24. Kapitel

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"Ist schon gut, Damien.", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch er starrte Heath weiterhin böse an. Sein Blick ließ mir kalte Schauer über den Rücken laufen. "Heath, bitte geh.", appellierte ich an ihn. Und tatsächlich. Er löste sich aus seiner Starre, sah mich traurig an und ging dann aber. Sobald Heath außer Sichtweite war, beruhigte sich Damien wieder. "Was wollte er?", presste er zwischen den Zähnen hervor. "Nur um Verzeihung bitten.", antwortete ich leise, "Komm, wir werden immer noch angestarrt." Damien ließ sich bereitwillig von mir zum Fahrstuhl ziehen. "Wo willst du hin?", fragte Damien mich leise. "Nach Oben. Weg von den gaffenden Blicken.", murmelte ich und drückte auf den Fahrstuhlknopf. Damien sah sich kurz um und nickte dann verstehend.

Als der Fahrstuhl ankam, schlüpfte ich sofort hinein und war heilfroh, dass er leer war. Schnell drückte ich auf den Knopf für das oberste Stockwerk und lehnte mich dann an eine der Wände. Nachdem sich die Türen geschlossen hatten, atmete ich hörbar aus. "Du hast geweint.", stellte Damien fest. "Nicht wirklich.", murmelte ich und sah zur Seite. Damien nahm das als Anlass sich direkt vor mich zu stellen und mein Kinn anzuheben, sodass ich ihn ansehen musste. "Sobald du nur eine Träne vergießt, hast du in meinen Augen geweint. Es gefällt mir nicht, dass der Kerl dich zum Weinen bringt.", flüsterte Damien. "Es ist nicht nur Heath. Es ist die ganze Situation. Die ganzen Gerüchte, dass ich mit Jen ein Zimmer teilen muss, auch wenn es nur eine Nacht ist. Aber sie hat mich vorhin schon als das Letzte begrüßt. Es ist einfach alles.", erklärte ich und fing dann doch an zu weinen.

Sofort nahm Damien mich in den Arm und strich mir beruhigend über den Rücken. "Ich schaff das alles nicht.", heulte ich zwischen mehreren Schluchzern. Inzwischen waren wir im oberen Stockwerk angekommen und die Fahrstuhltüren öffneten sich. "Halt die Luft an und zähle so weit du kannst, bevor du wieder ausatmest. Wir gehen jetzt zu einem Raum, wo fast nie jemand ist und bis wir da sind, schaust du auf den Boden.", flüsterte Damien mir zu. Ich nickte leicht und er legte einen Arm um meine Schulter, um mich zu dem Raum zu führen. Dort angekommen, drückte er einen Schalter und der Raum verdunkelte sich sofort. Damien schloss hinter uns noch einen Vorhang und führte mich dann zu einer kleinen Bank in der Mitte des Raumes.

"Sieh mich an.", forderte Damien sanft. Langsam hob ich mein Gesicht und sah Damien direkt in die Augen. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass er graue Augen mit vielen blauen Sprenkeln hatte. Er lächelte und nahm mein Gesicht in seine Hände. Vorsichtig wischte er meine Tränen weg und strich mir einige Strähnen hinter die Ohren. "Ich vermisse dein Lächeln.", sagte er dann plötzlich. "Aber ich lächle doch. Vielleicht nicht jetzt gerade, aber zwischendurch immer wieder.", flüsterte ich. Damien schüttelte sanft den Kopf: "Dein richtiges Lächeln. Das Lächeln, das ich zuerst gesehen habe. Wenn du richtig lächelst, erreicht es deine Augen und sie strahlen unglaublich hell. Generell arbeitet dein ganzer Körper mit diesem Lächeln zusammen, aber in letzter Zeit ist es nur dein Mund der lächelt."

Ich seufzte leise und schloss meine Augen: "Es ist so viel passiert. So viel schlechtes, dass es mir schwer fällt wirklich glücklich zu sein. Das schaffe ich nicht mehr." "Hör auf das zu sagen. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so eine starke Persönlichkeit hatte, wie du. Du bist stärker als dieses Flittchen von Jen, die sich nur hinter Lügen versteckt. Weißt du, warum ich dich so gerne kitzel?", fragte Damien. Ich schüttelte den Kopf. "Weil ich dich dann lachen höre. Ein Lachen, das so echt ist, wie du und ich. Ein Lachen, das viel zu selten gehört wird.", erklärte er. "Kitzel mich jetzt bitte nicht.", murmelte ich zaghaft. Damien lachte auf und zog mich auf seinen Schoss. "Auch nicht ein ganz kleines bisschen?", neckte er mich. Ich schüttelte stumm den Kopf und lehnte mich dann an ihn.

"Wo sind wir eigentlich?", fragte ich nach einer Weile, in der wir stumm in diesem Raum saßen. "Ich zeig es dir. Warte.", flüsterte Damien und drückte ein paar Knöpfe auf einem Schaltpult neben ihm. Mit einem Mal begannen in den Wänden hunderte von kleinen Glühbirnen zu leuchten und unterschiedliche Muster zu bilden. "Was ist das für ein Raum?", hauchte ich begeistert. "Das ist der Raum des Lichts. Durch abertausende Kombinationen, ändert sich das Schauspiel ständig. Wenn man will, kann man auch Farbe ins Spiel bringen.", antwortete Damien und drückte weitere Tasten. Sofort mischten sich Grün- und Blautöne zu dem gelben Licht. Das Licht bewegte sich wie Wellen über die Wände und bildete immer wieder Kreise, die sich ausdehnten oder zersprangen.

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