22. Kapitel

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Seit Julian mir verkündet hatte, dass er zurück fahren würde, waren inzwischen mehrere Wochen vergangen. Seit dem Tag hatte ich auch weder Jake noch Heath gesehen. Er hatte zwar versucht mich zu kontaktieren, aber ich war nicht bereit dazu. In der Schule war ich meistens durch meine neuen Freunde ziemlich abgeschirmt. Jedoch war ich der Meinung, dass Jen irgendwie Verdacht geschöpft haben könnte. Obwohl es mich eigentlich nicht interessierte, bemerkte ich, dass sie sich häufiger mit Heath stritt und sie mir nicht mehr ganz so freundlich entgegen trat. Ich hatte zwar keinen Beweis dafür, aber ich wusste, dass sie der Grund für die miesen Gerüchte über mich war.

So hörte ich, dass ich von meiner alten Schule geflogen sein soll, weil ich eine Mitschülerin mit einem Bleistift angegriffen haben soll, oder ich eigentlich aus einer Irrenanstalt kam. Es waren nicht mehr nur Gerüchte über mich, sondern über meine ganze Familie.

Ich hatte mich seitdem stark verändert. Nicht schlagartig, aber Stück für Stück. Ich behielt meine Gedanken für mich. Wenn ich etwas von mir preisgab, dann nur, weil es in meinen Augen belanglos war. Ich hatte Angst mehr Angriffsfläche zu schaffen, wenn ich wie früher mit jemandem über meine Geheimnisse gesprochen hatte. Außerdem war mein Kleidungsstil dunkler geworden. Irgendwie wollte ich dadurch unauffälliger werden. Wobei das Ergebnis zu Wünschen übrig ließ.

Ich hatte nach der Schule täglich Nana in ihrem Laden besucht und ihr von der Heilung im Salzwasser erzählt. Sie half mir, mich selbst besser zu verstehen. Aber es half mir nicht ruhig schlafen zu können. Jede Nacht hatte ich Alpträume. Ein Teil gehörte vermutlich zu der Vergangenheit des Soulwalkers, so wie das Mädchen mit der Beulenpest. Der andere Teil gehörte zu mir. Meistens sah ich Heath, wie er Jen küsste und ich wollte weglaufen, doch jedes mal tauchte ein Ring aus Feuer auf und hielt mich gefangen. Und wenn ich wegsehen wollte, tauchten sie woanders auf. Ich hatte sie immer im Blick, egal was ich tat. Erst wenn ich schrie, wachte ich auf und war den Traum los.

Durch diese Träume hatte ich Angst einzuschlafen und zögerte es auch so weit wie möglich hinaus. Weshalb ich nur noch wenige Stunden am Tag schlief und das machte sich bemerkbar. Inzwischen hatte ich dunkle Augenringe und ohne die Hilfe meiner Freunde war es mir fast unmöglich im Unterricht wach zu bleiben. Doch bald war Halloween und dementsprechend Ferien. Und ich hatte mir vorgenommen eine Lösung für mein Problem zu finden.

"Du musst wach bleiben! Zumindest noch zehn Minuten, dann haben wir Mittagspause.", flüsterte Damien, während er in meine Rippen stach. Ich schrak auf und sah panisch um mich. "Keine Sorge, es wurde nicht bemerkt, dass du geschlafen hast. Außer von mir. Sag mal, was ist eigentlich los bei dir?", beruhigte er mich. Ich seufzte leise und rieb mir über die Augen: "Ach nichts. Ich habe nur schlecht geschlafen." Skeptisch sah Damien mich an. "Das sagst du jetzt seit mehreren Wochen. Du willst es vielleicht nicht sagen, aber mir ist klar, dass bei dir irgendetwas faul ist. Und ich werde nicht locker lassen, bis ich weiß was.", raunte er mir zu, bevor er sich nach Vorne zu Mrs. Sharon drehte. Ich folgte seinem Beispiel und versuchte mich auf ihre Worte zu konzentrieren. "Ich möchte gerne mit euch nach Seattle fahren in ein Museum. Und bevor ihr aufstöhnt, wir fahren über zwei Schultage, in denen ihr vom Unterricht freigestellt seid.", erklärte sie gerade.

Der ganze Kurs brach in laute Jubelrufe aus und Mrs. Sharon brauchte einige Minuten bis sie weiter reden konnte: "Wir werden mit sämtlichen Kunstkursen dorthin fahren, wobei wir hoffen, dass sie Fahrgemeinschaften bilden könnten, da unser Schulbus nicht alle mit bekommt. Ich werde euch den Ablaufplan und ein Schreiben für die Eltern mitgeben. Schafft ihr es alleine Gruppen zu bilden?" Augenblicklich drehten sich Matt, Dillan und Lynn zu uns um. "Ich habe gehört, dass wir eine Gruppe bilden.", grinste Matt. Ich lächelte leicht: "Klar, wieso auch nicht. Hat wer ein Auto mit sechs Sitzen? Ich habe nur Fünf." Jeder meiner Freunde schüttelte den Kopf. "Ach das ist doch egal. Ich nehme Lynn einfach auf den Schoss während der Fahrt.", erklärte Dillan zufrieden. "Auf gar keinen Fall. Ich sitze doch nicht Stunden auf dir.", protestierte Lynn. "Das ist mir ehrlich gesagt auch zu gefährlich.", bestätigte ich.

SoulwalkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt