13. Kapitel

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Jetzt wusste ich auch, was in meinem Kopf geklingelt hatte. Ich kannte diesen Motor, die Maschine und den Kerl, der gerade von ihr abstieg. "Wie?", brachte ich nur heraus. Julian nahm den Helm vom Kopf und musterte mich eingehend. "Irgendwie hatte ich mir die Begrüßung anders vorgestellt.", lachte er. Er hängte den Helm an den Lenker und breitete die Arme aus. Glücklich sprang ich die Stufen runter und rannte ihm in die Arme. "Oh Gott, hab ich das vermisst", nuschelte Julian gegen meine Haare. Ich lehnte mich etwas zurück, um ihn ansehen zu können. "Was machst du hier? Wie bist du hier her gekommen? Und warum hast du mir nichts gesagt?", sprudelte ich los. "Langsam, langsam.", grinste er und zog etwas aus seiner Jackentasche. "Mein Handy!", rief ich glücklich. "Ich habe dir Bescheid gegeben, aber ich habe erst später erfahren, dass du dein Handy unterm Bett hast liegen lassen.", erklärte Julian. Als ich den Vorwurf hörte, wurde ich rot und sah beschämt zu Boden.
"Schon gut. Ich kenn dich ja und weiß wie verpeilt du manchmal bist.", lachte Julian. "Du bist jetzt aber nicht hergekommen, um mir mein Handy zu bringen, oder?", fragte ich ungläubig. Julian schüttelte den Kopf: "Sieh auf dein Handy, ich muss wohl erstmal deinen Dad begrüßen." Verwirrt drehte ich mich um und sah ihn den Flur entlang kommen. "Sky, was dauert das so lange? Gibt es Proble..?" Mein Dad stockte und sah zunächst überfordert von Julian zu mir und wieder zurück. Dann grinste er breit und überbrückte die letzten Meter: "Junge, was machst du denn hier? Wie schön dich zu sehen! Komm doch rein. Hast du Hunger? Ich hab noch Schnitzel auf dem Tisch stehen." Er drückte ihn kurz und schob ihn dann zur Haustür. Währenddessen sah ich auf mein Handy und entdeckte mehrere Nachrichten von Julian. Alle hatten den gleichen Inhalt: "Whisky in the Jar!" Nebenbei bemerkte ich auch, dass Kathy mir mehrere Bilder aus dem Urlaub geschickt hatte, die ich nur flüchtig durchsah.
Dann steckte ich mein Handy weg und eilte den Männern hinterher. Julian hatte an der Tür gewartet, während mein Dad schon vorgegangen war. "So schlimm diesmal?", flüsterte ich. Julian verzog den Mund und nickte. "Du hättest nicht den weiten Weg fahren müssen! Mom hätte dich auch bei ihr in meinem alten Zimmer schlafen lassen.", meinte ich. "Ich brauchte wohl ein bisschen mehr Abstand als sonst.", murmelte Julian und ging meinem Dad hinterher.
Ich folgte ihm und setzte mich wieder an den Tisch. Heath sah mich fragend an und auch Jake schien ein wenig verwirrt. "Oh, achso! Ihr kennt euch ja gar nicht!", fiel nur ein, "Also Heath, vielleicht erinnerst du dich an meine Zeichnungen, jedenfalls ist das hier mein bester Freund Julian. Julian, das ist Heath unser Nachbar und vermutlich geh ich bald mit ihm in eine Klasse. Achja und das ist Jake, Heath kleiner Bruder. Er hat am Wochenende Geburtstag und wir feiern in unserem Partykeller. Ist das nicht krass? Und Jake, wie gesagt Julian, mein bester Freund."
Heath begrüßte ihn und löcherte ihn sofort mit Fragen: "Du fährst eine Kawasaki, oder? Welches Modell? Vermutlich sportlicher Typ, oder?" "Genau! Einen Ninja! Warum kennst du dich so gut damit aus? Fährst du selbst auch eins?", grinste Julian. "Ist dein Auto unsichtbar?", grätschte Jake dazwischen. Entgeistert riss Heath die Augen auf. "Nein. Das ist auch gar kein Auto sondern ein Motorrad. Es fehlen dem Fahrzeug zwei Räder zum Auto. Und Ninja heißt es vermutlich, weil es aus Japan kommt und schnell ist. Aber es ist nicht unsichtbar. Vielleicht für einige, weil sie zu langsam gucken.", erklärte ich lachend. Heath und Julian sahen mich beide mit einem Blick an, der eindeutig sagt, dass ich doch keine Ahnung hatte. Jedoch gingen sie nicht auf meine Aussage ein, sondern vertieften ihr Gespräch. "Männer.", grummelte ich und stocherte in meinem Essen herum.
Irgendwann klingelte Heath Handy und ich hatte die Chance mit Julian zu reden: "Wie lange bleibst du hier?" Julian sah nachdenklich auf seinen Teller. "Sagen wir ich habe keinen genauen Terminplan und würde solange bleiben, bis ihr mich rauswerft.", antwortete er. Ich nickte: " Okay, also vermutlich länger. Wir haben Gästezimmer im ersten Stock, da kannst du dir eins aussuchen. Achja damit du es weißt: Ich hab ab Montag wieder Schule. Leider Gottes sind meine Ferien ein bisschen geschrumpft." "Echt? Hart. Aber dann kann ich morgens ausschlafen, ohne dass du mich weckst.", witzelte Julian. "Bitte?! Du könntest auch so Ewigkeiten schlafen! Ich bin Langschläfer und Morgenmuffel! Vor neun will ich eigentlich gar nicht aufstehen!", protestierte ich.

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