8. Kapitel: Meinungsverschiedenheiten

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Tom war nach dem Vorfall mit Crouch sehr nachdenklich. Auf dem Rückweg zum Vertrauensschülerabteil schwieg er. Es störte ihn, dass er sich in eine solche Auseinandersetzung hineinziehen lassen hatte. Und das alles, ohne einen größeren Plan zu verfolgen. Das sah Tom, der jeden seiner Schritte bewusst setzte, gar nicht ähnlich. Der Siebtklässler war, wie viele der Slytherins, Mitglied einer einflussreichen Zaubererfamilie. Wer es wagte, den bulligen Jungen herauszuforden, beschwor Ärger herauf. 

Ava humpelte neben ihm her und versuchte mit dem großen Jungen schritt zu halten. Nach einem Moment der Stille beschloss sie das Schweigen nicht zu akzeptieren: "He, Tom!"

"Hm?", murmelte Tom mit Gedanken bei der Auseinandersetzung mit Crouch.

"Warte mal!", forderte die Hexe.

Tom ignorierte sie und ging weiter. Ava griff nach Toms Arm: "Bist du sauer?" Sie hatte ins schwarze getroffen. Er war sauer auf sich selbst, dass er sich zu so einer Szene hinreißen hatte lassen. Er war aber auch Sauer auf Ava, die letztendlich Auslöser gewesen war. Sie hatte den siebzehnjährigen Slytherin provoziert. War kindisch. Unbedacht. 

"Die Auseinandersetzung mit Carter Crouch war unnötig und dumm.", bemerkte er von oben herab.

Ava humpelte energisch weiter, weil Tom sein Schritttempo immer noch nicht angepasst hatte: "Ach ja? Jemand der sich das Recht herausnimmt andere aufgrund von Herkunft oder Stammbaum zu beurteilen so respektlos zu behandeln ist unnötig und dumm."

"Das einzige was du bewirkt hast ist, dass Carter sich jetzt herausgefordert fühlt. Ihn zu provozieren war einfach strategisch nicht klug.", Tom drehte sich belehrend zu Ava um.

Die Blondine zuckte mit den Schultern: "Es ist strategisch unklug solche Menschen wie Crouch ständig in ihrem Handeln gewähren zu lassen." Und nach einem kurzen Moment schweigen ergänzte sie mit Nachdruck: "Ich hab jedenfalls keine Angst vor dem Idioten."

Tom empfand Avas Argumentation als naiv. Es mit einem Siebtklässler aufzunehmen, der auch über die Mauern der Schule hinaus Einfluss hatte, bedeutete sich selbst Steine in den Weg zu legen. Dennoch respektierte er ihren Mut. Zumindest trat sie für ihre Überzeugungen ein und ließ sich nicht einschüchtern. "Dann solltest du dir wohl in den nächsten Tagen neue Flüche aneignen und deine Angst vor Schlangen ablegen... Schließlich scheint Crouch jetzt deine Schwachstelle zu kennen...", murmelte er bemüht gleichgültig.

Mit dieser Antwort war die Hexe wohl zufrieden. Denn sie redete mindestens eine Minute nicht mehr und versuchte auf einem Bein weiter zu hüpfen.

"Tom?"

Tom hielt inne und schaute das Mädchen erwartungsvoll an: "Ja?"

"Mein Knöchel tut wirklich weh, können wir kurz innehalten?", Ava deutete mit der Spitze ihres Zauberstabs auf ihren rechten Fuß und humpelte noch einen Schritt weiter, um das Problem plakativ zu verdeutlichen: "Nur kurz. Ich kann nur nicht wirklich gut im Gehen den Heilszauber anwenden." 

Tom hatte eigentlich keine Lust sich mit ihrem Problem auseinanderzusetzen. Ihm ging selbst zu viel durch den Kopf. Ein bissiger Gedanke blitzte durch seinen Kopf: Hatte sie es nicht irgendwie auch verdient. Dafür dass Ava ihn in diese unnötige Auseinandersetzung mit Carter Crouch hineingezogen hatte konnte sie doch auch ein paar Meter humpeln. Dennoch hielt er inne: "Zeig mal."

Ava stand leicht wankend auf dem linken Bein, während sie den rechten Fuß in Toms Richtung streckte. Sie trug Ballerinaschläppchen, wie er sie diesen Sommer bei ein paar Muggelmädchen gesehen hatte. Der freiliegende Knöchel schwoll tatsächlich just in diesem Moment etwas an. Tom tastete die Stelle ab und Ava keuchte auf: "Bei Merlin!"

Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt