Nach dem Abendessen tippte jemand auf Toms Schulter. Ertappt drehte er sich möglichst unschuldig lächelnd zu der Person um. Es war Slughorn, der die Gruppe Jugendlicher belustigt musterte: "Mr Riddle, dürfte ich Sie einmal entführen. Ihre Freunde können sicherlich, wenn auch ungern auf Ihre Gesellschaft verzichten." Oliver griff nach Toms Hand: "Verlass uns nicht, Tom!"
Slughorn lachte: "Ach, noch einmal jung sein. Mr Gamp, sie werden die nächste Stunde sicherlich ohne ihren Freund überleben." Tom hoffte, der Lehrer stempelte ihr Verhalten als Albereien ab. Tom stand von der Bank auf. Beim Blick durch die große Halle fiel ihm auf, dass die meisten Schüler bereits die Haustische verlassen hatten. Nur noch wenige saßen in kleinen Grüppchen unter den schwebenden Kerzen. Ein paar spielten Zaubererschach. Ein paar lasen. Andere tuschelten.
"Klar, Professor, was gibt's denn?", Tom gelang es mit viel Konzentration klar und deutlich zu sprechen. Aus Slughorns Ohr kroch ein kleiner blauer Salamander heraus, der es sich auf dem Kopf des Lehrers gemütlich machte.
Der Zaubertrankmeister gebot Tom, ihm zu folgen. Er führte seinen Schüler hinaus aus der Großen Halle. Er setzte sich auf eine leere Bank neben der Treppe. Tom ließ sich daneben fallen. "Mein lieber Junge, ich hab mit Professor Dippet gesprochen und wir sind uns einig, dass keiner von uns Ihrer strahlenden Zukunft im Wege stehen möchte. Die Schule möchte Ihnen die beste Ausbildung bieten, die wir ermöglichen können. Sie werden also an allen gewählten Kursen teilnehmen können. Allerdings werden wir Lehrer uns dieses Wochenende dafür eine gemeinsame Lösung überlegen müssen. Es gibt Kurse, die zeitgleich stattfinden werden. Aber sie werden notfalls auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen müssen." Dem Leiter des Hauses Slytherin wuchsen zwei Engelsflügel als er seinem Schüler stolz auf die Schulter klopfte: "Trauen sie sich das zu, Tom?"
Der Fünfzehnjährige nickte.
"Vielen Dank, Professor! Auf Sie ist wirklich verlass!", Tom strahlte: "Wissen wir zufällig wie spät es ist?"
Slughorn lachte und deutete auf die große Uhr mit den goldenen Zeigern, die gegenüber von ihnen hing. Auch wenn Tom sich anstrengte, konnte er die Uhr nicht lesen, weil sie die Zeiger über das gesamte Ziffernblatt schlängelten. Er kniff die Augen eng zusammen. Keine Chance. "Tom, sie sind heute Abend wohl nicht ganz bei sich! Ich frag nicht weiter nach, aber vielleicht sollten sie früh ins Bett gehen. Es ist halb Neun. Haben sie noch einen schönen Abend."
Hatten sie so lange zu Abend gegessen? Tom erschrak etwas. Er eilte in den Schlafsaal - zweimal verlief er sich auf dem Weg dahin. Endlich angekommen tauschte er seine Schuluniform gegen ein lockeres Hemd und Jeans. Dann machte er sich auf den Weg zur Party. Seine Kürbispasteten-WG erspähte er am Feuer vorm Kamin im Gemeinschaftsraum. Sie bemerkten ihn nicht, als er an ihnen vorbeieilte.
***
Den Geheimgang zu finden war nicht so einfach, wie gedacht. Das lag eventuell auch daran, dass sich Toms Umgebung ständig veränderte, kleine magische Wesen um ihn herumtanzten und er immer wieder vergaß wie viele Treppen er bereits genommen hatte. Zu seiner Entschuldigung musste man ihm aber auch eingestehen, dass sich die bewegende Treppen von Hogwarts die Orientierung high nicht leichter machten.
Um zehn hatte Tom endlich den richtigen Gang im ersten Stock gefunden. Eine Statue einer einäugigen Hexe lächelte ihn an. Jemand hatte ihr ein Partyhütchen aufgesetzt. Wie von Ava erklärt, ging er dreimal an der Figur hin und her und murmelte "Unübersehbar". Die einäugige Hexe zwinkerte, drehte sich und gab die unter ihr verborgene Treppe frei.
Tom übersprang immer zwei Stufen der gewundenen Treppe. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten seine Füße endlich den Steinboden. Ihm war etwas schwindelig als sich der Geheimgang vor ihm auftat.
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Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)
FantasyTom Riddles Schulzeit (5. Schuljahr, Kanon) II Auf der Suche nach seiner Herkunft ahnt er noch nicht, dass eine todbringende Riesenschlange in der Schule als sein Erbe auf ihn wartet. Doch Ava Starling, eine Ravenclawschülerin, weckt fast so etwas w...