44. Kapitel: Home sweet Home

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[For the Vibe: Vivaldis "Herbst/Winter- vier Jahreszeiten", kann ich als Lesebegleitung empfehlen, hat mich beim Schreiben direkt in Morfins Heim getragen :D]


Es war der siebenundzwanzigste Dezember, als Dorothea und Paul Miller mit ihren drei Kindern in der Küche saßen. Die Bäuche noch kugelrund von den Feiertagen, fühlten sie sich alle merkwürdig leer. Es war eine seltsame Zeit zwischen den Jahren. 

Man wartete nur darauf, dass es zu Ende ging. 

Paul musste am späten Morgen zurück ins Büro. Er hatte großes Glück, dass sein Job im örtlichen Postbüro so unverzichtbar schien, dass er selbst nicht an die Front geordert worden war. In einer Stunde würde er wieder Pakete stempeln, Rechnungen zusammenheften oder Briefe sortieren. 

Dorothea würde Zuhause bleiben, nach dem Frühstück damit beginnen, die Kekskrümel und Tannennadeln im Wohnzimmer zusammenzufegen, während die Kinder ihre neuen Spielsachen austesten konnten. 

Weihnachten war vorbei und die Magie erloschen. Der Weihnachtskranz lag bereits im Wohnzimmer neben den getrockneten Holzscheiten am Kamin und wartete darauf, verbrannt zu werden.

Das Papier der Zeitung raschelte laut, als Paul den Sportteil aufschlug und das Lokalblatt seiner Frau weiterreichte. Sehr bewusst ignorierten sie beide die politischen Beiträge seit der Krieg ausgebrochen war. Hier in ihrem kleinen Haus in little Hangelton war alles normal und friedlich, wenn man den gruseligen Alten aus dem Wald außer Acht ließ. Aber der war auch schon vor dem Krieg da gewesen.

"Ach, schau mal Liebling! Die Riddles haben zu Weihnachten für die Schulbibliothek ein paar Bücher gespendet", seufzte Dorothea entzückt. Auch wenn noch kein Mitglied der Familie Riddle je mit ihr auch nur ein Wort gewechselt hatte, verehrte Mrs. Miller diese Menschen, die Glamour und Glanz von ihrem Anwesen auf dem Berg hinab ins Tal strahlen ließen. Paul grunzte nur. 

Ein knistern ertönte aus dem anliegenden Wohnzimmer.

"Ich schau mal ob ich neues Feuerholz auflegen muss", murmelte Paul und stand von seinem Stuhl auf. Seine jüngste Tochter schaute ihm mit großen Augen hinterher. 

Erneut ertönte ein Knacken. 

Dann ein Poltern.

Dann Stille.

Und einen Moment später kam Paul Miller zurück in die Küche. Er war käsebleich und sein schütteres Haar schien noch dünner und gräulicher als vor wenigen Minuten. Hinter ihm folgte ein Junge. Großgewachsen, blass und obwohl er nicht einmal volljährig schien, war er sehr selbstbewusst.

Dorothea ließ ihre Teetasse sinken und legte die Zeitung säuberlich gefaltet zur Seite: "Paul, Liebling? Wer ist das?"

"I-Ich weiß nicht", stammelte Mr. Miller.

Erst jetzt fiel auf, dass der Junge merkwürdig gekleidet war. Er trug keinen Wintermantel, sondern einen schuppigen Umhang. Als hätte jemand eine Mischung aus Schlange und Krokodil gehäutet und zu einem Kleidungsstück verarbeitet. Der Junge lächelte. Sein Blick wanderte über den Frühstückstisch und blieb auf der Zeitung ruhen. Als er den Namen Riddle las, verengten sich seine Augen kaum merklich. Dorothea stand auf und trat dem Fremden entgegen. Allerdings war er immer noch einige Köpfe größer als sie. Obwohl sie wusste, dass sie diesen Jungen noch nie in ihrem Leben gesehen hatte, kam ihr sein Gesicht  merkwürdig bekannt vor.

"Ich wollte Sie nicht stören, es tut mir sehr leid. Ich habe mich wohl in der Hausnummer geirrt", er lächelte kühl aber höflich, während er sich etwas Asche von den Schultern klopfte. Dorothea erwiderte das Lächeln automatisch. Ihre Unruhe wollte sie sich vor den neugierig starrenden Kindern nicht anmerken lassen. "Wo wollten Sie denn hin?"

Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt