41. Kapitel: Schweigen

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Die Gespräche beim Abendbrot der Blacks waren weniger ausladend als das Fünf-Gänge-Menü. Während Irma Black bemüht war, ihre Tochter in eine Unterhaltung zu verwickeln, ignorierte die Fünfzehnjährige jeden Versuch der Mutter gekonnt, indem sie stumm und stur mit einem Messer über den Teller schabte. Das Silber hinterließ graue Kratzer auf dem feinen Porcelan. Mrs Black wiederum ignorierte voller Hingabe ihren Mann, der von seinem Arbeitstag berichtete. Während er von irgendwelchen verurteilten Straftätern erzählte und über den Zaubergamot schimpfte, sortierte Irma die Bohnen auf ihrem Teller nach Farbe. Das alles führte dazu, dass Pollux Black irgendwann seine eigene Geschichte unterbrach und sauer die Faust auf den Tisch sausen ließ: "Walburga, reiß dich zusammen und verhalte dich nicht wie ein bockiges Kind!" 

Das Mädchen zuckte bei den Worten des Vaters zusammen, doch statt klein bei zu geben, nahm sie all ihren Groll zusammen und fauchte: "Wie ein Kind verhalten passt doch! Wenn du mich mit einem Kind verheiraten möchtest..." 

Ein Fluch donnerte über den Tisch und erwischte Walburga. Ohne, dass Pollux gesprochen hatte, erkannte Tom die Wirkung von Langlock, ein Zauber der die Zunge auf eine sehr unangenehme Weise am Gaumen festklebte. Walburga verschränkte die Arme. Sie war nicht sonderlich gut in wortloser Magie, hätte sich aber sicherlich auch nicht getraut, gegen den Vater Magie anzuwenden. 

Cygnus und Alphard kicherten schadenfroh. Mrs. Black warf ihren Söhnen einen ermahnenden Blick zu: "Kreacher, bring die Jungs bitte auf ihr Zimmer."

"Kreacher bringt den jungen Herren Alphard und den jungen Herrn Cygnus nach oben in ihre Gemächer, Herrin. Wie die Herrin befielt. Kreacher erfüllt gerne alle Wünsche der Herrin", der Elf verneigte sich, bevor er die beiden Kinder an den Ohren durch den Raum zog. Alphard und Cygnus protestierten lauthals aber sie hatten gegen den festen Griff des Elfen keine Chance.

"So", Mrs Black strich sich eine dunkle Strähne aus dem Gesicht. "Das tut mir wirklich sehr leid, Tom, aber unsere Kinder haben wohl momentan eine schwierige Phase. Normale Gespräche bei Tisch scheinen nicht möglich." Von weit entfernt hörte man die protestierenden, kleinen Jungen, die von Kreacher die Treppe hochgezerrt wurden. Sofern Mr. und Mrs. Black jedes Wort der Kindern gewillt waren im Keim zu ersticken, würde sicherlich auch kein anständiges Gespräch zustande kommen, dachte Tom.

Walburga saß immer noch mit verschränkten Armen da, schweigend aber böse blinzelnd da. Ihre Schultern hatte sie hochgezogen und den Rücken gewölbt. "Setzt dich gefälligst richtig hin!", befahl Pollux seiner Tochter. Tom registrierte, wie gnadenlos der Mann gegenüber seinen Kinder war und das faszinierte den Fünfzehnjährigen ungemein, denn Walburga - die sonst immer das letzte Wort haben musste - befolgte den Befehl, wenn auch das wütende Funkeln in den Augen nicht ganz erlosch. 

Jeder andere Gast hätte sich sicherlich sehr unwohl gefühlt, dieser Situation beizuwohnen, aber Tom war höchst interessiert und genoss die auflodernden Diskrepanzen. 

Pollux Blacks Stimme war laut, deutlich und eiskalt, als er seine Tochter weiter zurechtwies. Inzwischen hatte er wohl selbst keine Freude mehr an den Schilderungen des Arbeitstags: "Ich dulde an den Feiertagen keine Diskussionen oder Trotzreaktionen! Du bist hier, um dein Erbe zu erfüllen. Das reine Blut zu bewahren ist wichtiger denn je! Einige Zauberer riskieren ihr Leben für diese Aufgabe und du... Verhältst dich wie ein verzogenes Gör!" Tom fragte sich, von welchen Zauberern Mr Black sprach. Doch Irma Black ließ nicht zu, dass ihr Mann weitersprechen konnte. Anscheinend gefiel ihr das Thema nicht sonderlich. Die Hexe stand von ihrem Platz auf und leerte die reicht gedeckte Tafel mit einem Schwenk des Zauberstabs: "Nachtisch, Liebling?"

An jedem Platz erschien ein kleines, orangenes Küchlein. Pollux Black schüttelte den Kopf, schnaufte, stand auf und verließ mit polternden Schritten den Raum.

Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt