47. Kapitel: Der Erbe und die Schlange

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Die blonde Sucherin ging dem Sechzehnjährigen seit der Wahrsagestunde noch bewusster aus dem Weg, als die Tage zuvor. Was Tom inzwischen verstand, Ava hatte seine Reaktion in der Nacht fehlinterpretiert, weil sie anscheinend die fremde Stimme nicht hören konnte. Trotzdem wusste Tom noch nicht so recht, wie er wieder zu ihr durchdringen konnte. Vielleicht konnte man das unglückliche Missverständnis nun schnellstmöglich beseitigen. Ob sie den Gestank von Morfins Hütte an ihm wahrnehmen konnte?

In der Nacht in der Bibliothek hatte die geheimnisvolle, körperlose Stimme nach ihm gefordert. Hatte ihn von dem Mädchen weg gelockt. Er erinnerte sich wieder an jedes einzelne Wort:

"Ich warte bis endlich Blut fließen wird - Ich habe Hunger - Gib mir endlich Fleisch - Sonst begebe ich mich alleine auf die Jagt - ich kann nicht mehr warten -  Verräter - Lass die Schande aus ihnen bluten -  Erlaube es mir endlich - Hilf mir, Junge"

Er war bis in die Kerker gefolgt, hatte aber niemanden im Korridor gefunden.

***

Die Tage im Januar zogen sich hin und es dauerte fast zwei Wochen, bis das giftige Zischen der körperlosen Gestalt erneut an Toms Ohren heranreichte. An einem Donnerstag Abend war er auf einem kurzen Umweg vom Astronomieturm zurück in den Gemeinschaftsraum der Slytherins, um in Ruhe eine Zigarette zu rauchen. Während seine Finger bereits die Schachtel unter dem Umhang ungeduldig umspielten, betrat er einen unbewachten Korridor im ersten Stock. Tom lehnte sich an die Steinmauer. Neben ihm stand eine eiserne Rüstung, die zu husten begann, als er die Zigarette mit dem Zauberstab entzündete. Das Blech des Brustpanzers klapperte laut und Tom entschied besser weiterzugehen, bevor Peeves von dem Lärm angezogen wurde. Doch es war bereits zu spät und der Poltergeist kam kichernd durch die Wand geschwebt. Im Schlepptau hatte er eine aus mehreren gebogenen Brillen gebastelte Triangel, die er gegen die Rüstung schlug.

"Schüler aus den Betten!", schrie er zufrieden und gluckste. Dann nahm der Poltergeist Anlauf, umflog die klappernde Rüstung  und gab ihr einen Tritt, sodass das laute Scheppern durch das ganze Stockwerk hallte.

Peeves tauchte ab in die nun am Boden liegende Rüstung und war ganz begeistert von dem schimmernden Metall, sodass der Geist für einen kurzen Moment den Vertrauensschüler aus dem Blick ließ. Dieser nutzte seine Chance und verschwand hinter der nächstliegenden Tür.

Einen Moment später fand Tom sich in der Mädchentoilette wieder, die er das erste und letzte mal an Halloween besucht hatte. Hier war sicherlich niemand mehr, der ihn stören konnte. Schnell prüfte er, ob wirklich alle Kabinen leer waren, dann ließ sich der dunkelhaarige Junge erschöpft die Wand entlang auf den Boden gleiten. Als die erste Zigarette verglommen war, zog er eine weitere aus der Schachtel. 

Es tat gut allein zu sein.

Keine nervigen Mädchen, die kicherten, ihm Briefe zuschoben oder plump versuchten zu flirten. Es war so anstrengend die höfliche Fassade aufrecht zu erhalten, hätte er sie allesamt gerne in Kakerlaken verwandelt und niedergetreten.

Doch Tom blieb die Ruhe nur kurz vergönnt. Als die zweite Zigarette bereits halb abgebrannt war und der kalte Rauch sich um ihn gelegt hatte, kroch ein tiefes, donnerndes Fauchen an sein Ohr. 

"Da bist du ja endlich" die Stimme war neben, nein unter ihm. "Ich habe so lange gewartet" Umkreiste ihn. "folge mir!" Hinterm Waschbecken! Tom stand auf, schnipste die Zigarette auf den Boden und eilte um die mit Waschbecken bestückte Säule herum. Doch da stand niemand.

"Zwischen" Erklang es einen Meter von ihm. Aber da war nur die Säule und... Er stürzte sich nach vorn, presste die Hände auf das Waschbecken, dessen Wasserhahn, der wie eine kleine Schlange aussah, nicht funktionierte. Tom erinnerte sich daran, wie er an Halloween aufgrund der magischen Pilze gedacht hatte, das Waschbecken würde im Boden versinken und einen Geheimgang freigeben.

Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt