Ein brauchbarer Trinkkumpane

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01.04.1821
Irgendwo zwischen Ipswich und Harwich

„Ist man verliebt ins Leben, verliebt ins Verliebtsein oder doch in einen Kerl?"
~ Unbekannt

„Ist man verliebt ins Leben, verliebt ins Verliebtsein oder doch in einen Kerl?"~ Unbekannt

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Anne Bonny

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages legten sich auf ihre Haut, liebkosten ihre Wangen und wärmte sie auf.
Mit geschlossenen Augen lächelte sie dem neuen Morgen entgegen, spürte die rhythmischen Bewegungen ihres Schimmels unter ihren Schenkeln, hörte sein sanftes Schnauben. Mittlerweile hatte sie ihrem treuen Begleiter einen Namen gegeben - Zimtstern. Er war so süß wie das weihnachtliche Gebäck. Noch dazu artig, so wie man es den Kindern zu dieser ganz besonderen Zeit des Jahres auftrug zu sein.
Samuel hatte über ihre Wahl gelacht, aber das war ihr egal gewesen.

Wochen waren vergangen, seit sie mit Cherleton London verlassen hatte. 

In Luton hatte sie ihre Vergangenheit hinter sich gelassen. Erst hatte sie sich von ihrem alten Kleid verabschiedet und noch in der gleichen Nacht, nachdem sie sich der Musik und dem Bier in der Taverne hingegeben hatte, hatte sie sich ihre Locken mit einer verrosteten Schere bis zu den Schultern angeschnitten.
Diese Entscheidung hatte sie zu keiner Sekunde bereut. Das übriggebliebene Haar trug sie nun in einem straff nach hinten gebundenen Zopf, dass sie es nicht beim Reiten stören konnte.

Sobald Samuel seinen Rausch ausgeschlafen hatte, waren sie weitergereist und sie hatte zum ersten Mal zu spüren bekommen, was es bedeutete einen Kater zu haben. Übel war ihr gewesen und ihre Welt hatte sich gedreht, während Zimtstern sie immer weiter Richtung Northampton getragen hatte.

Sie hatte sich geschworen, sich dem Alkohol nie wieder hinzugeben. Aber kaum dass sie die nächste Stadt erreicht hatten, hatte sie dieses Versprechen an sie selbst direkt wieder über den Haufen geworfen.

Mit Samuel hatte sie etwas von seinem Wein verkauft. In Luton hatte er ihr bereits erklärt, dass es sich gehörte mit den Interessenten das flüssige Gold zu verkosten und so waren sie dem auch in Northampton nachgekommen.
Am Ende hatte Anne sich lachend und mit Samuel tanzend im Zimmer ihrer nächtlichen Bleibe wiedergefunden. Oh, wie frei sie sich gefühlt hatte. Wie unbeschwert. Und wie ... wie hingezogen zu Samuel.

Bevor etwas anderes hatte geschehen können, waren sie allerdings beide eingeschlafen und hatten sich am nächsten Tag gegenseitig veralbert, als der Kater sie beide heimgesucht hatte. „Du wirst noch zu einem brauchbaren Trinkkumpanen, wenn das so weitergeht!", hatte er auf ihrem Weg nach Cambridge gewitzelt.
Sie hatte ihm geantwortet: „Du wirst schon sehen! Am Ende unserer Reise saufe ich dich unter den Tisch!" Und dann war sie vor ihren eigenen Worten erschrocken, die gar nicht mehr nach denen einer wohlerzogenen Dame geklungen hatten.
Sie war dabei sich zu verändern und sie wusste nicht, ob sie das für gut oder schlecht heißen sollte.

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