Kapitel 19 - Das Fieber

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Robins Gesicht war aschfahl

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Robins Gesicht war aschfahl. Kalter Schweiß bildete kleine Tropfen überall auf seiner Haut und ließ jene nass glänzen. Das kastanienbraune Haar klebte ihm in der Stirn und war vollkommen durcheinander. Der Blick aus den glasigen Augen des frechen Diebes hatte nichts Dreistes und Schalkhaftes. Robin sah schrecklich aus.

Marians Ärger und Misstrauen fiel mit einem Schlag von ihr ab und wichen blanker Sorge.

„Ma... rian?", ächzte der Dieb und seine Stimme schien so schwach, als wollte sie selbst an diesem kleinen Wort, an ihrem Namen zerbrechen. Robins Augenlider waren nur halb geöffnet und er schien noch immer nicht recht realisiert zu haben, dass sie tatsächlich hier war. „Ich... habe von... Dir geträumt..." Mit sichtlicher Mühe, als ob allein die Bewegung ihn viel Kraft kostete, streckte er die Hand aus und berührte ihre Wange. Ein schwaches Lächeln erschien für einen flüchtigen Moment auf seinen Lippen. Dann sank seine Hand wie kraftlos auf sein Nachtlager.

Diese Geste und seine Worte trafen sie so unvorbereitet, dass Marias kurz innehielt. Sie schüttelte den Kopf und musste neu ansetzen. „Du redest wirr." Marian hatte vier Jahre im Kloster verbracht - genug Zeit, um zu beten und Demut zu lernen - aber auch, um von den Schwestern beigebracht zu bekommen, wie man Wunden säuberte, Fieber senkte und Kinder auf die Welt brachte. Sie saß oft neben den Betten Kranker und hielt ihnen die Hand, während ein Leiden sie langsam in das Reich Gottes holte, wie die Mutter Oberin es immer tröstend ausdrückte. „Der Glaube und die Zeit heilen jede Wunde, Marian" hatten die Schwestern zu ihr gesagt „aber manchmal bedarf es die Hilfe von wohlwollender Menschen und Medizin." Marian erkannte, wenn eine Situation ernst war.

„Robin, schau mich an. Was ist geschehen?", fragte sie langsam und mit ernstem Ton, der die Unruhe ehrlicher Besorgnis nicht verbergen konnte. Sie griff bestimmt nach seinem Gesicht, damit er sie direkt ansah. Seine Haut war heiß.


„Ich... fühle mich... schwach ... Schmerzen. Kann kaum... denken..." Robin kämpfte gegen den Fieberschlaf an, der offensichtlich an ihm zerrte. Er versuchte erneut alle Kraft aufzubringen, um seine Hand zu heben.

„Schmerzen? Wo? Wo hast du Schmerzen?", fragte Marian eindringlich.

Robin stöhnte, während er versuchte sich aufzurichten und griff dabei mit seinem gebräunten Arm nach der Decke, unter der er kauerte. Erst jetzt fiel Marian auf, dass er in der Ferne den ach so feinen wie bleichen englischen Teint zurückgelassen hatte. In dem dunklen Bartschatten seines Kinns zeichnete sich eine hellere Narbe ab.

„Mein Bein", ächte Robin nun und Marians Blick glitt tiefer, obwohl die Decke alles verhüllte, was sich ihr hätte offenbaren können. „Der Wachmann... im Kerker. Hat mich erwischt... kleiner Schnitt... aber..." Robin verlor die Kraft und konnte einfach nicht mehr weitersprechen. Er schluckte schwer, sank erschöpft auf sein Kissen zurück und Marian wandte den Kopf auf der Suche nach Wasser oder etwas zu trinken, das sie ihm geben konnte. Aber da war nichts. Kein Wasserfass, kein Schlauch aus Leder. Jetzt ging Marian ein Licht auf, warum Robin notgedrungen den Wein getrunken hatte. Ihr wurde schlagartig klar, dass sie ihm zu Unrecht verurteilt hatte und spürte einen Anflug Schuld. Doch dafür hatte sie jetzt keine Zeit.

Die Königin von Pfeil & BogenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt