"Ich nehme die Tür.", sagte Jake dann und zeigte auf diese. "Dann lass uns gehen.", munterte ich den Jungen auf. Er drückte die Klinke runter und offenbarte eine weitere Treppe. "Oh.", murmelte Jake und sah hinunter. "Geh schon.", forderte ich Jake auf. Er ergriff meine Hand und zog mich mit die Treppe hinunter. Als wir unten ankamen, gab es noch drei Türen. "Und welche Tür jetzt?", fragte ich. Ohne eine Antwort zu geben, öffnete er die Erste. "Nur ein Badezimmer.", antwortete er und schloss wieder die Tür. Dann ging er zur nächsten Tür. "Wow. Ein Tonstudio.", rief Jake und rannte an die Regler. "Kannst du das Mikro mal ausprobieren?", fragte mich Jake und drückte ein paar weitere Knöpfe. "Äh, ja klar. Moment.", lachte ich und ging in diese Art Gummizelle. "Du musst die Kopfhörer aufsetzen.", rief Jake. "Warum?", schrie ich zurück. "Weil die das in Filmen auch so machen.", antwortete Jake. Ich zuckte mit den Schultern und setzte die Kopfhörer auf. "Und jetzt?", fragte ich. "Sag irgendwas ins Mikrofon.", forderte Jake. Skeptisch sah ich auf das Ding hinunter, folgte dann aber den Anweisungen des Jungen: "Hallo. Test, Test. 1, 2. Test." Jake hielt den Daumen nach oben. "Kannst du auch was singen?", fragte er mich dann. Ich schüttelte den Kopf und setzte die Kopfhörer wieder ab. "Echt nicht?", fragte Jake mich wieder. "Nein. Ich singe nicht.", antwortete ich knapp und ging aus dem Raum raus. Jake sah enttäuscht aus, erwiderte aber nichts mehr. Heath sah mich fragend an, doch ich ignorierte es und öffnete die letzte Tür.
"Wie cool ist das denn?", rief Jake und rannte in den riesigen Saal. Der komplette Boden war mit Parkett ausgelegt und es hingen mehrere Diskokugeln von der Decke. "Ihr habt einen eigenen kleinen Partyraum.", schrie Jake begeistert, "Wann feiert ihr?" Ich sah ihn verdutzt an. "Wie wann feiern wir?", fragte ich ihn. Er drehte sich im Kreis und breitete die Arme aus: "Na so mit Kellnern und langsamer Musik und Häppchen und dieses eklige Zeugs in den Gläsern." - "Du meinst Sekt." - "Ja, genau. Sowas halt. Also wann feiert ihr?" "Jake, du bist sechs. Nicht mal ich würde so feiern wollen.", antwortete ich geschockt. Jake sah mich mit großen Augen an und ohne nachzudenken, redete ich weiter: "Ich hab noch keine Freunde hier, aber wie wäre es wir feiern deinen Geburtstag hier. Wann hast du?" Wenn möglich wurden Jakes Augen noch größer. "Auja!", rief er und umschlang meinen Bauch, "Übernächstes Wochenende. Also das Wochenende vorm Schulanfang hab ich Geburtstag." "Was? Dann ist schon Schulanfang? Heißt das von meinen langen Ferien bleibt einfach mal nichts übrig?", fragte ich bestürzt. Jake sah mich fragend an: "Hä? Wieso? Wir hatten doch voll lange Ferien." Bevor ich antworten konnte, mischte sich Heath ein: "Ja, Jake, wir hatten lange Ferien. Aber wie dir vielleicht aufgefallen ist, ist sie erst hier her gezogen und nicht jeder Staat hat zur gleichen Zeit Ferien. Und wenn ich das richtig mitbekommen habe, hat sie erst seit vorgestern nachmittag Ferien." Abwesend nickte ich nur zu der Erklärung. Die kurze Ferienzeit war im Moment nicht das Schlimmste, ich wusste eh nicht so recht, was ich hier unternehmen wollte. Aber ich musste mich noch an der Schule anmelden und die Schulbücher besorgen und vielleicht sogar Stoff nachholen. Es gab einfach zu wenig Zeit. "Hast du deine Schulmappen mitgenommen?", unterbrach Heath meine Gedanken. Ich sah ihn benommen an, nickte dann aber. "Wenn du willst, seh ich sie mir nachher mal an. Dann kann ich dir sagen, ob wir weiter sind oder nicht.", schlug Heath vor. Wieder nickte ich nur. "Lass uns oben den letzten Raum angucken.", forderte Jake auf, um mich abzulenken und zog mich zur Treppe. Da ich ihm jedoch zu langsam war, ließ er meine Hand wieder los und rannte vor. "Du musst nicht seine Party hier veranstalten.", sagte Heath, der hinter mir aufgetaucht war, "Ich versteh das, wenn dir das zu viel Stress wird und du dich lieber, um die anderen Dinge kümmern willst." Ich schüttelte kurz meinen Kopf und stieg die Treppe hoch. "Nein. Ich hab es ihm zwar nicht versprochen, aber ich mache es trotzdem. Es ist nur der erste Schock, aber ich krieg das alles schon geregelt. Ich hab ein Talent dafür.", antwortete ich Heath. Dieser nickte nur und folgte dann Jake.
Der Junge war bereits in dem Raum verschwunden. Als auch ich ankam, sah ich, dass es ein Trainingsraum war mit den unterschiedlichsten Geräten. "Ein Fitnessstudio haben wir also auch noch.", murmelte ich. "Dürfen wir die ausprobieren?", fragte Jake, der mich entdeckt hatte. "Ja. Ja, klar. Macht ruhig. Ich schau dann mal nach unseren Klamotten.", antwortete ich und verschwand aus dem Zimmer. Im nächsten Moment hörte ich, wie jemand schwere Gewichte hob und ein anderer erstaunt bejubelte, wie stark er doch sei. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und ging in die Umkleide. Der Trockner war fertig und ich konnte unsere Klamotten rausholen. In dem Augenblick fiel mir auf, dass ich vorhin nur in Unterwäsche vor einem fast Wildfremden stand. Ich lief knallrot an und schlug mir die Hand gegen meine Stirn. Da mir die Situation unangenehm war, obwohl in dem Moment niemand im Raum war, zog ich mich schnell um und ging zurück zu den Jungs. "Eure Klamotten sind jetzt trocken.", sagte ich, als ich bei ihnen ankam. Beide standen auf und folgten mir zu den Klamotten. Während ich Jake helfen wollte seinen Pulli auszuziehen, ging Heath zu einem der Waschbecken und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Ich bemerkte gar nicht, dass ich ihn anstarrte, bis Jake mir ins Ohr flüsterte: "Ich glaube, er mag dich." Verwirrt sah ich zu Jake. "In der Schule benimmt er sich anders gegenüber Mädchen und wenn Kumpels von ihm da sind, redet er nicht nett über sie." "Oh, okay.", antwortete ich Jake und half ihm weiter bei seinem Pulli.

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Soulwalker
FantasySoulwalker ist eine uralte mystische Kraft und niemand weiß mehr so genau, was diese eigentlich bewirkt. Sicher ist nur, dass Gut und Böse seit Jahrtausenden darum kämpfen. Im größten Teil der Geschichte wurde die Kraft positiv beeinflusst, aber es...