Kapitel 50 - Der Vogel in Ketten

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Ein lautes Pochen an der Kammertür fuhr durch den schweren Vorhang der Stille und zerschnitt ihn wie eine scharfe Klinge

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Ein lautes Pochen an der Kammertür fuhr durch den schweren Vorhang der Stille und zerschnitt ihn wie eine scharfe Klinge. Hinter der Tür hörte man zunächst das metallische Klirren der Schlüssel, anschließend das Klicken des Schlosses. Schnell erkannte Marian die breiten Schultern von Guy in der Tür und nicht nur die Nacht warf Schatten auf seine Züge.

„Earl De Burgh", begrüßte er höflich, den Arm vor der Brust und den Oberkörper zu einer Verbeugung angedeutet, in der stets höflichen Manier wohlerzogenem Anstandes.

„Sir von Gisborne", erwiderte ihr Vater in derselben Art und nickte dem jungen Mann zu. Es stand eine ungewohnte Distanz zwischen ihnen. Anspannung, welche nicht zu übersehen oder verleugnen war und die auch Marian sofort ein wenig nervöser machte.

„Ich werde später oder morgen früh noch einmal nach dir sehen. Hab' Mut, mein Kind." Der Earl küsste die Stirn seiner Tochter, dann verließ der Vater die Kammer. Sein Gewissen um ein paar Geheimnisse erleichtert, doch mit einer sorgenvollen Last im Herzen.

Die Ketten klirrten, als Marian sich erhob und zu ihrem Platz am Fenster zurückkehrte. Obwohl das Kissen des Stuhls sie weich betten sollte, hätte sie sich ebenso auf ein Nadelkissen setzen können, so unruhig war sie in der Anwesenheit von Guy. Ein paar Sekunden der quälenden Stille zerflossen wie schmelzender Schnee, dann sprach Guy aus, was ihm ununterbrochen auf der Seele brannte:

„Was hast du nur getan, Marian?"

Die Jungfer wandte ihm den Blick zu und selbst jetzt saß sie so aufrecht und voller Stolz dort, dass Guy sich nur fragen konnte, ob dies eine Maske oder die Realität war. Er kannte sie zu lang, um nicht zu wissen, dass Marian oft stärker erschien, als sie es tatsächlich war.

„Ich habe getan, was richtig war."

„Richtig?"

Guy schritt in den Raum, der unverhältnismäßig karg eingerichtet war. Seine Stiefel hinterließen ein dumpfes Scharren auf dem Boden aus blankem Holz und die Dielen ächzten an mehreren Stellen. Das Bett war einer Dame ihres Standes kaum würdig. Keine Daunen füllten die Kissen, sondern hartes Stroh, welches durch das Leinen stach. Die Wände waren ungeschmückt und dort gab es nichts als blanken Stein. Es fehlten die Vorhänge, welche Wind oder nächtliche Kälte außerhalb der Fenster hielten und kein Kamin wärmte diese Kammer der Buße.

„Du hast gesetzlosen Banditen zur Flucht verholfen, Marian. Du hast den Sheriff von Nottingham, meinen Vater, mit einer Waffe bedroht und deinen Vater und mich verraten", Guy konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zu zittern begann. Er ballte die Hände so fest, dass ihm die Finger schmerzten, als er eine Armlänge entfernt von ihr stehen blieb. „Und warum? Wegen Hood?", er spuckte den Namen förmlich aus. Robin Hood stand für alles, was er verabscheute.


Ein verantwortungsloser Nichtsnutz, dem immer alles geschenkt wurde. Der in den Krieg zog, weil ihm sein Vater zu streng und die Pflicht zu lästig war. Robin Hood war ein Verräter und ein ehrloser Bastard.

Die Königin von Pfeil & BogenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt