15. Kapitel: Myrte

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Tom wusste nicht, was er auf Avas Worte antworten sollte. Wahrscheinlich hatte sie recht. Aber er wollte sie nicht mehr hergeben. Etwas in seiner Brust pochte, er atmete tief ein, seine Hände zogen das Mädchen wieder an sich heran. Auch Ava gab nach und ließ sich mit ihm fallen. Solange sie in der Luft waren, konnten sie den Flug genießen. Hoffentlich würde der Aufprall nicht zu hart werden.

Den restlichen Abend konnten Ava und Tom nicht voneinander lassen. Als sie sich aus dem Dunkeln wieder zu den andern gesellten, berührten sich die Körper der beiden immer wieder verstohlen. Vielleicht war es die sparsame Beleuchtung oder der Alkoholpegel der anderen Partybesucher, aber es schien, als würden die anderen nicht realisieren, was zwischen dem Slytherin und der Ravenclaw vor sich ging.

Vielleicht hatten Avas Freunde aber sowieso schon vermutet, dass zwischen den beiden Vertrauensschülern die Funken flogen und waren nur so höflich, sie nicht darauf anzusprechen.

Wer sicherlich nichts von den Turteleien zwischen Tom und Ava mitbekommen hatte war Lucas Lockhart. Irgendwann gab er wieder eine seiner prahlerischen Geschichten zum besten. Tom bemerkte, dass der sechzehnjährige Ravenclauwschüler während seiner Story immer wieder Avas Blickkontakt suchte und die Geschichte immer unglaubwürdiger wurde um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Diesmal erzählte Lucas, wie er einen Werwolf aus dem Vorgarten seiner Großeltern nur bewaffnet mit einem alten Hausschuh vertrieben hatte. Tom vermutete, dass es sich wahrscheinlich eher um ein Eichhörnchen oder maximal einen  herkömmlichen Fuchs gehandelt hatte. Als er seine Vermutung Ava zuflüsterte, kicherte die Blondine. Ihre Locken kitzelten ihn. Es verschaffte Tom Genugtuung, dass Lucas sich an seinem Mädchen die Zähne ausbeißen würde. Sollte er doch noch mehr Heldentaten aus dem Hut zaubern.

***

Spät in der Nacht beendete Peeves der Poltergeist die Party. Beleidigt, nicht eingeladen worden zu sein, drohte er damit, die Schüler auffliegen zu lassen und begann kichernd kleine Knallfrösche zu zünden. Bevor der Geist seine Drohung wahr werden ließ, zog Ava den noch immer etwas benommenen Tom schnell die Treppe aus dem Geheimgang heraus. 

"Lass uns noch nicht gehen", flüsterte Tom, als sie im ersten Stock vor der einäugigen Hexe standen. Am liebsten hätte er das Mädchen erneut geküsst, aber sie sollten den Gang schnell verlassen, bevor weitere Schüler durch den Steinflur trampelten.

Zu spät! 

Laute Schritte näherten sich mit schneller Geschwindigkeit. "Mist!", murmelte Ava. Es würde gar nicht gut aussehen, wenn zwei Vertrauensschüler die Schulregeln missachteten und illegale Partys besuchten. Die Hexe zog Tom durch den ersten Stock mit sich. Sie öffnete leise eine alte Holztür schlüpfte hindurch. Der Junge folge ihr, obwohl es ihm widerstrebte, dass Ava den Ton anzugeben schien. 

Die beiden befanden sich in einem der wenigen Räume in Hogwarts, den Tom nicht kannte. In der Mitte umringten steinerne Waschbecken eine breite Säule. Weiter hinten konnte er Kabinentüren erspähen. Sie waren im Mädchenklo. Ava kicherte bemüht leise: "Das war knapp." "Ja", Tom trat näher an sie heran. Ava warf den Kopf in den Nacken und lachte: "Und aufregend." Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um Tom zu küssen. 

Auch wenn der Zauberer das Mädchen küssen wollte, wollte er nicht die Kontrolle an sie abgeben. Er stieß sie zurück, gegen die Wand, nur um einen Moment später seine Lippen auf ihre zu pressen. Das schwer zu kontrollierende Mädchen so zu beherrschen, gefiel Tom ausgesprochen gut... bis ein Geräusch die Küsse unterbrach. Aus einer der Klokabinen schniefte es. 

Eva zuckte ertappt zusammen: "Hallo, ist da jemand?"

"Ja. Schön, dass ihr mich auch mal endlich bemerkt. Ich werde ja immer vergessen... Keiner denkt an die arme Myrte", schluchzte es aus der Kabine. 

Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt