Mrs Hawthorn überließ dem charmanten Tom Riddle tatsächlich ihr Büro in den nächsten Tagen und Wochen regelmäßig. Immer wenn sie selbst nicht am Schreibtisch arbeiten musste, oder außer Haus war, durfte es sich der Junge an dem schweren Mahagonischreibtisch gemütlich machen. Tom genoss diese Sonderstellung, insbesondere weil er wusste, dass dies ein Privileg war, das keinem der anderen Heimkinder zuteilwerden würde. Er war etwas Besonderes. Etwas Besseres als die Muggel um ihn herum. Die meiste Zeit nutzte er weiterhin für seinen Plan, die Zauberschule langfristig von unwürdigen muggelstämmigen Magiern zu befreien. Immer, wenn er aber das Gefühl hatte, genug Zeit auf seinen wichtigen, eigentlichen Plan verwendet zu haben, gönnte er sich einen Moment, indem er sich der Bestrafung von Michael Stevens widmen konnte. Er wollte dem dümmlichen Teenager nicht zu viel seiner kostbaren Aufmerksamkeit schenken, dennoch war es wichtig, dass jeder, der sich mit Tom Riddle anlegte dafür büßen musste.
Daher beschloss er, immer mal wieder in den Akten der Heimleiterin nach Informationen über Michael Stevens zu suchen. Die Akte des Waisen platze aus allen Nähten. Stevens war kein unbeschriebenes Blatt. Tatsächlich fand Tom sogar einen Haftbeschluss vom Februar dieses Jahres. Stevens hatte einen Mann im Park beraubt und zusammengeschlagen. Laut der Akte bestand das Diebesgut aus gerade einmal vier Pfund und einer Taschenuhr. Armselig dafür in den Jugendknast zu gehen, dachte Tom.
Spannender wurde es dann aber für Tom in der Krankenakte von Stevens. Den breit gebauten, trägen Michael Stevens plagten wohl laut psychatrischem Gutachtens einige Ängste. Neben der Klaustrophobie, besser bekannt unter Platzangst und der Trypophobie, als Angst vor Löchern, plagte den Waisenjungen wohl auch die Arachnophobie, also Angst vor Spinnen.
Nach den neu gewonnenen Informationen machte sich der blasse Junge einen spaß daraus, Stevens mit seinen Ängsten tagtäglich zu konfrontieren und zu zermürben. Beim Frühstück setzte sich Tom beispielsweise extra in die nähe des Siebzehnjährigen und begann mit seinem Schmiermesser Löcher in die Toastscheibe zu drücken. Jedes Mal, wenn die Brotscheibe durchstochen war, quietsche die Metallspitze des Messers leise aber sehr unangenehm auf dem schäbigen Teller. Tom beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sich die Fäuste von Stevens anspannten. Seine Strategie zeigte Wirkung. An Nachmittagen, an denen alle außer Tom das Waisenhaus verlassen hatten, begann er mit einem Streichholz kleine Löcher in die Kleidung von Stevens zu brennen.
An einem anderen Tag versuchte er sich sogar künstlerisch und tauschte unbemerkt ein altes, kleines schwarzweiß-Foto im Speisesaal mit einer selbst erstellten Zeichnung aus. Die Zeichnung war nicht von besonderer Qualität. Tom hatte mit seiner Tintenfeder Löcher in ein altes Stück Papier gestochen. Aber der Effekt reichte sicher aus, sollte Stevens dieses Kunstwerk entdecken.
Fand Tom Spinnen, sammelte er sie ein und brachte sie in Stevens Schlafsaal, legte sie in die Kommode des Jungen oder unter die Bettdecke. Alle seine Geschenke führten dazu, dass Stevens innerhalb weniger Tage nervös und gestresst wirkte, tiefe Schatten unter den Augen hatte und noch grimmiger als zuvor schon durch die Gegend starrte.
Tom amüsierte sich daran, war aber noch lange nicht zufrieden. Er fragte sich, wie er die Platzangst des Schlägers erwecken könnte, ohne einen Zauberstab zu verwenden, um Räume zum schrumpfen zu bringen.
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Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)
FantasyTom Riddles Schulzeit (5. Schuljahr, Kanon) II Auf der Suche nach seiner Herkunft ahnt er noch nicht, dass eine todbringende Riesenschlange in der Schule als sein Erbe auf ihn wartet. Doch Ava Starling, eine Ravenclawschülerin, weckt fast so etwas w...