wir zur Tür hinausgingen und mit dem Fahrstuhl wieder runter fuhren.
„Du hast eine wirklich herzliche Mutter, ich mag sie wirklich gerne", sagte ich hicksend zu Theo, denn der Sekt blubberte gerade voll in meinem Magen auf.
„Das freut mich, dass ihr beiden Sekttanten euch so gut verstanden habt", sagte er grinsend.
„Ey was sollte ich mache, ich wollte eigentlich nur Wasser", verteidigte ich mich.
„Ach ja, dann sag das mal der leeren Flasche", konterte er zurück. Mir fiel leider nichts Richtiges mehr ein, also stieg ich einfach trotzig in sein Auto.
„Ich wollte mich heute Abend noch mit den Mädels treffen, wenn das ok ist?", sagte ich zu Theo.
„Ja klar ich bin auch mit den Jungs verabredet. Keine Sorge kein Poker, da wärst du natürlich dabei", sagte er lächelnd und fuhr los. Auf der Fahrt sprachen wir über die kommende Woche, wo er offensichtlich wieder viel zu tun hatte, aber wenigstens, nicht wieder außer Lande war.
„Dann wünsch ich euch ganz viel Spaß heute Abend", sagte er zu mir, als wir uns verabschiedeten.
„Dann sehen wir uns bestimmt das ein oder andere Mal im Café und dann schauen wir, wann wir vielleicht mal wieder einen Harry Potter Abend machen", sagte er verschmitzt, weil er an nichts anderes mehr denken konnte und bei jeder Gelegenheit weitersehen wollte. Mir graute es schon davor, wenn wir durch waren.
„Ich wünsch dir auch viel Spaß, hab dich lieb", sagte ich und gab ihm einen Kuss.
„Ich dich auch Prinzessin", erwiderte er und ich zerfloss wie jedes Mal, wenn er mich so nannte, mit seiner tiefen Stimme, die dabei gefühlt immer eine andere Tonlage annahm. Ich ging ins Apartment. Dad war leider schon weg. Ich schrieb meinen Mädels, dass sie um sieben Uhr mit Pizza vorbeikommen sollten. Wir wollten mal wieder einen Mädels Abend veranstalten, um uns auf den neusten Stand zu bringen. Letztendlich sahen wir uns aus irgendeinem sehr dummen Grund zwei sehr traurige Liebesfilme an, die uns alle weinen und hunderte an Taschentüchern aufbrauchen ließen. Um uns ein wenig wieder zu beruhigen, fingen wir an unsere Kostüme für die Halloween Party zu überlegen.
„Also wie wäre es, wenn wir wieder ins Royal gehen, da soll es echt immer mega cool sein, weil da halt keine Idioten rumlaufen. Letztes Mal fand ich es da auch echt cool", meinte Maxim und die anderen hatten nichts einzuwenden. Ich wurde ganz dezent rot, wenn ich an diese Nacht dachte und alles was daraus geworden war. „Hallo Erde an Sophia?", riss Mel mich plötzlich aus meinen Gedanken.
„Ehm ja alles gut, nur die Frage woher und wie bekommen wir die Tickets dafür, ich wette die sind doch schon längst weg", sagte ich und Maxim lächelte wissentlich.
„Sag bloß dein Freund kommt da wieder dran?", fragte Leyla ungläubig.
„Oh ja, so siehts aus. Er war zwar etwas genervt, weil ich damit erst jetzt um die Ecke kam, aber er meinte er bekommt das hin", erzählte sie und so begann unsere Diskussion, als was wir uns verkleideten. Irgendwann hatten wir alles von Gespenstern, Kartenspiel, Skeletten, Disney Bösewichte und und und durch. Dann kamen wir auf schwarzer Engel, bis wir uns darauf einigten als dunkle Victoria Secret Engel zugehen, da trugen wir ein heißes Outfit und konnten mit diesen coolen Flügeln rum rennen, die ich so sehr mochte.
„Okay abgemacht, dass ist schick, passt noch zu Halloween, ist nicht zu kindisch, nicht zu aufwändig und nicht zu dämlich", fasste Maxim die Ausgangslage nochmal zusammen und wir alle stimmten ein.
„Na schön dann gehen wir nächste Woche Kleider shoppen, aber ich muss euch jetzt schon sagen, dass das nicht zu teuer sein darf, weil mein Budget im Moment sehr rar ist", sagte sie verärgert.
„Kein Problem, das passt mir auch sehr gut", erwiderte ich.
„Ehm kurze Frage, sollen wir die Jungs auch noch Fragen?", warf Leyla ein.
„Oh ehm ja, da hast du recht, klasse Idee", sagte Maxim und schrieb direkt in unsere Gruppe hinein.
„Und wenn du magst, kannst du Theo ja auch mitbringen", bot sie noch an.
„Ehm ja mal gucken, er hat zurzeit viel zu tun, aber ich werde ihn fragen", antwortete ich. Wir quatschten noch ein wenig, bis sich die drei dann auch auf den Weg nach Hause machten. Ich erzählte ihnen bewusst noch nichts von der Sache mit dem Café, weil ich das mit Tony morgen erst alles genauer besprechen und abklären würde. Wenn es wirklich feststand, würde ich ihnen von den neuen Nachrichten erzählen.
Ich machte mich schnell bettfertig und schrieb Theo noch eine Gute Nacht Nachricht und legte mich schlafen.

DU LIEST GERADE
Schattenpfade im Licht - gefährliches Verlangen
ChickLitHast du dich auch schon einmal blind auf deine Gefühle verlassen und dich von etwas Dunklem hinreißen lassen? Vor dieser Frage steht die 23-jährige Sophia, die eigentlich ihr ganzes Leben in New York durchgeplant hat. Doch was, wenn da plötzlich jem...