Mrs Butcher hatte sich entschieden, Tom möglichst gut und unauffindbar wegzusperren, sodass sie den Jungen ausgiebig und ungestört vernehmen konnte, ohne direkt von Dumbledore oder Slughorn unterbrochen zu werden.
Nachdem sie einige Treppen hinabgestiegen waren, machte Mrs Butcher vor einem alten Kerkerverlies halt. Sie waren weit unter der Erde, vielleicht sogar unter dem schwarzen See, jedenfalls tropfte es von der Decke und eine große Pfütze hatte sich auf dem mit Moos bewachsenem Stein gebildet. Die Ministeriumshexe ließ den Zauberstab kreisen. Schwere, an der Wand montierte Ketten klirrten, krochen an Toms Armen empor, bis sie seine Handgelenke umschlossen und den Jungen zu sich zogen.
Da stand Tom nun. Der kalkweiße Junge, lehnte gegen die dunkle Kerkerwand. Obwohl kein einziges Licht leuchtete, strahlte seine marmorne Haut in der Dunkelheit. Seine Miene versteinert, wartete er was nun passieren würde. Seine Handgelenke begannen bereits zu schmerzen.
"Ich möchte Professor Slughorn ungern nach seinem Veritaserum fragen, dann wären wir nicht lange ungestört, mein Lieber", begann Butcher: "Deshalb bitte ich Sie ganz ehrlich zu antworten. Ich glaube wir haben sonst auch andere Mittel, um sie zum Sprechen zu bringen."
"Ich bin unschuldig!", log Tom: "Egal wie lange sie mich hier verrotten lassen."
"Na. Na. Natürlich sind sie unschuldig", die Hexe grinste: "Sie mögen das Mädchen, oder?"
Tom reagierte nicht.
"Sie haben die Zukunft von Miss... äh... Sparkling... in der Hand. Stellen sie sich vor, die Zukunft des Mädchens wird verdorben. Kein Abschluss... kein Job. Ihr Zauberstab wird beschlagnahmt. Vielleicht sogar Askaban", die Hexe säuselte, als würde sie in glücklichen Erinnerungen schwelgen: "Und das wegen Ihnen, Mr Riddle. Weil das Mädchen gemeinsam mit Ihnen vor einem Tatort, mitten in der Nacht, ertappt wurde. Plötzlich haben wir zwei höchst verdächtige Schüler. Und dabei will ich eigentlich nur, dass Sie, Mr Riddle, büßen. Sie gehören nicht hierher. Ihre schäbige Herkunft... An ihnen klebt ihre dreckige Muggelvergangenheit. Aufgewachsen im Waisenhaus für Nichtmagier. Scheußlich. Eine schlimmere Schande als all die Schlammblüter hier..."
Es war ironisch, dass Tom und Mrs Butcher anscheinend ein ähnliches Motiv hatten und dennoch so unterschiedliche Ziele verfolgten.
"Ich hätte die Gelegenheit damals nutzen sollen... Als der Vorwurf wegen dem Cruciatus im Raum stand, hätte ich alles tun sollen, um sie zu vernichten", sie bleckte die Zähne: "Aber jetzt scheint es so, als hätte ich eine zweite Chance. Und die möchte ich ungern verstreichen lassen. Dann fangen wir doch mal an, ihre Taschen zu durchsuchen."
Die fetten Finger tasteten die Slytherinrobe hastig ab. Tom biss sich vor Ekel auf die Lippen. Was konnte die alte schon finden... Seinen Zauberstab hatte sie bereits. Doch Mrs Butcher hatte etwas gefunden und beförderte neugierig ein Federkiel zum Vorschein. Die Enttäuschung zeichnete sich deutlich in ihren kleinen Augen ab. Dann tastete sie weiter.
Eine verbogene Feder.
Weiter gruben sich die fetten Finger gierig in den Stoff der Slytherinrobe. Und holten ein kleines Buch zum Vorschein. Toms Herz setzte kurz aus. Aber es war zum Glück nicht sein geheimes Tagebuch, in dem all seine Ideen unsichtbar, aber fein säuberlich notiert waren.
Das Traumtagebuch, in das Tom für den Unterricht von Professor Phytia ein paar nichtssagende Träume stichpunktartig notiert hatte hielt Mrs Butcher triumphierend in den Händen: "Aha! Was haben wir denn hier?" Alles ausgedacht und so nichtssagend wie nur möglich. Gefüllte Seiten von erlogenen Träumen. Nichts wichtiges stand dort: 13.01.1943: Traum: Ich esse Pudding, aber der Pudding hat eine Haut, deshalb esse ich ihn nicht auf. // 24.02.1943: Traum: Oliver hat alle seine Hemden gewaschen. Sie sind eingelaufen. Er sieht merkwüdig aus mit den viel zu kurzen Ärmeln. // 26.02.1943: Albtraum: Ein Flubberwurm hat mir in den Finger gebissen. // 04.03.1943: Traum: Ich habe eine Zitrone gegessen, aber die war gar nicht so bitter. Nur ein bisschen. // 12.03.1943: Kein Traum.
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Tom Riddle auf der Suche nach dem Erben von Slytherin (5. Schuljahr)
FantasyTom Riddles Schulzeit (5. Schuljahr, Kanon) II Auf der Suche nach seiner Herkunft ahnt er noch nicht, dass eine todbringende Riesenschlange in der Schule als sein Erbe auf ihn wartet. Doch Ava Starling, eine Ravenclawschülerin, weckt fast so etwas w...