8. Kapitel

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Zügig hüpfte ich die Stufen runter und setzte mich auf den Beifahrersitz. "Morgen.", grinste ich. "Hi. Eigentlich wollte ich nicht klingeln, sondern dich anrufen, aber ich hab immer noch nicht deine Nummer.", begrüßte mich Heath. "Tschuldigung, aber mein Handy ist weg und ich kann diese Nummer halt nicht auswendig.", verteidigte ich mich. "Hast du schon versucht dich anzurufen?", fragte Heath. "Bringt nichts. Ich hab mein Handy immer stumm geschaltet.", maulte ich. "Das ist ja auch dämlich.", meinte Heath dann. "Konnte ich ahnen, dass ich es verlege?", brummte ich. "Für den Fall hat auch jeder normale Teenager sein Handy mindestens auf Vibration geschaltet.", lachte Heath. "Dann bin ich also nicht normal.", brummte ich wieder. "Sieht nicht so aus.", grinste Heath und stupste mich in die Seite. Für einen Moment sah ich ihn noch böse an, aber dann musste auch ich grinsen. "Also wohin fahren wir?", wechselte ich das Thema. Heath sah mich verschwörerisch an, sagte aber nichts. Ich versuchte es noch ein paar Mal, doch er blieb stumm. Interessiert beobachtete ich die Außenwelt und erkannte, dass wir Richtung Süden fuhren. Zwischendurch warf ich Heath immer wieder neugierige Blicke zu. "Ich bezweifle, dass wir nach L.A. oder Las Vegas fahren.", seufzte ich dann. Heath brach in schallendes Gelächter aus, während ich ihn schmollend ansah. Erst als er sich wieder beruhigt hatte, antwortete er mir: "Nein, das würde doch etwas zu lange dauern. Wir sind auch gleich da." Wenig später fuhr Heath auf ein Privatgrundstück und stieg aus. Als er mir die Tür öffnete, sagte er: "Den Rest müssen wir laufen. Und ich muss noch den Schlüssel holen."

Ich stieg aus und folgte Heath schüchtern. Hinter einer Baumwand versteckt entdeckte ich eine kleine Holzhütte. Durch eines der Fenster sah ich eine alte Frau, die gerade Geschirr abwusch. Heath steuerte direkt auf das Haus zu. Als die Frau ihn sah, lächelte sie und winkte ihm zu. Er lächelte zurück und sprang mit zwei Schritten über die Veranda zur Tür. Ich blieb unsicher vor den Stufen stehen. Von Innen hörte ich die Frau Heath begrüßen: "Heath, es ist so schön, dass du mal wieder vorbeischaust. Du hast kaum noch Zeit für deine Granny." "Tut mir leid. Hatte viel um die Ohren. Du kennst ja Mom und Dad. Wo ist Chuck?", entschuldigte sich Heath. Seine Großmutter schien empört über Heaths Eltern: "Ich wollte zwar nie das Klischee bedienen, aber deine Mutter ist unmöglich! Ihr eigenes Kind gibt sie weg. Ihre Prioritäten liegen definitiv falsch. Und dein Vater hat sich vollkommen um den Finger wickeln lassen. Ich als Mutter rede da dann gegen eine Wand, schon seit Anfang an. Dein Großvater wollte es zwar immer schön reden, schließlich hatten wir zwei liebreizende Enkelkinder. Ich hätte euch ja bei mir behalten, doch ich konnte mich ja alleine nicht um Teenager kümmern. Und jetzt bist du ja alt genug. Trotzdem könntet ihr öfter zu Chuck und mir fahren, so weit ist das ja nicht! Achja Chuck, der ist im Wäldchen Holz hacken." Sie machte eine kleine Pause und sprach dann mit gesenkter Stimme weiter: "Wer ist denn eigentlich die junge Dame, die mit dir hergekommen ist? Willst du sie mir nicht vorstellen oder warum bleibt sie draußen?" "Doch klar! Moment.", sagte Heath. Ich hörte Schritte und dann stand Heath schon vor mir. "Was machst du hier? Ich dachte, du bist direkt hinter mir.", fragte Heath, nahm meine Hand und zog mich ins Haus. "Ich wusste nicht, ob es okay wäre, wenn ich einfach reingegangen wär.", flüsterte ich. "Du machst dir Sorgen.", lachte Heath. Wir blieben im Wohnzimmer stehen, wo die Frau schon wartete. Sie war eine kleine, pummelige Gestalt mit einem grauen Dutt, einer runden Nickelbrille und einer Schürze um den Bauch gebunden. Sie wirkte, wie eine perfekte Großmutter, die ihre Enkel mit Essen, Süßigkeiten und anderen Leckereien überhäufte. "Soso, das Mädchen, das sich nicht in mein Haus wagt.", sagte sie mit einer leichten Strenge in der Stimme. "Es sollte nicht beleidigend sein, aber ich wollte nicht einfach reinplatzen, ohne dass ich die Erlaubnis erhalten habe.", verteidigte ich mich. Schock trat in die Augen der Alten: "Um Gottes Willen, nein. Natürlich nicht, Liebes. Ich finde es wunderbar, dass so junge Menschen noch etwas von Höflichkeit verstehen." Sie zog mich in eine feste Umarmung:" Herzlich willkommen mein Kind!" Sie ließ mich erst los, als Heath sich räusperte. Entschuldigend lächelnd trat sie einen Schritt zurück. "Grandma? Das ist Sky, sie ist neu hergezogen und von nun an meine Nachbarin. Sky, das ist meine Grandma.", erklärte Heath. Ich lächelte zögernd.

SoulwalkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt