Nottinghamshire - Castle De Burgh
Einige Tage später
Die Sonne verschwand hinter dem Horizont, tränkte den Himmel in den von Sternen bestickten Schleier der Nacht und kehrte begleitet von Vogelgezwitscher für einen frischen Tag und den nächsten Sonnenlauf zurück.
Die Menschen gingen ihrem Tagewerk nach, bestellten die Felder, schlugen Holz und trieben das Vieh über das Grün der Wiesen. Es dauerte nicht lange, da verbreitete sich die Kunde von der überfallenen Steuerkutsche und den Dieben, die sich mit den Männern des Prinzen angelegt hatten. Die Gerüchte wurden schnell und mit harter Hand niedergedrückt, doch wirklich erfolgreich war dieses Unterfangen nicht. Gemunkel und Geflüster wanderte von Ohr zu Ohr, das sich wie ein Blatt mit dem Wind verbreitete.
Dreimal begrüßte das Morgenlicht den Sherwood Forest und die umliegenden Ländereien mit den Strahlen von goldenem Licht. Am Morgen des vierten Tages läuteten die Glocken wie zur Begrüßung und ließen erahnen, dass dieser Tag nicht wie die anderen zuvor werden sollte.
In den grauen und schmutzigen Straßen Nottinghams drückte sich heute weit mehr Gesinde als sonst herum. Händler hatten ihre Waren bereits in der Dämmerung auf der Auslage ausgebreitet und die Stimmung schien auf einen milden Wind erwartungsvollen Aufschwungs emporzusteigen. Auf dem Marktplatz brachte der Wirt bereits am Vormittag ein paar Bänke und Tische hinaus auf die Straße und kleine Girlanden mit bunten Wimpeln flatterten in einer lauen Brise.
An Tagen wie diesen vermochte selbst das gequälte Volk ein klein wenig seine Sorgen vergessen. Mancher glückliche Bauer hatte auf dem Markt vor der Festung einen guten Lohn für seine Waren bekommen, Schausteller brachten die Menschen auf Straße und Burghof zum Lachen oder Staunen. Sogar das eine um andere Spanferkel brutzelte über Feuern und wurde vom Burgherrn an diesem Freudentag kostenlos mit Bier und Met an das Volk verteilt, um die Stimmung zu schüren: denn heute und NUR heute, war das Wiegenfest seiner einzigen Tochter!
Nottingham und die Festung brummten wie ein Bienenstock. Zahlreiche Besucher umliegender Dörfer und Gehöfte schwemmten in die Straßen, denn zum Fest des Tages hatte sich die junge Lady nicht mit dem hohen Adel hinter die Mauern zurückgezogen. Anders als viele Namen der edlen Herrschaften, welche zu diesen Zeiten nichts als Gram und Hass verbreiteten, war die Maid bekannt für ihr Herz für das gemeine Volk und heute brachte ihr Jahrestag sogar noch eine größere Freude: Ein kleines Turnier im Vorhof der Burg. Wettkämpfe, an denen selbst das einfache Volk teilnehmen durfte und Gewinne erringen konnte.
Was in manchen adligen Kreisen Aufruhr verursachte, verschaffte den einfachen Menschen am heutigen Tag eine Gelegenheit, die sonst nur den Edlen vorbehalten war. Entsprechend groß war der Ansturm dieses Festes. Schon bald waren die Schauplätze der Wettstreite umringt von Schaulustigen und die Listen der Schreiber so lang, dass mehrere Runden angesetzt werden mussten.
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Die Königin von Pfeil & Bogen
Historical Fiction[WATTYS 2023-WINNER/Fesselndste Welt] ** Marian, stehlende Adelstochter mit großem Herzen trifft auf Robin Hood, verwegener Dieb mit gewaltigem Ego. Werden sie alten Schmerz, Vorurteile und schließlich den grausamen Sheriff von Nottingham überwinden...