Kathy schnappte meinen Arm und zerrte mich mit nach draußen. "Hast du Kims Gesichtsausdruck gesehen? Das dämliche Grinsen wie weggewischt, als es hieß, ihre Antwort sei falsch. Oh man, das war so genial. Du warst total cool, Sky. Ich hätte das filmen müssen. Ich glaube, Bob ist ab sofort meine Lieblingslehrerin. Kim kann jetzt Nachsitzen! Ist das nicht herrlich.", plauderte Kathy drauf los. Ich lächelte matt, da ich immer noch nicht die Situation gerade realisieren konnte. Die Nachricht, dass Kim Nachsitzen musste und ich sie blamiert hatte, schien sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten. Viele Schüler, die ich nicht einmal kannte, kamen zu mir und gratulierten mir für den Sieg und auch Julian feierte ihn, indem er mich hoch hob und durch die Luft wirbelte. Während Kathy und Julian über Kims Gesichtsausdruck, Reaktion und meinen Sieg diskutierten, kam Ann auf mich zu gerannt. Sie war einige Klassen unter mir und als sie eingeschult wurde, war ich ihre Tutorin. Seitdem war ich ihr irgendwie ein Vorbild und sie fragte mich ständig aus. Zusätzlich war sie eine absolute Tiernärrin und wollte jeden Tag wissen, wie es meinem Hund ging. Manchmal kam sie zu den unpassendsten Zeitpunkten und nervte mich, aber ich fand sie dennoch liebenswürdig. Schnaufend blieb Ann vor mir stehen und hielt sich die Rippen. "Du hast wirklich Kim Coleman geschlagen? Also so wirklich fest?", japste sie. "Was meinst du mit so wirklich fest?", fragte ich Ann. "Die Jungs aus meiner Klasse haben gesagt, dass du und Kim einen Kampf hattet und du sie geschlagen hast.", erklärte das Mädchen vor mir. Ich musste lachen: "Mit Kampf ist ein Wettstreit gemeint. Wir hatten ein Quizduell in der Klasse und dabei hab ich gewonnen und sie nicht. Also geschlagen ja, aber nicht körperlich." "Oh. Achso. Naja, trotzdem voll cool. Und wie geht es Sammy?", fragte Ann. Ich wollte schon meine Standardantwort, dass es ihr gut ging runter rattern, als mir auffiel, dass ich die schwarze Bordercollie-Mix Hündin heute nicht gesehen hatte. Da ich nicht antwortete, redete Ann weiter: "Du hast ja gesagt, dass sie schon zwölf Jahre alt ist und das ist ja verdammt alt für einen Hund und da macht man sich ja Sorgen um sie und so." "Ähm", stammelte ich, "ja da hast du Recht. Und gestern Abend lag sie noch friedlich auf meinem Bett und hat geschlafen, aber heute Morgen war sie nicht mehr da. Mir ist das nicht mal aufgefallen, weil mir so viel durch den Kopf gegangen ist. Warte kurz, ich muss, äh, telefonieren." Ich holte mein Handy raus, wählte die Nummer meines Vaters und drehte mich etwas weg. Es klingelte und ich begann nervös auf und ab zu wippen. Dann hörte ich die vertraute Stimme meines Dads: "Was gibt es, Sky?" - "Hey Dad. Bin ich froh, dass du ran gegangen bist. Ich hab da eine wichtige Frage." Ich holte tief Luft und sprach weiter: "Wo war Sammy heute Morgen? Sie liegt sonst immer neben mir, außer dem einen Mal, wo sie krank war. Dad ich hab Angst. Wo ist Sammy?" Stille. Ich hörte den Atem am anderen Ende der Leitung, aber mein Dad sagte nichts. "Dad?", sagte ich schrill. Diesmal holte er tief Luft: "Du weißt, sie war alt. Nachdem du eingeschlafen warst, kam sie zu mir und sah mich einfach nur an. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte und bin sofort mit ihr zum Tierarzt gefahren. Sie konnte kaum noch laufen, sodass ich sie tragen musste. Der Arzt hatte gerade eine geraucht und sprang sofort auf, als ich auf seinen Hof raste. Er rannte zum Kofferraum und öffnete ihn. Sie wusste, dass es soweit war. Sie liegt unterm Apfelbaum." Mein Dad sagte zwar nicht, dass Sammy gestorben war, doch war es mehr als eindeutig und mir stiegen die Tränen in die Augen. "Der Tierarzt meinte, sie sei seelenruhig eingeschlafen, hatte keine Schmerzen und sei einfach zu schwach gewesen zum Laufen.", erklärte mein Dad weiter. Nun liefen mir die Tränen hemmungslos über die Wangen und ein Schluchzen entfuhr mir. "Schatz, lass dir deine Ferien dadurch nicht verderben. Sammy geht es gut, da wo sie ist. Sie hatte ein glückliches Leben und einen ruhigen Tod. Es ist gut so, wie es war. Ich muss weiter arbeiten, wir sehen uns heute Abend.", versuchte mich mein Dad zu beruhigen und legte auf. Ich drehte mich nicht wieder um, als ich das Handy weg steckte.
"Sie ist tot.", flüsterte ich, doch Ann und auch Julian und Kathy hörten mich. Kathy kam sofort zu mir und zog mich in ihre Arme. Ann legte eine Hand auf meine Schulter: "Das tut mir so leid für dich, Sky. Wenn du darüber reden willst, kannst du mich gerne besuchen, aber jetzt muss ich leider los. Bye." Ich registrierte nicht, dass sie verschwand oder wie Kathy und Julian versuchten mich zu beruhigen. Schützend zogen sie mich in einen leeren Raum und Kathy wog mich sanft hin und her. "Ist ja gut, Kleines. Alles wird wieder gut. Shhshh." Trotz aller Bemühungen hörte ich nicht auf zu Weinen. "Julian!", blaffte Kathy etwas grob, "Kümmer dich um sie, ich meld uns für die zweite Stunde ab und hol ein paar Sachen, die wir benötigen werden." Kathy wischte kurz die neuen Tränen weg und verschwand aus dem Raum. Nun stand ich da ohne schützende Arme und heulte immer weiter. Julian wusste nicht, was er tun sollte und starrte mich nur an. Ich schlang meine Arme um meinen Bauch und lehnte mich an eine Wand, wobei ich nicht lange stand, sondern fast sofort daran hinunter rutschte. Wie ein Schiff, das eine Kanonenkugel in den Rumpf gedonnert bekommen hatte. Genauso fühlte es sich an, wie ein Bombeneinschlag, nur nicht in den Rumpf, sondern mitten ins Herz. Das nun zersplittert und blutend zurück blieb. Zusammengekauert saß ich auf dem Boden und Julian rührte sich immer noch nicht. Ich hatte Sammy seit sie ein Welpe war. Ich kannte sie ihr ganzes Leben lang und war mit ihr durch dick und dünn gegangen. Sie war meine Begleiterin, mein Therapeut, meine noch bessere beste Freundin. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Es ging einfach nicht. Ich wusste nicht mehr was ich machen sollte.
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Soulwalker
FantasiSoulwalker ist eine uralte mystische Kraft und niemand weiß mehr so genau, was diese eigentlich bewirkt. Sicher ist nur, dass Gut und Böse seit Jahrtausenden darum kämpfen. Im größten Teil der Geschichte wurde die Kraft positiv beeinflusst, aber es...