Soulwalker

38. Kapitel

Ich hatte die Nacht über ruhig geschlafen und wachte am nächsten Morgen relativ früh auf. "Guten Morgen, Schlafmütze.", lachte Damon, der an meinem Schreibtisch saß. "Was heißt hier Schlafmütze?", motzte ich empört, "Es ist gerade mal neun Uhr an einem Samstag!" "Genau! Ich bin schon seit drei Stunden wach. Hast du Hunger? Ich hab da ein bisschen was vorbereitet.", grinste Damon und gab den Blick auf ein üppiges Frühstück frei. "Uhh, Bacon.", freute ich mich und fischte mir einen Speckstreifen vom Teller. "Genau das hab ich gebraucht.", schmatzte ich zufrieden. "Sehr gut. Während du zu Ende kaust, kannst du dir einen Ort überlegen, wo du dich einfach entspannen kannst und dich sicher fühlst.", meinte Damon. "In der Badewanne.", lachte ich laut auf.

"Wir können auch in der Wanne arbeiten. Kein Problem. Aber sollte es ein Schaumbad werden, setze ich mich ohne Klamotten rein.", grinste er spitzbübisch. Ich lief rot an und sah beschämt auf das Stück Bacon in meiner Hand. "Hast du noch einen anderen Ort?", gluckste Damon. "Ähm..", stotterte ich, "Auf dem Elephant Rock. Denke ich." Er nickte: "Gut. Bist du fertig? Können wir los?" "Ich muss noch Whiskey füttern.", warf ich ein. "Hab ich schon und wir waren auch schon eine Runde durch die Wälder.", antwortete Damon und zog mich aus dem Bett. "Bereit?" Er sah mich erwartungsvoll an. Ich nickte zögerlich. "Halt dich gut fest.", lachte Damon, nahm mich auf den Arm und rannte auf den Balkon, um vom Geländer zu springen. Ich wollte panisch aufschreien, doch aus meiner Kehle kam nur ein schüchternes Quieken.

"Was ist, wenn man uns sieht?", rief ich gegen den Fahrtwind an. "Wir fliegen mitten über ein Waldgebiet. Das verstörte Reh, das uns sehen könnte, kann ich in Kauf nehmen.", brüllte er zurück. Lachend schlug ich ihm gegen die Brust: "Das war ernst gemeint." Damon zuckte mit den Schultern und ging nicht weiter darauf ein. Wenig später landete er auf dem Felsen und setzte mich ab. "Das ging schnell.", stellte ich erstaunt fest. "Meine Spezialität.", protzte Damon und streckte stolz seine Brust raus. Ich verdrehte die Augen. "Auch im Bett?", fragte ich provokant und stach damit die Luft aus seiner stolz geschwellten Brust. Damon formte mit den Lippen ein stummes "O" und sah mich dann beleidigt an.

"Was denn? Ich hab nur gefragt.", verteidigte ich mich lachend. "Das war hinterhältig.", brummte er und setzte sich in den Schneidersitz. "Da scheint deine dämonische Seite auf mich abzufärben.", grinste ich und streckte ihm frech die Zunge raus. "Jetzt aber zum ernsten Teil.", forderte ich und setzte mich Damon gegenüber. "Manchmal glaube ich, dass in dir mehrere Persönlichkeiten leben. Bei deinen Stimmungsschwankungen.", murmelte Damon und rutschte leicht hin und her. "Hey!", rief ich empört, "Ich kann nichts dafür! Disney hat uns gezeigt, woran das liegt." "Bei dir sind dann aber wesentlich mehr Personen, als diese fünf aus "Alles steht Kopf"." "Na und? Ich bin halt besonders.", konterte ich, "Können wir jetzt anfangen?"

Damon nickte und holte tief Luft. "Sieh es wie eine Therapiesitzung, falls es dir hilft. Wir werden jetzt nämlich nicht die ganze Zeit meditieren. Vielleicht nur mal zur Unterstützung.", erklärte er, "Trotzdem nehmen wir die Chakrenlehre als Grundlage. Soweit klar?" Ich holte tief Luft und nickte dann. "Gut. Das heißt, wir fangen mit dem Wurzelchakra an, also dem Bewusstsein einer inneren Sicherheit. Um das wieder herzustellen, musst du deine Ängste überwinden. Wovor hast du Angst?", fragte Damon. "Ratten. Und Spinnen. Und etwas falsch zu machen. Ach und vor Chad vielleicht noch.", antwortete ich, "Und eventuell auch Wildschweine, wobei ich das eher gesunden Respekt nenne." "Okay.", schmunzelte er, "Um Chad habe ich mich bereits gekümmert. Da brauchst du keine Angst mehr haben. Wovor hast du dann am meisten Angst?" "Ich glaube, das wären dann die Ratten. Nicht wie andere Leute wegen ihres Aussehens, sondern wegen ihrer Intelligenz. Ich hab als Kind so eine Gruselgeschichte von R.L. Stine gelesen. Da war eine Riesenratte, die den Bewohner des Hauses letztendlich gehängt hat. Und da wissenschaftlich bewiesen wurde, dass Ratten unglaublich intelligent sind und mein Dad einige auf dem Gewissen hat, bin ich überzeugt, dass sie sich irgendwann an ihm rächen werden, indem sie mir etwas antun.", erklärte ich lang und breit.