37. Kapitel: Der letzte Schultag vor den Ferien

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An dem letzten Schultag vor den Weihnachtsferien, öffnete Tom Riddle langsam die Augen. Die Morgensonne war gerade erst aufgegangen und tauchte den Schlafsaal der Slytherin-Schüler in ein gedämpftes, goldenes Licht. Es war kühl, und der Duft von Tannennadeln lag in der Luft, als hätte das Schloss Hogwarts den Winter nun vollumfänglich begrüßt.

Tom lag auf seinem Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, während seine Gedanken durch den Raum kreisten. Sein Blick wanderte über die anderen Betten. Direkt gegenüber von ihm schlief Charles. Der kräftige und forsche Slytherin-Schüler ließ sein Bett unter lautem Schnarchen beben. 

Rechts von Tom lag Oliver Gamp in seinem eigenen Himmelbett, dessen Vorhänge nur halb zugezogen waren. Eine Quidditchzeitschrift ruhte auf seiner Brust, während er sich im Schlaf leicht auf die Seite gerollt hatte. Toms Blick verweilte kurz auf dem Cover des Magazins, dass die Appleby Arrows mit Siegespose jubeln zeigte. Er konnte nicht anders als leise zu schmunzeln, denn er erkannte, dass Oliver selbst im Schlaf nicht von seiner Begeisterung für den Sport ablassen konnte, den Tom selbst als so nichtig erachtete.

Tom streckte sich und gähnte herzhaft. Die Vorfreude auf die bevorstehenden Weihnachtsferien mischte sich mit dem unguten Gefühl, Ava nicht mehr in seiner Nähe zu wissen und der immer größer werdenden Neugier auf seinen Großvater und Onkel. Endlich würde er die letzten Nachkommen der Gaunts kennenlernen.

Der Zauberer seufzte leise, als er sich aus seinem Bett erhob. Als seine Zehen unter der warmen Decke hervorlugten, spürte er die Kühle des Morgens auf seiner Haut. Unwirsch zwang er sich mit den nackten Füßen über den eisigen Steinboden ins Bad zu huschen, um kurz darauf die Dusche bis zum Anschlag zum dampfen zu bringen. 

Nachdem er seine Schuluniform mit einem grünen Pullover ergänzt hatte, war ihm endlich warm. Der Blick des Fünfzehnjährigen glitt über seine beiden Freunde, die noch fest schliefen, und ein fast unmerkliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Charles' lautes Schnarchen und Olivers friedliches Grinsen erinnerten ihn daran, wie unterschiedlich doch die Menschen sein konnten. Tom griff nach seinem schwarzen Notizbuch und "Geschichte über Trolle", dann machte er sich auf den Weg zur großen Halle.

Die großen Holztüren der Halle standen offen, und ein sanftes Licht erhellte den Raum. Es war noch niemand dort außer ein paar Hauselfen, die emsig damit beschäftigt waren, die Tische für das bevorstehende Frühstück zu decken. Tannenbäume, die am Vortag noch nicht da gewesen waren, wurden mit funkelnder Dekoration geschmückt und eine friedliche Stille lag über dem Raum.

Tom wählte einen Platz weiter hinten am Slytherintisch und setzte sich. Er öffnete sein schwarzes Notizbuch und blätterte durch die leeren Seiten, während er nachdachte. Ein Hauself trat leise an seinen Tisch. "Wie kann der Quip dem jungen Herrn behilflich sein?", fragte das Wesen höflich.

"Bring mir einen Frühstückstee", sagte Tom, während er den Hauselfen nicht eines Blickes würdigte.

Quip verneigte sich eifrig. "Natürlich, junger Herr. Wie hätten sie ihren Tee denn gern? Mit Milch oder ohne Milch? Mit Zitrone oder ohne Zitrone? Mit Zucker oder..."

"Nur Tee", unterbrach er den Elfen und dieser verschwand in einem kleinen "Plopp". Während Tom auf seinen Tee wartete, wanderte sein Blick auf die Decke der großen Halle. Die Schneeflocken fielen in einem stetigen, ruhigen Tanz auf die Haustische herab. Bevor die Flocken auf dem dunklen Holz schmelzen konnten, lösten sie sich auf.

Eine Tasse Tee ploppte vor ihm auf den Tisch auf. Toms blasse Finger legten sich um das Porcelan, sodass die Wärme des Getränks seine Hände umschloss, während er den Dampf einatmete. Sein schwarzes Notizbuch lag neben ihm, und "Geschichte über Trolle" ruhte unter seinem Umhang.

Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt