Kapitel 16 - Sophia

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Ich wurde von leichtem Applaus wach, wie in einem Theatersaal. Ich blinzelte und bemerkte, dass ich in meinem Zimmer lag und der Applaus vom Regen gegen meine Fensterscheiben herkam. Ich stand langsam auf und merkte, wie mein Kopf dröhnte und hämmerte. Fuck, was hatte ich gestern nochmal alles getrunken. Ich hatte irgendwann aufgehört zu zählen und den Überblick verloren, was wohl der Fehler gewesen war. Ich spritze mir erstmal kaltes Wasser ins Gesicht, als ich im Spiegel in ein Panda Face sah. Shit das Abschminken hatte ich wohl vergessen. Also versuchte ich die Wimperntuschereste abzuwaschen und schmiss mir erstmal eine Kopfschmerztablette ein. Ich schnappte mir mein Frühstück, was aus Kakao und Croissant bestand, nahm meine Kuscheldecke, mit meinem neuen Buch und macht es mir am Fenster gemütlich. Das war für mich der perfekte herbstliche Sonntagmorgen. Ich saß bestimmt so zwei drei Stunden am Fenster.
Plötzlich hörte ich ein Klappern in der Küche und wusste, dass es Dad war, der bestimmt nach was zu Essen suchte. Ich klappte mein Buch zu und lief in die Küche und da stand er in Bademantel und mit einer Pfanne in der Hand.
„Guten Morgen mein Schatz. Ich habe mega Hunger und weiß nicht recht was ich frühstücken soll", sagte er schulterzuckend.
„Nun ja wir haben zwei Uhr. Da ist es schon eher reif für Mittagessen oder Kuchenzeit", erwiderte ich grinsend.
„Da hast du wohl recht, weißt du worauf ich jetzt Hunger hätte? Auf asiatisch", sagte er träumerisch.
„Warte was, jetzt, asiatisch? Du bist echt verrückt", sagte ich kopfschüttelnd.
„Ich trinke noch eben einen Kaffee und dann machen wir uns auf den Weg und essen Mittag und Abend beim All you can eat Buffet", erwiderte er.
„Lust mitzukommen?"
„Da fragst du noch? Ich hatte bisher nur einen Kakao und ein Croissant", erklärte ich.
„Perfekt, dann machen wir uns in einer halben Stunde auf den Weg."
Ich ging zum Kleiderschrank, um mich aus meinem Gammellook zu schälen, denn so konnte ich auf gar keinen Fall raus. Da ertönte plötzlich ein Summen. Es war mein Handy. Nur eine Nachricht war zu sehen:
„Ist das dein Ernst?" Sie war von Theo, was mich eh schon aus dem Konzept brachte. Was zum Teufel meinte er. Ich ging auf den Chat unserer Mädels den ich noch nicht geöffnet hatte, weil dort tausende Bilder von gestern rein geschickt wurden. Oh Gott, waren wir voll und...ach du scheiße. In mir kamen die Bilder vom Karaoke Singen wieder hoch. Fuck hatte ich gestern ernsthaft vor allen in Unterwäsche gesungen. Doch das war nicht mal das Schlimmste. Denn offensichtlich existierte ein Video und darunter schrieb Maxim.
„Sorryyyyyyy Sophia ich habe es gestern, so vollgetrunken ich war, auf Instagram hochgeladen."
Die wollte mich verarschen, das war doch wohl ein Scherz. Ich ging auf ihre Story und sah, dass sie es nicht mehr auf ihrem Account hatte, jedoch wurde es überall geteilt und gespreadet. Fuck, ich war sowas von am Arsch, das könnte mein Image ruinieren, mich als Hochzeitsplanerin zunichtemachen und niemand würde mehr mit mir reden und
„Aaaaaaaaaaaaaahhh SCHEIß INTERNET!", schrie ich einmal meinen ganzen Frust heraus.
Dad stand zum Glück unter der Dusche. Ich rief sofort Leyla an.
„Leyla ich bin tot, eindeutig tot, ganz New York hat das gesehen und wenn einige Kunden von der Hochzeitsplanung das Sehen, bin ich ruiniert und neue Leute kennenlernen kann ich jetzt vergessen, ich meine wie lächerlich kann man sich machen und Theo, um Gottes Willen, wenn der das sieht, bzw. wenn es nicht schon hat...", plapperte ich komplett aufgelöst los.
„SOPHIA! Stopp! Wir gehen das jetzt ganz langsam an. Also erstens New York ist riesig, das wird jetzt nicht auf einer Wand am Time Square erscheinen und keiner deiner Kunden wird das zu Gesicht bekommen, denn Instagram ist was für junge Leute. Außerdem ist das Video nicht mal eine Katastrophe, denn du siehst scharf aus und heilige Scheiße kannst du singen und tanzen. Warum hast du das immer vor uns versteckt. Und als letztes wegen Theo. Ich glaube den würde das am meisten scharf machen, so heiß wie du tanzt und dann noch Jasper anguckst. Ich glaube der dreht durch vor Eifersucht. Das würde dann vielleicht auch seine Nachricht erklären", kämpfte sie gegen meine Argumente an.
Ich brummte nur zurück.
„Keine Sorge, dass wird kein Drama und ich würde jetzt vielleicht erstmal nichts zurückschreiben, weil man bei so einer Nachricht nur ins Messer laufen kann", riet sie mir.
„Ok danke Leyla, ich geh jetzt gleich zum Glück erstmal Frustessen beim Asiaten", sagte ich.
„Mach das und melde dich, wenn es etwas Neues gibt." „Tschau."
„Was ist denn Los Schätzchen, warum hast du so geschrien?", fragte mein Vater erschrocken. Er stand mitten in meiner Tür mit klitschnassen Haaren und Handtuch.
„Sorry Dad, es ging um ein Mädchenproblem, habe gerade mit Leyla gesprochen, alles gut. Wenn du fertig bist, können wir los", beruhigte ich ihn.
„Okay", antwortete er immer noch etwas misstrauisch und ging zurück ins Bad. Dann machten wir uns auf zu unserem Lieblingsasiaten. Der war zwar etwas weiter weg, aber egal. Dort angekommen waren wir wie immer geflasht von der asiatischen Aufmachung, den Tempeln, den Drachen, den Bäumen und Blumen und der ganzen Deko. Wow, es war jedes Mal aufs Neue wunderschön. Wir suchten uns einen Zweiertisch, der direkt neben einem Brunnen mit Fischen stand. Wir bestellten uns eine Cola, eine Fanta und das Buffett und machten uns auch schon auf den Weg mit zwei Tellern. Das Buffet war so riesig, dass man keinen Plan hatte, wo man anfangen sollte, abgesehen vom Dessert, was man sich schon für hinterher ausguckte. Ich fing mit den Frühlingsrollen, panierten Gemüse und gebratenen Nudeln an. Auch Dad kam mit zwei vollen Tellern zurück. Wir genossen das Festmahl und kamen nicht viel dazu zu reden, weil wir so einen Hunger hatten.
„So ich glaub ich muss jetzt eine Pause für den Nachtisch machen, sonst wird das nämlich nichts mehr", stöhnte ich mit vollem Magen.
„Ich glaube da hast du recht", stimmte mein Dad mir zu, der mittlerweile auch schon 7 Teller oder so verdrückt hatte.
„Wann ist jetzt nochmal diese super schicke Hochzeit?", fragte Dad mich. Ah Mist, in dem Moment fiel mir ein, dass ich gestern Abend vergessen hatte die Jungs zu fragen, ob sie beim Aufbauen helfen.
„In zwei Wochen schon, ich freu mich auch schon sehr drauf. Ich muss nur noch klären, wer mir beim Aufbauen und allem helfen kann. Das wird ziemlich anstrengend sein. Die Lieferanten dürfen sich freuen, denn die dürfen auf die höchste Dachterrasse Manhattans liefern", erzählte ich.
„Ich würde dich auch gern unterstützen. Je nach dem, wann das ist, kann ich ja vielleicht helfen", bot Dad an.
„Das ist sehr nett. Das wird vermutlich der Donnerstag und Freitag sein, denn samstags ist schon die Hochzeit", erwiderte ich.
„Da schaff ich es auf jeden Fall mal vorbeizuschauen", versicherte er mir.
„So ich glaube jetzt bin ich bereit für den Schokobrunnen und die kleinen Schokotörtchen", sagte ich.
„Oh ja."
Kugelrund fuhren Dad und ich nach Hause zurück.
