27. Kapitel

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"Wo liegt er?", fragte ich den keuchenden Nik. "Drei Zimmer weiter.", antwortete dieser. Ich nickte: "Sagt den Zwillingen und Lynn, dass ich dort bin, damit sie sich nicht unnötig Sorgen machen." Damien stand schnaubend auf und ging zum Fenster im Raum. Ich ignorierte ihn und widmete mich der Infusion. Etwas umständlich drehte ich den Beutel zu. "Was machst du da?", unterbrach mich Nik. "Siehst du doch.", antwortete ich und riss mir die Nadel aus dem Arm. "Bist du verrückt geworden?!", schrie Nik. Damien drehte sich alarmiert zu mir. "Scheiße, das kannst du doch nicht tun.", rief auch er dann. "Natürlich kann ich.", sagte ich gelassen und stand auf. Im ersten Moment stand ich noch etwas wackelig auf den Beinen, aber mit jedem Schritt wurde ich sicherer.

"Brauchst du Hilfe?", fragte Nik und wollte mich stützen. Ich lächelte schwach: "Passt schon. Sag bitte einfach den anderen Bescheid." Er nickte und verschwand dann aus der Tür. "Du willst wirklich zu Heath gehen.", stellte Damien nüchtern fest. "Ja, ich bin schließlich Schuld an dem Ganzen.", antwortete ich trocken. "Hätte er dich nicht wütend gemacht, wäre es nicht passiert. Also ist er selbst Schuld.", meinte Damien daraufhin. "Es ändert nichts daran, dass ich mich schuldig fühle.", sagte ich leise und ließ ihn dann stehen.

"Da bist du endlich.", begrüßte mich Heath, als ich zur Tür herein kam. "Wie geht es dir?", fragte ich vorsichtig. Er grinste breit: "Ich fühle mich noch etwas benebelt. Aber hey, ich bin jetzt ein Cyborg." Ich lachte auf: "Man merkt's." "Bei dir alles in Ordnung? Du siehst aus wie eine Undercoveragentin nach einem Auftrag." "Sicher, dass sie dir nicht noch extra Drogen in deinen Cocktail gemischt haben.", lachte ich wieder. Er schüttelte den Kopf: "Naja, vielleicht nur ein kleines bisschen." Ich setzte mich lächelnd auf einen Stuhl, der an seinem Kopfende stand. "Also? Alles in Ordnung? Und warum läuft dir Blut über den Arm?", fragte er nochmal. "Ach das. Das hört gleich auf. Ich hab nur die kleinen Schrammen. Mich hat es also besser getroffen als dich." Hastig wischte ich das Blut von meinem Unterarm und sah dann wieder zu Heath.

"Ich bin ja kein Fachmann, aber sollten deine Wunden nicht versorgt werden?", überlegte er dann. "Mach dir darüber keine Gedanken. Es ist alles in Ordnung.", winkte ich ab. "Ich bin froh, dass dir nichts schlimmeres passiert ist. Das könnte ich mir nicht verzeihen.", flüsterte Heath. "Warum? Ich bin gefahren, nicht du.", sagte ich. "Das ist mir egal.", meinte er und versuchte sich aufzurichten. Sofort stand ich auf und half ihm. "Es ist schwieriger, wenn man nur noch eine Hand hat.", murmelte er erschöpft. Liebevoll strich ich ihm einige Strähnen aus der Stirn. Mit seiner heilen Hand nahm er meine und hielt sie fest. "Ich sollte wieder gehen." "Nein, bitte bleib noch etwas bei mir.", flehte Heath.

"Soll ich wirklich hier sein, wenn deine Freundin gleich in diesen Raum stürmt?", fragte ich skeptisch. "Soll sie doch. Ich möchte, dass du hier bleibst.", meinte Heath entschlossen. "Ich will die Situation nicht schlimmer machen, als sie ohnehin schon ist.", sagte ich, während ich mir müde die Stirn rieb. Heath strich mir sanft über den Handrücken. "Du machst es nicht schlimmer." "Ich kenne mindestens eine Person, die da anderer Meinung ist.", meinte ich niedergeschlagen.

Bevor Heath antworten konnte, wurde die Tür aufgestoßen. Mit einem lauten Knall krachte sie gegen die Wand. "Wenn man vom Teufel spricht.", seufzte ich und zog meine Hand weg. "Baby!", schrie Jen schrill. Sofort hechtete sie an seine Seite und schubste mich dabei weg. "Was hat sie dir angetan?", kam es besorgt von ihr. Obwohl Jen ihn umsorgte und nach seiner Gesundheit fragte, ließ sie ihm keine Zeit zum antworten. Plötzlich drehte sie sich zu mir und sah mich giftig an. "Was willst du noch hier? Hast du ihm nicht schon genug geschadet? Falls du es immer noch nicht begriffen hast, er ist mein Freund.", kreischte Jen fast. "Ich wurde her gebeten.", antwortete ich ruhig.

"Wer hat dich schon hier her gebeten.", zischte sie. Zur Antwort nickte ich zu Heath, der stumm das Geschehen verfolgte. "Du hast die her holen lassen?!", kam es noch schriller von Jen. "Ich wollte wissen wie es ihr geht.", verteidigte sich Heath. "Na offensichtlich lebt sie ja noch. Das reicht doch als Information. Sieh nur, was sie dir angetan hat!", keifte Jen. "Es war nicht nur ihre Schuld.", setzte er neu an, doch Jen unterbrach ihn. "Natürlich ist es ihre Schuld! Sie ist gefahren!" "Der Unfall ist passiert, weil ich sie wütend gemacht habe.", brüllte Heath, um irgendwie von seiner Freundin gehört zu werden. "Ach, ein kleines Aggressionsproblem haben wir also auch noch.", zischte sie in meine Richtung. "Was?", fragte ich ungläubig.

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