21. März 1820
„Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein"
Jack Rackham
Jack beobachtete Jonah dabei, wie er zwei schwere Fässer mit Apfelwein auf die Schultern lud und aus dem Beiboot an Deck balancierte.
Beinahe alle neuen Vorräte waren somit verladen und sie waren bereit, einige weitere Wochen auf See zu verbringen.Er hatte die Kajüte Vanes nach deren Abreise geplündert und was sich zu Geld machen ließ in Harwich an die zwielichtigen Händler verscherbelt.
Mit dem Geld hatte er endlich neue Vorräte für die Männer erstanden.
Getreide, Kartoffeln, eingelegtes Obst und Gemüse, gepökeltes Fleisch und vor allem alkoholische Getränke füllten nun die Vorratskammern und der Smutje Mr. Todd war mehr als entzückt.Müde rieb er sich die geröteten Augen und warf einen weiteren Blick auf die Seekarte.
Der Wind stand gut, würde sie an Frankreichs Nordküste tragen. An Brest vorbei und dann Richtung Süden, an den bretonischen Stränden und Klippen entlang.
Die gleiche Route, die Vane immerzu genommen hatte.Doch Jacks Mundwinkel hoben sich zu einem leichten Lächeln, als er mit dem Finger weiter die Küste hinab fuhr. Vorbei an Bordeaux und weiter nach Süden bis nach Spanien. Das Baskenland. Kanabrien und Galicien.
Vane hatte die spanische Nordküste nie angerührt. Jack war es ein Rätsel wieso. Es war weit, ja. Es gab gewiss andere Seeräuber, denen das Gebiet gehörte, ja. Aber es juckte ihn in den Fingern, dort sein Glück zu versuchen.
Spanien war eine Seemacht. Wo, wenn nicht dort würde das meiste Gold zu holen sein?
"Also Käptn, die Vorräte sind verladen, das Bramsegel geflickt und das kleine Leck im Bug Backboards mit Teer ausgebessert", unterbrach Ben seinen Gedankengang.
Jack sah auf. Es war ihm gar nicht aufgefallen, dass der Matrose an seine Seite getreten war.
"Du siehst müde aus, Käptn."
"Das mag sein, Ben", gab Jack zu. Seine Stimme war nur ein leises Knurren. "Wahrscheinlich deswegen, weil irgendeiner von euch Landratten mich ständig aus irgendeinem Prozess herausreißt! Und ich daher nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht, geschweige denn, wann ich schlafen soll." Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter, bis er Ben beinahe ins Gesicht brüllte.
Dieser hob jedoch nur unbeeindruckt die Schultern.
"Du brauchst einen Steuermann. Und einen Maat", schlug er vor.Jack massiere sich die Nasenwurzel.
"Ich weiß", sagte er schlicht.
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Dust and Water
Historical FictionWir schreiben das Jahr 1801, als in England die junge Anne Bonny als uneheliche Tochter eines Richters das Licht der Welt erblickt. Verstoßen und geächtet von der Stadtgemeinde, flieht sie als sie älter wird und lernt auf ihrer Reise Jack Calico ken...