„Ich glaube wir haben wie immer ein klein wenig zu viel gegessen", stöhnte Dad auf.
„Wir lernen wirklich nie daraus", sagte ich lachend.
Wir spielten am frühen Abend noch ein paar Runden Scrabble und schauten eine weitere Folge Friends. Danach verkrümelte ich mich an meinen Lieblingsplatz und begann Liam eine Nachricht zu schreiben und ihn zu fragen, ob er und seine Jungs mir beim Aufbauen und Vorbereiten helfen könnten. Dann verharrte ich über dem Chat mit Theo, als ich plötzlich sah das er online ging und anfing zu schreiben. Ich warf vor lauter Schreck mein Handy weg. Fuck, was schrieb er nun, war er sauer, ich meine ich habe doch nichts falsch gemacht. Es bimmelte und ich griff panisch nach meinem Handy.
„Ich dachte du wärst ehrlich zu mir gewesen."
Wow, warte. Was war das denn jetzt, ein auf beleidigt machen und tun als wäre ich die Böse?
„Ich habe dir immer die Wahrheit gesagt. Ich weiß nicht was du meinst", schrieb ich zurück. Dann lud eine Datei und er schrieb drunter:
„Dachte ich hätte keine Konkurrenz oder wen versuchst du da zu beeindrucken? Ich kann mich nicht erinnern dich gesehen zu haben."
Es war unweigerlich das Video von gestern. Oh mein Gott, ich war erledigt, ich versank gerade absolut im Boden. Fuck, er hatte es gesehen.
„Wir waren gestern aus und ja es waren noch ein paar Jungs dabei, die Mel von der Uni kannte. Da ist nichts gelaufen. Wir waren sehr betrunken und gut dabei und haben Wahrheit oder Pflicht gespielt und da musste ich das tun. Ich wüsste nicht, was dir da jetzt Sorgen bereiten müsste."
Es dauerte ein Moment, bis er antwortete.
„Es macht mir Sorgen, weil du Männern mit deinem heißen Anblick und Gesang den Kopf verdrehst. Da muss ich wohl noch besser auf dich aufpassen."
Jetzt wurde ich wütend. Wenn ich etwas nicht haben konnte, dann wenn man mir vorschrieb, was ich zu tun und zu lassen hatte und erst recht nicht von so einem arroganten Kerl wie ihm.
„Ok jetzt hör mal zu, ich darf ausgehen wann und wohin und mit wem ich will, du hast mir nichts vorzuschreiben. Ich kann sehr gut selbst auf mich aufpassen und brauche niemanden wie dich. Ich habe niemanden versucht scharf zu machen, sondern lediglich etwas Spaß mit meinen Freunden gehabt. Gut, dass da jetzt so ein Video bei rumgekommen ist, war nicht geplant, aber na gut ist ja nicht so als hätte ich einen Lap Dance gegeben und mich für einen Mann da ausgezogen", schrieb ich in meiner Wut runter und sendete es ab.
Fuck, da war er wieder, einer meiner emotionalen Ausbrüche. Dann konnte ich nicht aufhören zu schreiben oder zu reden.
„Würdest du dich für mich ausziehen?", fragte er aus dem Nichts zurück.
„Willst du mich eigentlich komplett verarschen? Erst stellst du mich da, als würde ich fremdgehen und mich wie eine Hure aufführen und nun kommst du mit sowas um die Ecke?"
Ich war lange nicht mehr so wütend gewesen.
„Naja, um fremdzugehen, müssten wir ja was miteinander haben?", schrieb er schon wieder so provozierend.
„Ja dann hast du dir deine Frage ja selbst damit beantwortet, dass du kein Recht hast mich so zu behandeln, weil ich nicht dir gehöre und wir nichts miteinander haben! Für wen hälst du dich eigentlich mit deinem selbstgefälligen Auftreten und coolen Sprüchen, womit du meinst jede Frau zu gewinnen? Du liegst gewaltig falsch, was dein Bild von dir selbst angeht!"
Und damit beendete ich die Konversation, weil ich schon wütend genug war und mich nicht weiter mit so einem Mist beschäftigen wollte. Ich ging ins Bett, hörte noch etwas Musik, bis ich friedlich einschlief.

Schattenpfade im Licht - gefährliches VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt