6. Kapitel: Der Hogwartsexpress

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Auf dem Gleis9 ¾ tummelten sich Hexen und Zauberer in bunten Gewändern, dunklen Roben und Muggelkleidung nebeneinander. Eltern trugen die Koffer, Kessel und Eulenkäfige ihrer Sprösslinge zum Zug. Schüler begrüßten ihre Freunde überschwänglich. Tom stand unbeeindruckt zwischen all dem. Er ging geradlinig zum ersten Wagen, dort wo er das Abteil der Vertrauensschüler vermutete.  Die Lock dampfte abfahrbereit. 

Vor der anvisierten Zugtür tummelte sich eine Gruppe Erstklässler aufgeregt. Sie versperrten den Eingang. Toms Miene versteinerte sich, um die innere Genervtheit nicht nach außen scheinen zu lassen. 

Mit bemüht freundlicher Stimme begrüßte er die Schüler: "Hallo, kann ich euch helfen?" 

Ein Junge, der in seiner schwarzen Robe zu verschwinden drohte, quiekte: "Wir wissen nicht, ob wir schon in den Zug einsteigen dürfen. Dürfen wir?" 

Und ein Mädchen, noch kleiner als der Junge ergänzte: "Und wo können wir unser Gepäck abgeben?" 

Tom hoffte inständig, dass diese kleinen verlorenen Chaoten nicht Slytherin zugeteilt wurden, sodass er sich nicht häufiger mit diesen unselbstständigen Kindern abgeben musste. Geduldig antwortete er: "Ihr könnt eurer Gepäck einfach mit ins Abteil nehmen. Über den Sitzen findet ihr Vorrichtungen, um Koffer abzulegen." 

Er blickte sich nach älteren Schülern um, und winkte zwei Mädchen aus Hufflepuff zu sich und den Erstklässlern: "He, McMillan und Abbot, wärt ihr so nett und würdet den Erstklässlern hier helfen, ein Abteil zu suchen?" 

Lucy McMillan, ein vierzehnjähriges Mädchen mit braunen, Kinnlangen Haaren, kam Toms Ruf sofort nach. Sie kicherte schüchtern: "Hallo Tom, hattest du schöne Sommerferien?" Ihr folgte Rita Abbot, die Tom verhalten zuwinkte und die Erstklässler begrüßte, indem sie den Arm aus einem ausgebeulten Pulloverärmel baumeln ließ und jedem aus der nervösen Menge herzlich die Hand schüttelte. Tom drückte sich schnell an der Gruppe vorbei und hiefte sein eigenes Gepäck in den Zug und bahnte sich seinen Weg zum Abteil der Vertrauensschüler. 

Das Abteil der Vertrauensschüler war das erste im Zug

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Das Abteil der Vertrauensschüler war das erste im Zug. Dadurch, dass kein Gang außerhalb des Abteils weiter durch den Zug führen musste, war es besonders geräumig und bot den Vertrauensschülern, die nicht mit anderen Freunden zusammensitzen wollten genug Platz. Tom war nicht der erste im Abteil. Lucas Lockhard, ein blonder Sechstklässler aus Ravenclaw, hatte es sich bereits auf einem Sitz am Fenster gemütlich gemacht und blätterte im Tagespropheten. Als Tom die Tür des Abteils aufschob hob Lucas den Kopf und begrüßte Tom mit zurückhaltender Freude: "Ach, Riddle, du bist jetzt auch Vertrauensschüler?" 

Tom  antwortete nüchtern: "Sieht so aus."  

"Glückwunsch." 

"Danke."

Lucas widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Zeitung und Tom verstaute seinen Koffer über einem der Sitze. Dann setzte er sich auf einen Platz in der Ecke, weiter entfernt von Lucas, und strich seine Roben prüfend glatt. Nach und nach füllte sich das Abteil mit weiteren Vertrauensschülern. Walburga Black ließ sich auf den Platz neben Tom fallen: "Schön, einen weiteren Slytherin hier im Abteil anzutreffen." Sie und Tom waren im gleichen Jahr nach Hogwarts gekommen. Für Walburga war es also auch das erste Jahr als Vertrauensschülerin. Eigentlich war Tom nicht wirklich an einem Gespräch mit Walburga interessiert, allerdings hatte ihre Familie großen Einfluss in der Zaubererwelt und demnach war Tom immer versucht sich mit der Hexe gutzustellen.

"Wie waren deine Ferien, Walburga?", fragte er deshalb bemüht interessiert.

"Ach, waren in Ordnung.", das Mädchen fuhr sich möglichst beiläufig durch die glatten, tief schwarzen Haare: "Wir waren in der Sommerresidenz meines Großvaters in Dover. Schlechtes Wetter aber sonst ok."

"Dover?"

"Ja, du musst uns mal begleiten, Tom! Dann wärs sicher deutlich lustiger.", Walburga zwinkerte.

"Klar, gern."

Dann begann die junge Hexe von dem alten Gutshof in Dover zu schwärmen und Tom tat so, als würde er begeistert zuhören. Der Zug setzte sich endlich in Bewegung und machte sich auf den Weg nach Schottland. 

Die Abteiltür glitt auf. Eine kleine, zierliche Hexe mit blonden Locken betrat das Abteil. Zwischen ihrem Gepäck sah sie etwas verloren aus. In der einen Hand zog sie einen anscheinend sehr schweren Koffer hinter sich her, in der anderen Hand hielt sie einen großen silbernen Käfig, in dem sich ein Rabe aufplusterte. Lucas Lockhart stand beim Anblick des Mädchens sofort von seinem Platz auf und begrüßte sie beigeistert: "Ava Starling, was ist das denn für eine coole  Überraschung, dass du uns Ravenclaws ebenfalls als Vertrauensschülerin vertrittst! Warte, ich nehme dir den Koffer ab." Lucas griff nach dem Koffer und manövrierte ihn mit einer schnellen Bewegung des Zauberstabs auf die Kofferablage. "Danke! Du bist ein Schatz, Lucas!", das Mädchen strahlte und umarmte Lockhart herzlich. Der Junge wirkte sichtlich geschmeichelt. Er setzte sich wieder hin und bot ihr den Platz gegenüber von ihm an. Bevor sich Ava allerdings hinsetzte lächelte sie in die Runde und hob die Hand zu einem Winken: "Freut mich, euch alle wiederzusehen! Ich hoffe ihr hattet schöne Ferien, Leute!" Ein Mädchen aus Gryffindor, Mathilda Prewett, erwiderte das Winken: "Ich würd sagen, diese Generation Vertrauensschüler hat auf jeden Fall Potenzial!" Ava lachte zustimmend, während Walburga mit den Augen rollte. 

Tom musterte fasziniert, wie die blonden Locken beim glasklaren Lachen der Ravenclawvertrauensschülerin auf und ab wippten, als würden sie im Wind tanzen. 

Der Ellbogen von Walburga traf ihn in der Seite. Er schreckte auf: "Hm?" 

"Ach, auch egal.", das dunkelhaarige Mädchen schien beleidigt. Tom zuckte mit den Schultern und entschied sich dann dazu sein Notizbuch herauszuholen und seine Pläne für die nächsten Tage auf den sich selbst leerenden Seiten zu vermerken. 

Seit Stevens das Notizbuch die Toilette heruntergespühlt hatte, war das Papier etwas gewellter und die Buchstaben brauchten einen Moment länger, um von den weißen Seiten aufgesaugt zu werden. 



Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt