03. Juni 1821
Golf von Biskaya„Die Menschen sind dazu verdammt, entweder Sklaven der Pflicht oder Sklaven der Macht zu sein."
~ Joseph JoubertJack Calico
Er eilte hinauf aufs Hüttendeck und griff nach einem der Fernrohre, um sich wie Jonah einen Überblick zu verschaffen. Als er eine schwarze Flagge am Mast wehen sah, vertrieb Erleichterung für einen kurzen Moment die Panik in seiner Magengrube. Allerdings nur für zwei Sekunden.
"Augenscheinlich Piraten, Käpt'n!", Jonahs ruhige Stimme erklang neben ihm. "Haben die Flagge auf Halbmast gehisst."
"Aye, das sehe ich." Jack ließ sein Fernrohr sinken und kniff nachdenklich die Augen zusammen. Er verfluchte sich selbst, dass er kein Segel mit der englischen Flagge erlaubt hatte. Allerdings wäre es ihnen auch kaum gelungen, eine volle Seetüchtigkeit innerhalb der nächsten halben Stunde herzustellen. "Das bedeutet, sie wollen verhandeln."
Jonah ließ überlegt eine Hand über das Holz des Steuers gleiten.
"Wie lauten deine Befehle, Käpt'n."Jack rieb sich mit der Hand über die schmerzende Schulter. Er hatte bisher nicht einmal Zeit gefunden, sich ein sauberes Hemd überzuwerfen, das nicht mit portugiesischem Blut bedeckt war. Umso besser. Sollten die Spanier ruhig vor Furcht erzittern, wenn sie seine blutrünstigen Männer erblickten.
"Davon segeln können wir ihnen nicht", stellte er fest. "Nicht ohne Groß." Er biss die Zähne zusammen. "Es gefällt mir nicht, aber wir haben keine andere Wahl, als sie willkommen zu heißen. Bring mir unser Sprachgenie."Das spanische Schiff näherte sich ihnen und schloss schnell zu ihnen auf. Es dauerte nicht lange und sie befanden sich in Rufreichweite. Angespannte Unruhe breitete sich unter den Männern an Deck aus. Verunsicherung verdrängte das Hochgefühl, welches auf das überlebte Gefecht folgte. Und noch etwas schlich sich hinein. Sturheit. Und Gier. Die Befürchtung, etwas von ihrer hart erkämpften Beute wieder hergeben zu müssen.
"Verflucht! Diese Pinasse hat zwei Kanonendecks?", Bens Stimme hob sich eine Oktave höher, als das spanische Schiff den Abstand zu ihnen immer weiter verringerte.
Jack nickte und beobachtete, wie sich die Kanonen des anderen Schiffes drohend durch die Luken schoben, bereit, jederzeit abgefeuert zu werden, sollten sie ein Manöver durchführen, das den Spaniern nicht passte. Leise flüsterte er Ben hinter vorgehaltener Hand den Befehl zu, Mr. Rogers ebenso handeln zu lassen. Sein Maat verschwand und ließ nur Jonah und den wie eh und jeh vor Angst schlotternden Niederländer Piet van den Berg zurück.
Ungehalten atmete er aus.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf zwei Männer auf dem spanischen Hüttendeck. Das Erste, was ihm ins Auge fiel, waren deren riesige schwarze Hüte, die mit roten Federn geschmückt zu sein schienen. Einer von ihnen winkte, der andere ließ seine Hand auf dem Steuer ruhen und richtete eine Feuerwaffe in die Luft.
Ein Knall ertönte, der ihnen die Aufmerksamkeit aller sicherte.
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Dust and Water
Ficción históricaWir schreiben das Jahr 1801, als in England die junge Anne Bonny als uneheliche Tochter eines Richters das Licht der Welt erblickt. Verstoßen und geächtet von der Stadtgemeinde, flieht sie als sie älter wird und lernt auf ihrer Reise Jack Calico ken...