42. Kapitel

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"Verschwinde Tracer!", knurrte Damon und schob mich hinter sich. Der Fremde war von schwarzen Schatten umringt, die gelegentlich von kleinen Funken erhellt wurden. Er selbst war in zerschlissener Kleidung gehüllt und seine langen schwarzen Haare lagen wie ein Vorhang vor seinem Gesicht. Ich konnte lediglich die irren gelben Augen sehen. "Dem Meister gefällt deine Arbeit nicht.", säuselte er. "Ach und warum nicht? Ich befolge seinem Befehl!" "Nicht wirklich. Du hättest das Menschlein schon längst verseuchen können, stattdessen ist es umgekehrt.", zischte Tracer gefährlich. "Was labberst du für Mist?", brüllte Damon wütend.

Tracer lachte kalt auf: "Glaubst du wirklich, dass du mich täuschen kannst? Ich wittere deine Lügen hundert Meilen gegen den Wind. Damals habe ich mich zurück gezogen, auf deinen Befehl hin. Inzwischen wurdest du aber degradiert und stehst auf der Abschussliste. Der Meister hat mich damit beauftragt dich aus dem Weg zu räumen und mich dann um das Mädchen zu kümmern." Das perverse Grinsen, das er mir dabei zu warf, ließ mir kalte Schauer den Rücken hinunter laufen. "Das lass ich nicht zu!", drohte Damon, "Rühr sie an und du hast lang genug existiert!"

"Dann lass es uns darauf ankommen.", gluckste der Dämon und rannte auf mich zu. Damon schubste mich bei Seite und blockte den Angriff von Tracer. Beide kämpften in einer Geschwindigkeit, die ich nicht verfolgen konnte. Ich konnte nur ab und zu einige Treffer zählen. Beide schienen ebenbürtig und sie wussten es ebenso wie ich. Mehr als alles andere wollte ich Damon helfen, doch ich wusste nicht wie.

Plötzlich sauste ein Blitz an meinem Kopf vorbei und ich schrie erschreckt auf. Damon schlug Tracer hart ins Gesicht, sodass dieser zu Boden ging. Das nutzte Damon aus und drehte sich besorgt zu mir. "Alles in Ordnung?", rief er mir zu. Ich nickte langsam. In dem Moment nutzte Tracer die Chance und schoss mit beiden Händen einen Blitz auf Damon. "Nein", kreischte ich und rannte auf Damon zu, der wie ein nasser Sack zu Boden fiel. Tracer lachte laut und rappelte sich wieder auf. Er trat gegen den Körper und sah dann mich an, als ich neben Damon auf die Knie fiel. "Schwäche. Das zeichnet euch Menschen aus. Er war mehr Mensch als Dämon. Genauso schwach.", spuckte Tracer aus, "Und jetzt zu dir Schätzchen."

Mit einer Armbewegung schleuderte Tracer mich nach hinten. Ich prallte hart gegen einen Felsen und hörte, wie Knochen von mir brachen. Mein Arm hing nutzlos an mir herunter und mir fiel das Atmen schwer. Jeder Zug schmerzte. Tracer packte mich an den Haaren und zog mich hoch. Ich schrie vor Schmerz auf und griff nach seiner Hand. "Gib mir den Soulwalker!", forderte er. Trotz meiner Schmerzen zwang ich mich ihn anzusehen. Wütend spuckte ich ihm ins Gesicht: "Vergiss es!" Zur Antwort warf Tracer mich wieder zu Damon. Ich landete unsanft auf dem Boden und spürte wie eine der gebrochenen Rippen durch meine Lunge stach. "Lass mich ihn vernichten. Er wird sich innerlich zerstören, wenn er mich hat.", flüsterte die Stimme in mir.

"Her damit!", brüllte Tracer und trat mir in den Bauch. "Wenn du unbedingt willst.", wimmerte ich und streckte meine Hand aus. Tracer kniete sich triumphierend neben mich. Zitternd legte ich meine Hand auf seine Brust und ließ den Soulwalker durch diese in Tracer fahren. Als er vollständig übergewandert war, sank mein Arm zu Boden und mein Blick verschwamm. Lachend richtete Tracer sich auf. Aus beiden Händen ließ er Blitze in den Himmel steigen, der sich daraufhin verdunkelte. Die Schatten um ihn herum wurden dichter und ein unnatürlicher Wind kam auf. "Endlich! Endlich ist er mein! Nun bin ich unbesiegbar.", triumphierte er.

Doch auf einmal änderten sich seine Gesichtszüge. Statt des siegessicheren Grinsens trat Verwirrung hinein. "Was?", stammelte er und griff sich an die Brust, "Was hast du getan?" Taumelnd kam er auf mich zu. "Biest!", keifte er wütend. Kurz bevor er mich erreichte, explodierte er. Schwarzer Rauch stieg auf und es stank nach verbranntem Fleisch. Mittendrin ein kleiner weißer Schatten, der zu mir schwebte. Ich lachte leise auf, wobei ich dadurch husten musste und Blut spuckte. Der Soulwalker drang durch meine Brust wieder zu mir. In dem Moment durchzuckten mich Erinnerungen, die ich irgendwoher kannte.

SoulwalkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt